Für das EMB ist deutlich, dass durch die anhaltende starke Kostenunterdeckung der letzten Jahre viele Erzeuger die Milchproduktion verlassen haben. Das ist ein wichtiger Grund für das nun verknappte Milchangebot, das den Anstieg des Milchpreises verantwortet. Eine kurzzeitige Kostendeckung wird das Problem der Destabilisierung der Produzentenstruktur nicht lösen. Bei Kostendeckung darf es sich nicht um eine seltene Ausnahme handeln, sondern sie muss langfristig gegeben und zuverlässiger Alltag in der Milchproduktion sein, um eine stabile Ernährungssouveränität gewährleisten zu können. Zuverlässig wird sie, wenn sich die Milchpreise an den Kosten der Produktion orientieren und dabei ein angemessenes Einkommen für die ErzeugerInnen mit einfließt. Hier müssen in der EU die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die u. a. ausreichend starke molkereiübergreifende Erzeugerorganisationen, Kriseninstrumente wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP), eine sozial nachhaltige GAP sowie eine faire Vertragsgestaltung oder auch Spiegelmaßnahmen für EU-Importe umfassen.
Mit den Berechnungen vom April 2022 wurde die Ermittlung der Milcherzeugungskosten turnusmäßig auf die neuesten INLB-Daten von 2020 umgestellt. Zahlen für das Jahr 2021 für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande wurden vor Kurzem veröffentlicht. Hier finden Sie diese aktuellen Berechnungen für 2021 sowie auch bei einigen Ländern schon eine Aussicht für das erste Quartal in 2022.
Entwicklung der Milcherzeugungskosten in Deutschland
Hier finden Sie die Entwicklung der Kostensituation der deutschen Milchproduktion von 2014 bis April 2022.
Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten deckt. Im April 2022 haben die ErzeugerInnen 99 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung betrug somit nur 1 %.
Sehen Sie hier die Kostenunterdeckung seit 2014.
Milch-Marker-Index (MMI)
Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt die Entwicklung der Kosten der Milchproduktion auf. Der MMI hatte im April 2022 einen Wert von 116, d. h. dass die Produktionskosten für deutsche MilcherzeugerInnen im Vergleich zum Basisjahr 2015 (2015 = 100) um sechzehn Prozent gestiegen sind.
Biokostenstudie
Für Deutschland gibt es seit November 2019 nun auch Informationen zu den Milcherzeugungskosten im Biobereich.
Hier finden Sie die Studie "Was kostet die Erzeugung von Biomilch?" (Zeitraum: Wirtschaftsjahre 2011/12 – 2018/19) sowie aktuelle Daten für das Wirtschaftsjahr 2020/21 hier.
Neu: Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in sieben weiteren Ländern werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass MilcherzeugerInnen keine kostendeckenden Milchpreise erhalten.
Hier finden Sie die Berechnungen der Milchproduktionskosten in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und den Niederlanden für das Jahr 2019 sowie hier eine Aktualisierung für das Jahr 2021 mit einer Aussicht für das erste Quartal 2022.
Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe?
Das European Milk Board schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale durch eine Anpassung der Produktion.
Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.
Hintergrund:
Für die Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ hat das Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) 2012 im Auftrag des European Milk Boards und der MEG Milch Board erstmals die Milcherzeugungskosten in Deutschland flächendeckend berechnet. Die Kalkulation basiert auf Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU (INLB) sowie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und wird seit 2014 vierteljährlich aktualisiert.
European Milk Board
Bahnhofstr. 31
59065 Hamm
Telefon: +32 (2) 8081935
Telefax: +32 (2) 8088265
http://www.europeanmilkboard.org