Industriewachstum, Hafenentwicklung, Elektromobilität und eine stetig steigende Zahl an dezentralen Einspeisern sind nur einige Gründe für die dringende Erneuerung dieser wichtigen Anlage im Hamburger Stromnetz. Der sichere Netzbetrieb ist für die Zukunft unerlässlich und zeigt gleichzeitig die große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt auf. Von drei Kopplungspunkten zum vorgelagerten Übertragungsnetz, ist die südliche Anbindung die größte und wichtigste ihrer Art. Sie ist einer der Ausgangspunkte für die Stromverteilung von mehr als ein Drittel der Hamburger Kunden im Industrie-, Gewerbe- und Haushaltsbereich.
Die Modernisierung war auch notwendig, da die aus dem Jahre 1969 stammende Schaltanlage in der Waltershofer Straße ihre maximal mögliche Nutzungsdauer erreicht hatte. Sie wurde jetzt nach neun Jahren Planung, Ausschreibung und Ausführung erfolgreich abgeschlossen. Nach aufwendigem Baugenehmigungs- und Planfeststellungsverfahren übernahm im Jahr 2017 die SPIE SAG GmbH als Generalunternehmer die Arbeiten an der Schaltanlage mit 23 Schaltfeldern in drei Bauabschnitten. Um die sichere Stromversorgung auch während des Umbaus zu jeder Zeit zu gewährleisten, wurde der Neubau auf gleicher Fläche und im laufenden Betrieb mittels Provisorien durchgeführt. Schrittweise wurde die Anlage in Teilabschnitten spannungsfrei gehalten und an die Bauausführung übergeben. Zusätzlich wurde der Bau eines zweiten Zentralrelaishauses notwendig, um die neuen sekundärtechnischen Anlagenteile aufnehmen und zusätzlich eine betriebliche Trennung zwischen Verteilungsnetz (110-kV) von Stromnetz Hamburg und Übertragungsnetz (380-kV) von 50 Hertz Transmission herbeiführen zu können.
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft:“ Wir müssen unsere Energieversorgung nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern auch aus Gründen der Versorgungssicherheit viel schneller aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern lösen. Energiesouveränität ist das wichtigste Ziel. Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Druck, ehrgeizige Klimaziele schneller zu erreichen und die Energiewende zu beschleunigen. Nach dem Rückkauf des Hamburger Stromnetzes durch die Stadt Hamburg und die Gründung der Stromnetz Hamburg GmbH im Jahr 2014 wurde der Startschuss für die Umstrukturierung des 110-kV-Netzknotens und der damit verbundenen ganzheitlichen Modernisierung des Umspannwerkes gegeben. Es wird seinen Betrag zur sicheren und zuverlässigen Stromversorgung der Hamburger Bürgerinnen und Bürger leisten – heute und in Zukunft.“
Thomas Volk, Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH: „Mit diesem Komplettumbau haben wir nun in unserem größten Netzknotenpunkt die Primär- und Sekundärtechnik sowie alle Nebenanlagen auf dem neusten Stand der Technik gebracht und sind damit bestens auf den erwarteten Lastanstieg vorbereitet. Unser Verteilungsnetz ist somit auch immer wieder Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Energiewende, da die dezentralen Einspeisungen aus verschiedenen Quellen zunehmen und das Lastmanagement sowie die sektorenübergreifenden Konzepte an Bedeutung gewinnen. Das ganze Projektteam hat über die mehrjährige Laufzeit eine großartige Gesamtleistung und im Projektzeitrahmen eine Punktlandung erbracht.“
Burkhard Sager, Leiter des Geschäftsbereichs High Voltage und Mitglied der Geschäftsleitung bei SPIE Deutschland & Zentraleuropa und Geschäftsführer der SPIE SAG GmbH: „Als langjähriger Partner von Stromnetz Hamburg haben wir uns diesem herausfordernden Projekt gerne gestellt. Ich bin sehr stolz auf unser Team hier vor Ort, das in den fünf Jahren Projektlaufzeit trotz Corona, trotz schwieriger Umstände stets auf den Punkt gearbeitet hat, und damit erneut einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Stromversorgung geleistet hat. Besonders freut mich, dass die umfangreichen Arbeiten ohne schweren Unfall abgeschlossen wurden – das bestätigt uns bei SPIE in unserer konsequenten Strategie zur Arbeitssicherheit.“
Herausforderungen während der Bauphase
Diese lagen darin, dass neben diversen technischen Aspekten auch die vereinbarten Fixtermine mit Kunden- und Transformatorenabschaltungen strikt einzuhalten waren. Das vorgegebene Zeitfenster war häufig nicht länger als drei Tage, in denen die Kundenleitung umgeschwenkt werden musste, damit die Produktion danach weiterhin laufen konnte. Damit stand die Möglichkeit einer zeitlichen Projektverschiebung außer Frage. Gleiches galt für das Umschwenken von Freileitungen über fremde Flächen. Eine Nichteinhaltung hätte eine Verzögerung des Projektes von bis zu einem ganzen Jahr bedeuten können.
Die abgerissene Stromleitung, die durch einen Schiffsunfall an der Rethe-Hubbrücke Anfang 2020 verursacht wurde, hatte erhebliche Auswirkungen auf die Baumaßnahme im Umspannwerk. Sie bedeutete eine komplette Ablaufänderung und den Aufbau von zusätzlichen Provisorien auf dem Gelände.
Eine Baumaßnahme dieser Größenordnung, im laufenden Betrieb der Altanlagen – und das mitten in der Corona-Pandemie – konnte nur durch das außerordentliche Engagement aller Beteiligten zum Erfolg geführt werden.
Als Eigentümer des Stromverteilungsnetzes und der dazugehörigen Netzanlagen sorgt die Stromnetz Hamburg GmbH, ein Unternehmen der Freien und Hansestadt Hamburg, für die sichere und zuverlässige Stromversorgung der Stadt. Über das Netz werden rund 1,2 Millionen Haushalte und Gewerbetreibende mit Strom versorgt. Die Stromnetz Hamburg GmbH stellt für die Stromkunden den Anschluss und für Stromanbieter den Zugang zum Netz zur Verfügung. Durch das Hamburger Stromnetz fließen jährlich rund 11,8 Milliarden Kilowattstunden Strom.
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