Die Abstimmung im kroatischen Parlament über die Einführung des Euro hat die breite politische Zustimmung und Entschlossenheit unterstrichen, das Ziel 2023 zu erreichen. Dies implizierte, das Schlüsselproblem der Preisstabilität anzugehen, die behindert wird durch die hohe Inflation aufgrund steigender Lebensmittel- und Energiepreise. Im April erreichte die Inflation den Rekordwert von 9,4 % auf Jahresbasis und lag damit über der Rate der Eurozone von 7,4 %. Um diesem Druck entgegenzuwirken, senkte die Regierung die Mehrwertsteuer auf Energie und Lebensmittel, begrenzte die Energiepreise und straffte ihre Geldpolitik. Im vergangenen Monat prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für dieses Jahre eine durchschnittliche Inflation von 5,9 %, leicht über wem Wert für die Eurozone (5,3 %). Bis Ende des Jahres hält Credendo eine Anpassung nach oben für möglich. Daher bestand eine gewisse Unsicherheit über das Jahr der Euro-Einführung. Die Europäische Union und die Europäische Zentralbank zeigten aber Verständnis, da die Energie- und Lebensmittelpreiskrise kein kroatisches Spezifikum, sondern ein globales Problem ist.
Neben der Inflation erfüllt Kroatien weitere Konvergenzkriterien: tragfähige öffentliche Finanzen (d. h. das Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung sollten in diesem Jahr unter 3 % bzw. 80 % des BIP liegen), ein stabiler Kuna-Wechselkurs gegenüber dem Euro und langfristige Zinskonvergenz.
Angesichts der hohen Abhängigkeit vom Tourismus (hauptsächlich aus den umliegenden EU-Ländern) erwartet Credendo, dass Kroatien von der Einführung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel profitiert. Tatsächlich wird der Euro in Kroatien neben dem Tourismus bereits häufig im Bankensektor oder in der Bezifferung der Auslandsschulden verwendet. Die Einführung des Euro sollte daher ein positiver Faktor bei der Erhöhung der Liquidität, der Attraktivität für Investitionen und der Senkung der Zinssätze sein. Diese Vorteile werden willkommen sein, da die Wirtschaft von der Pandemie, inbesondere von der riesigen globalen Tourismuskrise, stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach einem Rückgang des realen BIP um 8,6 % im Jahr 2020 erholte sich die Wirtschaft 2021 um 10,4 %, teilweise dank einer starken Wiederbelebung der Reisebranche. Die Aussichten für die diesjährige Tourismussaison werden durch das Ende der Coronabeschränkungen unterstützt und könnten ein Anziehen des BIP-Wachstums um 2,7 % ermöglichen. Diese Zahl beinhaltet die Folgen des Kriegs in der Ukraine, d. h. hauptsächlich hohe Rohstoffpreise, die das Verbrauchervertrauen und die Erzeugerpreise in Kroatien beeinträchtigen. Der Konflikt könnte aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten in ganz Europa in ganz Europa, der Sicherheitsdimension (Kroatien ist weniger als 1.000 km von der Ukraine entfernt) und der Gefahr einer Ausweitung über die Ukraine hinaus auch negative Auswirkungen auf die Urlaubsplanung haben. Darüber hinaus belasten anhaltende Lieferkettenprobleme und jetzt das Risiko einer Rezession innerhalb der EU die Wirtschaftsleistung Kroatiens. Schwächere Binnen- und Auslandsnachfrage könnte die Konjunktur belasten. Credendo hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Leistungsbilanz weiterhin ein kleines Defizit aufweist, insbesondere durch eine höhere Importrechnung, da Kroatien ein Nettokraftstoffimporteur ist, bevor es ab 2023 wieder einen Überschuss geben dürfte. Dies wird aber ganz grundlegend vom Tourismus abhängen, da auf ihn mehr als 30 % der Leistungsbilanzeinnahmen (vor der Pandemie) entfallen. Kurzfristig erwartet Credendo keine Änderungen in den eigenen Risikoeinschätzungen. Mit Blick auf die Zukunft sind eine stärkere Tourismussaison, die Euro-Einführung und eine stärkere Verwendung von EU-Wiederaufbaufonds positive Aussichten.
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