Die Berliner Straßen sind nicht dafür gemacht, dass ein neunjähriges Kind 400 Meter alleine zur Schule geht. Im Gegenteil: In Berlin haben Kinder zehnmal weniger Platz als Autos. Dabei sind Straßen für Kinder Straßen für die Zukunft.
Das Mobilitätsgesetz schreibt in §17 vor, dass jährlich zehn Maßnahmen pro Bezirk zur Erhöhung der Schulwegsicherheit ergriffen werden müssen. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Oft kämpfen Eltern und Schulen jahrelang, ohne gehört zu werden, um eine Bagatelle wie eine geänderte Ampelschaltung oder einen sicheren Zebrastreifen.
Die Kampagne #100Schulzonen von Changing Cities setzt hier an und bündelt die Aktivitäten von hunderten Elternschaften, damit endlich das Gesetz eingehalten wird.
„Offensichtlich ist die Verwaltung komplett überfordert in Sachen Schulwegsicherheit. Wir bieten ihr mit der Schulzone eine unkomplizierte sicherheitsfördende Maßnahme, die vor jeder Schule oder Kita sofort umgesetzt werden kann: In einem autofreien Bereich vor der Bildungseinrichtung während der Betriebszeit können sich Kinder selbständig und sicher bewegen, genau wie es im Gesetz vorgeschrieben ist“, sagt Inge Lechner von Changing Cities.
Es ist erst wenige Wochen her, dass ein Kind vor einer Schule überfahren und getötet wurde. Fast täglich werden Kinder im Berliner Verkehr verletzt. Die Dringlichkeit ist enorm, aber Politik und Verwaltung schauen seit Jahren weg. Öffentlich wird das Problem der Elterntaxis oft und gerne angeprangert, Helmnutzung und Schutzkleidung empfohlen oder wie vorgestern 37.000 Reflektoren unter Schulkindern verteilt – das eigentliche Problem der Infrastruktur wird aber geflissentlich ignoriert.
„Es reicht! Wir nehmen uns jetzt die Straße und zeigen, dass es geht“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.
Weitere Schulaktionen sind in Planung; die nächste wird voraussichtlich am Donnerstag, den 22. September stattfinden.
Folgende Schulen nehmen am Aktionstag am Mittwoch, den 31. August teil, ca. ab 7:30 Uhr:
Tempelhof-Schöneberg:
Grundschule auf dem Tempelhofer Feld
Tempelherren-Grundschule
Maria Montessori Grundschule
Friedenauer Gemeinschaftsschule
Käthe-Kollwitz-Grundschule
Ullrich von Hutten Gymnasium
Friedrichshain-Kreuzberg:
Jane-Goodall-Grundschule
Modersohn Grundschule
Emanuel-Lasker-Gemeinschaftsschule
Reinickendorf:
Grundschule an der Peckwisch
Steglitz-Zehlendorf:
Giesendorfer Grundschule
Pankow:
Grundschule am Planetarium
Marzahn-Hellersdorf:
Grundschule an der Wuhle
Charlottenburg-Wilmersdorf:
Annie Heuser Schule, Freie Waldorfschule
Lichtenberg: Sonnenuhr-Schule
Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
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