In den 5 Messehallen A1-A3 sowie B1 und B2 war die Anzahl der ausstellenden Firmen mit 891 natürlich geringer als vor Corona – ebenso wie die Anzahl der rund 26.000 Besucher:innen. Das glich sich aber in etwa aus, so dass das "Messefeeling" vergleichbar zu den Vorjahren war.
Im Gespräch an den Ständen überwog der Eindruck, dass es ähnlich wie vor Corona war – allerdings mit zwei Einschränkungen:
- Einerseits waren nicht alle Hallen komplett mit Ständen gefüllt, so dass diese verkleinert wurden und manche Standpositionen, die früher zentral in den Hallen lagen, dadurch in eine weniger frequentierte Randposition rutschten.
- Andererseits wurde das Messeende auf 16 Uhr am Freitag vorgezogen. Der Freitag war nun schon immer der am schlechtesten besuchte Messetag – und das hat sich dadurch wohl noch weiter verschärft. Ab 14 Uhr waren einige Aussteller schon mit Abbau beschäftigt und erste Stimmen wurden laut, die Messe auf 3 Tage zu verkürzen. Ob sich der enorme Aufwand für Auf- und Abbau für die Ausstellerfirmen aber für drei Tage noch lohnen würde, darf bezweifelt werden.
Beim Gang durch die Hallen wurden immer wieder drei große Trends deutlich:
Erstens natürlich die Digitalisierung, die weiter fortschreitet – auch bei der Messe selbst: die Analytica App war eine große Hilfe, die wesentlich funktionaler ist als die früheren Messekataloge. Gerade die Vorbereitung und Orientierung wurden sehr gut unterstützt, und die Option, Notizen und Fotos den Firmen zuzuordnen, ist sehr praktisch. Aber auch die Digitalisierung im Labor geht voran, was nicht zuletzt die Vielzahl der Anbieter von LIMSen (Labor-Informations-Management-Systemen) und Laborsoftware belegt.
Papier ist out – an den Ständen der großen wissenschaftlichen Verlage gab es – ganz anders als früher – kaum noch gedrucktes Lesematerial und viel weniger Besucher:innen, die darin blätterten.
Hand in Hand mit der Digitalisierung kommen nun Automatisierung und Robotik mit Riesenschritten: sei es integriert in fertige Applikationen beispielsweise zu Probenvorbereitung und Analytik, sei es in Form des halb- oder vollautomatisierten Liquid Handlings oder aber als flexibel einsetzbare Greifroboter, teilweise mit Wechselhänden.
Auch mobile Serviceroboter und kollaborative Roboter (Cobots) waren vertreten – noch nie gab es auf der Analytica so viele Roboter zu bestaunen! Gerade den Cobots dürfte eine große Zukunft im Labor bevorstehen, da sie mit Menschen gemeinsam arbeiten können und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt werden müssen. Und wem das alles noch zu wenig war, der konnte durch die parallel stattfindende Messe Automatica schlendern und die "großen Brüder" bestaunen, nämlich die Industrieroboter.
Der dritte offensichtliche Megatrend ist die Nachhaltigkeit: Immer mehr Anbieter berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Produkten und Dienstleistungen – von der Reduzierung von Verbrauchsmaterial, Lösemitteln und Verpackungen über die Wiederverwendung von Gebrauchtgeräten bis zur Einsparung von Eluenten durch Miniaturisierung in der HPLC. Sogar ein speziell designtes Gerät zur Reinigung und Wiederverwendung von Pipettenspitzen wurde vorgestellt.
Und auch die Messe München folgt dem Trend: auf den Gängen fehlte diesmal der kilometerlange Einwegteppich in der Analyticafarbe – und vielen fiel es gar nicht auf. So können sich infolge Corona höchst willkommene Material- und Kosteneinsparungen sinnvoll mit Nachhaltigkeitsvorteilen verbinden (und begründen) lassen. Und ob der Nachhaltigkeitstrend dazu führt, dass auch Messestände wiederverwendet werden, kann dann erst in 2 Jahren bei der nächsten Analytica beurteilt werden.
Alles in allem war es ein gutes Gefühl, nach vier Jahren wieder eine reale Analytica besuchen zu können. Die Frage, ob Präsenzmessen langfristig durch Digitalisierung und Nachhaltigkeitsdruck bedroht sind oder sich symbiotisch an diese Trends anpassen und damit sogar besser werden, bleibt vorerst offen.
Auf jeden Fall wird das Biergartenwetter bei der nächsten Analytica eher kühler werden, denn sie soll wieder im April stattfinden: vom 23.-26. April 2024!
Wer nicht so lange auf die nächste Präsenzveranstaltung warten und sich intensiver dem Megatrend Digitalisierung widmen will, dem empfehlen wir den Besuch des LIMS-Forums in Köln vom 11. – 12. Oktober 2022: die Fachtagung für Trends und Innovationen rund um LIMS und Labor-IT.
Die Dr. Klinkner & Partner GmbH ist ein auf die Laborbranche spezialisiertes, unabhängiges Schulungs- und Beratungsunternehmen, das seit 25 Jahren mit den Schwerpunkten Analytik, Labor- und Qualitätsmanagement im gesamten deutschsprachigen Raum tätig ist.
Im Auftrag der htw saar organisiert Klinkner & Partner alle Veranstaltungen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Labor- und Qualitätsmanagement“ sowie verschiedener Zertifikatsstudiengänge.
Zum Leistungsspektrum gehört auch ein von der DAkkS nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiertes Pipetten-Kalibrierlabor.
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