„Der Personalmangel im Pflegebereich ist eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft. Um diesen Mangel erfolgreich bekämpfen zu können bedarf es konkreter politischer Schritte. Wir verzeichnen seit einigen Jahren wieder stetig steigende Beschäftigtenzahlen in der Krankenpflege. Die Zahl der Beschäftigten in Kliniken war Ende 2020 mit 486.000 höher als vor zehn Jahren. Das waren 18 Prozent mehr als 2010. Auch die finanzielle Situation hat sich in diesem Jahrzehnt deutlich verbessert. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in Krankenhäusern verdienten im Jahr 2021 brutto durchschnittlich 34 Prozent mehr als noch 2011, ein deutlich höherer Anstieg als in der Gesamtwirtschaft. Diese erfreuliche Entwicklung reicht aber noch nicht aus, um den Pflegepersonalbedarf der kommenden Jahrzehnte abzudecken. Der Pflegepersonalmangel bleibt die vielleicht größte Herausforderung der Gesundheitspolitik. Alle Akteure des Gesundheitswesens müssen in dieser Frage jetzt an einem Strang ziehen: Es gilt jetzt die Weichen zu stellen und die Zukunft zu gestalten. Die Politik muss deshalb in einem ersten Schritt unverzüglich die PPR 2.0 einführen, wie es im Koalitionsvertrag vereinbart ist. Denn nur, wenn wir den Pflegepersonalbedarf der einzelnen Standorte kennen, können wir Personal zielgerichtet einsetzen und standortbezogen gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Personalausstattung auf den Weg bringen. Gleichzeitig muss das Bundesgesundheitsministerium den gesetzlichen Auftrag ernst nehmen und die Ausschreibung zur Weiterentwicklung des Pflegepersonalbemessungsinstrumentes PPR 2.0 frei machen.
Die Krankenkassen müssen ihre Blockadehaltung bei den Pflegebudgets aufgeben. Selbst für 2020 ist ein Großteil der Budgets noch immer nicht vereinbart. Sie sind aber Grundlage, um mehr Pflegekräfte zu beschäftigen und steigende Gehälter zahlen zu können. Aber auch die Krankenhäuser selbst sind aufgefordert alles zu tun, um die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte kontinuierlich zu verbessern und hervorragende Arbeitgeber zu sein. Wir benötigen jetzt konkrete Schritte zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Gehältern. So haben wir die Chance, mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Dank und Worte der Wertschätzung sind wichtig, aber nicht ausreichend.“
Zusammen mit ver.di und dem Deutschen Pflegerat hat die DKG bereits 2019 das Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0 entwickelt. Das Instrument war Ergebnis der Konzertierten Aktion Pflege. Unter dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die PPR 2.0 allerdings nie Beachtung gefunden. Erst die Ampel-Parteien haben in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, die PPR 2.0 umzusetzen.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.903 Krankenhäuser versorgen jährlich 17 Millionen stationäre Patienten (2020) und rund 19 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,3 Millionen Mitarbeitern. Bei 122 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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