„Alleen sind ein essenzieller Bestandteil unserer Kulturlandschaft und waren deshalb ein wichtiger Themenschwerpunkt in diesem Jahr“, sagte Thomas Amtage, gemeinsam mit Professor Dr. Dirk Dujesiefken Geschäftsführer des größten europäischen Baumpflege-Events. Dies äußerte sich auch in der Wahl der diesjährigen Fachpartner: die Parlamentsgruppe Kulturgut Alleen und die Alleenschutzgemeinschaft (ASG). Cornelia Behm, Vorsitzende der ASG und Mitglied in der Parlamentsgruppe, fokussierte in ihrem Vortrag den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zwischen dem Schutz von Alleenlandschaften und der Verkehrssicherheit: „Als 1995 der Unfall mit Aufprall auf Bäume in die Verkehrsunfallstatistik aufgenommen wurde, war der Baum als Verkehrshindernis ausgemacht. Und noch heute tragen unter anderem die Richtlinie RPS 2009 und die Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume (ESAB) dazu bei, dass Bäume als Gefahrenquelle wahrgenommen werden, anstatt den Blick auf die diversen Unfallursachen zu richten.“ Im Bemühen, das Dilemma aufzulösen, stehen die ASG und die Parlamentsgruppe Kulturgut Alleen in ständigem Austausch mit zuständigen Politikern, Behörden und Verbänden. „Es wird besser, aber es gibt noch viel zu tun! Deshalb haben wir bei den Deutschen Baumpflegetagen die Chance genutzt, Politik und Gesellschaft einmal mehr aufzufordern, den Alleenschwund zu stoppen und sich für ihren Schutz einzusetzen“, so Cornelia Behm.
Passion before fashion: Wie viel Schönheit braucht der Baum?
Dieser provokanten Frage ging der Eröffnungsvortrag von Dirk Dujesiefken und dem Schweizer Mark Bridge im Kletterforum auf den Grund. „Das Schönheitsideal in unserer Gesellschaft ist stark geprägt vom Streben nach Symmetrie, Jugendlichkeit und Makellosigkeit. Entsprechend werden zahlreiche Bäume geschnitten. Andererseits finden viele die alten, knorrigen Baumgestalten mit ihren Höhlen, Rissen und Altersspuren besonders schön“, sagte Dirk Dujesiefken. Daraus ergebe sich die Frage: „Was ist das Produkt, das wir als Baumpfleger abliefern möchten? Wollen wir an Altbäumen alles ´Unperfekte` abschneiden und uns von gesellschaftlichen Stereotypen leiten lassen, oder können wir auch Schäden und Defekte akzeptieren?“
Mark Bridge hatte dazu eine klare Meinung: „Das Argument, es sei der Wunsch des Kunden, einen Baum aus optischen Gründen komplett zu bereinigen, lasse ich nicht pauschal gelten. Dennoch klettern die Baumpfleger oftmals dem hintersten Totholz hinterher, weil dieses nicht dem gesellschaftlichen Bild eines ´gemachten` Baumes entspricht. Vielleicht sind die Parameter klassischer Schönheit auch in den Köpfen der Baumpfleger verankert. Wir dürfen und sollten mutig sein und im Sinne der Bäume mit diesen Konventionen brechen. Bäume brauchen kein Facelifting!“ Auch die ZTV Baumpflege, erläuterte Dirk Dujesiefken, habe sich angepasst, indem das Regelwerk Ausschreibungen ermögliche, bei denen Totholz in Bäumen belassen oder eingekürzt werden könne, wenn dieses die Verkehrssicherheit nicht gefährde. Allgemein sei es die Aufgabe von Baumpflegern, die Anforderungen der Verkehrssicherheit, des Arten- und Denkmalschutzes und der Gestaltung zu berücksichtigen und bestmöglich in Einklang zu bringen. Der Eröffnungsvortrag traf ins Schwarze und sorgte für eine lebhafte Diskussionen und viele Wortmeldungen.
Wenn alles zu spät ist: Der Umgang mit abgestorbenen Bäumen
Nicht minder aktuell ist ein weiteres Thema, das die Sachverständigen Thomas Amtage und Andreas Detter gemeinsam mit Carsten Beinhoff von der Berufsgenossenschaft SVLFG behandelten: Die Fällung akut abgestorbener Bäume. „Die Folgen des Klimawandels treffen die Bäume in der Stadt ebenso wie auf Waldflächen. Durch den Hitze- und Trockenstress können zuvor noch vitale Bäume innerhalb kürzester Zeit absterben und die Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigen“, so Thomas Amtage. Das Entfernen dieser Bäume, so Carsten Beinhoff, stelle erhebliche Anforderungen an die Arbeitssicherheit dar, denn die Arbeit an gänzlich abgestorbenen Bäumen sei mit einer erhöhten Unfallgefahr verbunden. Allein 2021 habe sich die Zahl der durch Schad- und Totholz verursachten Unfälle im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. „Bei frisch abgestorbenen Bäumen ist es daher erforderlich, aufgrund ihres besonderen Schadbildes eine andere Herangehensweise beim Umgang zu wählen als bei den bisher bekannten Schadsymptomen“, sagte Andreas Detter – und erläuterte im Anschluss mit Thomas Amtage und Carsten Beinhoff konkrete Gefahren und Strategien.
Mehr Raum für die Baumpflege-Messe
Traditionell begleitete die Baumpflege-Messe auch in diesem Jahr die Deutschen Baumpflegetage. 145 Aussteller zeigten in der Messehalle und im Außengelände ihre Innovationen für die Branche. „Die Nachfrage ist gegenüber 2019 noch einmal gestiegen, sodass wir den Ausstellungsfläche erneut vergrößert haben“, berichtete Irina Kaths-Knigge von der Geschäftsstelle der Deutschen Baumpflegetage.
Deutsche Baumpflegetage digital
„Kamera läuft“, dieses Signal hörte man in diesem Jahr häufig im Kletterforum der Deutschen Baumpflegetage. Da die hier gehaltenen Vorträge nicht im Jahrbuch der Baumpflege nachzulesen sind, wurden einige von ihnen in diesem Jahr professionell gefilmt. Diese themenbezogenen Filme gibt es bald zum Download gegen Gebühr auf der Internetseite www.deutsche-baumpflegetage.de. Hier kann man auch das aktuelle Jahrbuch der Baumpflege bestellen, das die Vorträge der diesjährigen Fachtagung im Großen Saal beinhaltet.
Der Termin für die Deutschen Baumpflegetage 2023 in Augsburg steht ebenfalls bereits fest: 25.-27. April 2023.
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