Die Gedenkstätte Leistikowstraße erhält mehr als 200 Fundstücke aus der ehemaligen sowjetischen Geheimdienststadt – Öffentliche Präsentation am Internationalen Museumstag

Die Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam freut sich über mehr als 200 Fundstücken aus der Zeit des sowjetischen „Militärstädtchens Nr. 7“. Die Objekte, zu denen unter anderem Uniformjacken und handgemalte Propagandatafeln zählen, sind erst kürzlich bei der Sanierung des letzten leerstehenden Gebäudes der früheren Geheimdienststadt entdeckt worden. In den 1970er Jahren befanden sich dort Schulungsräume für Kompanien des vor Ort stationierten Wachbataillons. Das kleine Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft der Villa Quandt wird derzeit durch die Friedrich August Stüler Stiftung saniert. Bauherr Felix Müller-Stüler übergab der Gedenkstätte die geborgenen Gegenstände als Schenkung.

Norman Warnemünde, der für die Sammlung zuständige Mitarbeiter der Gedenkstätte, sagte: „Diese Funde sind eine wertvolle Bereicherung für unsere museale Sammlung. Wir hatten es nicht für möglich gehalten, fast 30 Jahre nach dem Abzug der russischen Truppen so viele neue Objekte zur Geschichte des Geheimdienststandorts zu entdecken. Jedes noch so unscheinbare Fundstück, seien es eine einfach geflickte Uniformjacke, Propagandazeichnungen oder eine leere Wodka-Flasche, erzählt vom soldatischen Alltag in der ‚verbotenen Stadt‘.“

Zu den Funden gehören neben einer großen Lenin-Pappfigur auch Propagandatafeln. Sie erinnern an den sowjetischen Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ oder enthalten Erfolgsstatistiken der sowjetischen Wirtschaftsleistung. Künstlerisch talentierte Soldaten des Wachbataillons fertigten diese Tafeln für die weltanschauliche Schulung der vor Ort stationierten Wehrdienstleistenden per Hand und gaben ihnen damit ein individuelles Gepräge. Bemerkenswert ist auch ein gerahmtes Foto eines jungen Wachsoldaten, das vermutlich in der Kaserne aushing. Der junge Rekrut wurde ausgezeichnet, weil er im Oktober 1976 das unerlaubte Entfernen zweier Kameraden vom Standort vereitelt hatte.

Am Internationalen Museumstag am Sonntag, 15. Mai 2022, haben Interessierte die Gelegenheit, sich in der Zeit von 14.00 bis 16.00 Uhr die Funde in der Gedenkstätte anzusehen, bevor sie gesäubert, verpackt und inventarisiert werden. Neben weiteren Programmpunkten und kostenfreien Führungen bietet sich an diesem Tag auch die Möglichkeit, einen Blick in das sogenannte Kutscherhaus zu werfen, in dem die Objekte aufgefunden wurden. Felix Müller-Stüler, Nachfahre des preußischen Baumeisters Friedrich August Stüler, wird von seinen Zukunftsplänen für das Gebäude als Ausstellungs- und Lernort für Architektur berichten.

Foto im Anhang: Einige der Fundstücke, die Felix Müller-Stüler an die Gedenkstätte übergab (© GBLP)

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