Ein Immaterielles Kulturerbe zum Anbeißen

Der Geflammte Kardinal steht zwischen Kaiser Wilhelm und Jakob Fischer, die Gute Luise neigt sich der Gräfin von Paris zu: Auf den Streuobstwiesen im Naturpark Altmühltal begegnet man manchen illustren Persönlichkeiten. Luise Naderer kennt sie bestens. Sie hegt und pflegt die Obstsortenprominenz auf alten Streuobstwiesen und ehemaligen Dorfallmenden rund um Riedenburg. Die Ernte wird zu den sortenreinen „Luisengärten“-Apfelsäften sowie zum Streuobstapfelsaft der Naturpark Altmühltal Edition verarbeitet und verkauft.

Alte, selten gewordene Obstsorten vor dem Verschwinden zu bewahren, ist ein Aspekt von Luise Naderers Arbeit. Schließlich enthalten der Gefalmmte Kardinal und seine Nachbarn im Gegensatz zu den Supermarktsorten viele sekundäre Pflanzenstoffe: Sie sind gesünder und besser verträglich. Gleichzeitig sind die Streuobstwiesen aber auch eine besondere Kulturlandschaft, die vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bietet. Der Streuobstanbau steht inzwischen auf der deutschen UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Um die Streuobstwiesen zu erhalten, braucht es Menschen wie Luise Naderer, die wissen, wie man die Wiesen mit den hochstämmigen alten Obstbäumen pflegt und wie man ihre Früchte verarbeitet. Dabei sind die sortenreinen Säfte von „Luisengärten“ nicht die einzige Option. Fast am anderen Ende des Naturpark-Gebietes entstehen zum Beispiel aus den Früchten des Naturschutzgebietes Buchleite bei Markt Berolzheim edle Brände: Brenner Martin Klug vermarktet sie unter dem Namen „Genuss im Fluss“. Sein „Altmühltaler Zwetschgenbrand“ ist ebenso wie der Streuobstsaft von Luise Naderer Teil der Naturpark Altmühltal Edition – und damit eines der ausgewählten Produkte, die sich im Naturpark-Design präsentieren dürfen, weil sie zum Erhalt besonderer Landschaften beitragen.

Zu diesen wertvollen Landschaften zählen auch die typischen Wacholderheiden, die dem Naturpark Altmühltal sein südländisches Flair geben. Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa und entstanden, als die Talhänge vor Jahrhunderten für die Schafbeweidung gerodet wurden. Heute sorgen die Herden des „Altmühltaler Lamms“ den Sommer über dafür, dass sie nicht wieder zuwachsen. Das erstklassige Fleisch der Weidelämmer trägt ein eigenes Gütesiegel, das auf vielen Speisekarten in der Region zu finden ist. Weniger bekannt als die Lämmer, aber ebenfalls für den Landschaftsschutz im Einsatz sind die „Urdonautaler Auerochsen“, die bei Wellheim weiden. Die stattlichen Heckrinder mit den langen Hörnern und dem auffälligen, rötlichen „Pony“ sind das ganze Jahr über auf der Weide und schützen ein wertvolles Niedermoor. Roastbeef, Burgunderbraten, Lendensteak und andere Delikatessen aus dem hervorragenden Fleisch der Rinder stehen zum Beispiel bei der „Urdonautaler Auerochsenwoche“ im Landgasthof „Zur Jurahöhe“ auf der Karte (16. bis 20. Mai 2022). Klimaschutz, Landschaftspflege und Genuss verbindet außerdem das „Altmühltaler Weiderind“ als neues regionales Qualitätszeichen. Eine Besonderheit ist dabei, dass die Tiere nicht nur auf der Weide gehalten, sondern auch dort geschlachtet werden, um ihnen quälende Transporte zu ersparen. Das kommt der Fleischqualität zugute. Und da nachhaltig genutztes Grünland obendrein einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, können Genießer sich die Spezialitäten vom „Altmühltaler Weiderind“ guten Gewissens schmecken lassen.

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