Bei der Entwicklung des Bildmaterials, das über die VR-Brille angesehen werden kann und dem Betrachter das Gefühl gibt, sich mitten in der Szenerie zu befinden, wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Memory Zentrums eingebunden. Sie wurden zum Beispiel befragt, welche Lieblingsthemen sie sich für die Filme wünschen und welche virtuellen Realitäten sie gerne besuchen wollen. Auf der Bestenliste der Themen ganz oben stehen: Filme von heimischen Tieren und Filme vom Strand oder schneebedeckten Bergen − Urlaubsszenarien also. „Das Ziel bei der Arbeit mit der VR-Technik ist es, die Menschen mit Demenz in eine angenehme emotionale Welt zu führen. Die Filme können entspannend und beruhigend wirken. Sie können aber auch über die Erinnerung aktivierende, positive Impulse setzen“, sagt Silvia Schramm. Einen therapeutischen Zweck hat die Arbeit mit der VR-Technik nicht, es geht alleine darum, die Lebensqualität zu erhöhen und den Augenblick freudvoll zu gestalten.
Peter Fischer hat die VR-Brille auf den Augen und hält sie gleichzeitig mit beiden Händen fest. Dabei dreht er seinen Kopf langsam von links nach rechts und schaut sich in der virtuellen Realität um. Er ist begeistert von der Bergwelt, die ihn grade mittels 360-Grad-Technik umgibt, das sieht man ihm deutlich an. „Wir beobachten die Teilnehmenden sehr genau. Wenn wir merken, jemand ist überfordert oder unwillig, greifen wir sofort ein“, sagt Silvia Schramm. „Wir haben versucht, viele verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen bei der Produktion der VR-Filme zu berücksichtigen, um Menschen in unterschiedlichen Stadien der Demenz mit der Technik zu erreichen.“
Für Patientinnen und Patienten der Palliativ-Station der Einrichtung, die ihren Kopf nicht mehr heben oder drehen können und hauptsächlich liegen, kommen betont ruhige 360-Grad-Fotos statt Filme zum Einsatz. „Hier kann man sich ganz langsam allein über die Bewegung der Augen in der Szenerie umschauen. Und auch dann wirkt der Ausflug in die virtuelle Realität erfahrungsgemäß beruhigend auf die Patientinnen und Patienten“, erklärt Silvia Schramm. „Wir sind selbst beeindruckt und teilweise auch überrascht über den positiven Effekt der VR-Technik und die neuen Erfahrungen, die wir machen konnten. Es gab zum Beispiel keine Berührungsängste mit der Technik, die Teilnehmer sind erstaunlich gut mit der Anwendung zurechtgekommen, und allen ist es gelungen, zwischen der echten Realität und der virtuellen Realität zu unterscheiden.“ Rund 30 Filme und Bilder sind in Zusammenarbeit zwischen Memory Zentrum und der Hochschule Niederrhein entstanden. Das Bildmaterial steht der Einrichtung fortan für die Arbeit mit der VR-Technik für stationäre Bewohnerinnen und Bewohner und für alle ambulanten Gäste zur Verfügung.
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