Was halten Sie von der Kampagne "Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Gefahr" der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Landeskrankenhausgesellschaften?
Katharina Elbs: Ich halte die Aktion für zielgerichtet und unterstützenswert. Die Kampagne bietet eine gute Möglichkeit, um gemeinsam mit anderen Kliniken der Region an die Öffentlichkeit zu gehen und damit unserem Anliegen gegenüber der Politik mehr Gewicht zu verleihen. Gerade für uns als „kleine“ Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung ist der Schulterschluss mit anderen Kliniken sinnvoll und wichtig.
Die GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH beteiligt sich an der Kampagne. Was erhoffen Sie sich davon?
Katharina Elbs: Die Kampagne „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Gefahr“ wurde von der Deutschen Krankenhausgesellschaft mit den Landeskrankenhausgesellschaften initiiert, mit dem Ziel, dass die Politik Soforthilfen beschließt, um aktuellen wirtschaftlichen Schieflagen der Krankenhäuser schnell entgegenzuwirken. Indem wir uns anschließen und unserer Stimme dadurch in der Gemeinschaft mehr Gewicht verleihen, erhoffe ich mir letztendlich genau das.
Was sind aus Ihrer Sicht aktuell die größten Herausforderungen für die GRN-Kliniken?
Katharina Elbs: Die Herausforderungen im Gesundheitswesen haben sich mit Beginn der Corona-Pandemie und den Folgen des Ukraine-Kriegs insgesamt weiter verschärft. Das betrifft auch die GRN-Einrichtungen. Unmittelbare Konsequenz: Mit den Kostensteigerungen, die nur teilweise ausgeglichen werden, verschlechtert sich die finanzielle Situation unserer Einrichtungen.
Hinzu kommt das Thema Fachkräftemangel, das lange nicht mehr nur die Pflege betrifft. Auch im Ärztlichen Dienst, im Funktionsdienst und in den Service-Bereichen kämpfen wir um qualifizierte Mitarbeitende für unsere offenen Stellen. Corona bedingte Krankheitsausfälle und Quarantänen führen zu deutlich höheren Personalausfällen in den patientennahen Bereichen, als es in den Vorjahren üblich war. Um die Patientenversorgung nicht zu gefährden, können die meisten unserer Einrichtungen ihren Betrieb nur mit dem Einsatz teurer Leasingkräfte aufrechterhalten, was wiederum zu Lasten unseres ohnehin schon defizitären Ergebnisses geht.
Inwiefern führen Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energie-Knappheit und Kostensteigerungen tatsächlich zu einer gefährlichen wirtschaftlichen Schieflage der Kliniken? Und können Sie das auch für die GRN Gesundheitszentren bestätigen?
Katharina Elbs:: In der ohnehin schon angespannten finanziellen Situation treffen Preissteigerungen bei den Sachkosten die Einrichtungen besonders hart. Laut einer Umfrage der DKG haben im Jahr 2022 in jeweils rund 60 Prozent der Häuser die Gas- und Stromversorger ihre Preise bereits erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Hinzu kommen deutliche Preissteigerungen für den medizinischen Bedarf, etwa für Medikamente und Implantate, sowie für externe Dienstleister wie Wäscherei, Reinigung und lebensmittelbezogene Leistungen. Das Krankenhausrecht sieht keinen Automatismus vor, um unerwartete Kostensteigerungen refinanzieren zu können, was die Liquiditätssituation vieler Krankenhäuser deutlich negativ beeinflusst. So auch bei uns. Allein im Jahr 2022 müssen wir für den Gesamtverbund mit Energie-Mehrkosten von rund 3 Millionen Euro rechnen. Dieser Summe steht keinerlei Refinanzierung gegenüber, sodass wir hier auf die finanzielle Unterstützung unseres Trägers, dem Rhein-Neckar-Kreis, angewiesen sein werden.
Wo wünschen Sie sich mehr Unterstützung vonseiten der Gesundheitspolitik?
Katharina Elbs: Mit meinem Wunsch an die Gesundheitspolitik möchte ich mich dem Aufruf der DKG-Kampagne anschließen: Im ersten Schritt müssen die Krankenhäuser kurzfristig stabilisiert werden, um die Patientenversorgung zu sichern.
Mittelfristig wünsche ich mir, dass sich Bund und Länder gemeinsam einbringen, die Krankenhausstrukturen verantwortlich weiterzuentwickeln, und dies nicht wie bisher in Form eines „kalten Strukturwandels“ dem Markt überlassen.
Für mich wären dabei vier Punkte wesentlich: Erstens, wie bereits erwähnt, eine aktive Einflussnahme der Politik in die Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft. Zweitens eine auskömmliche Finanzierung der in den Einrichtungen notwendigen Investitionen. Drittens eine Entlastung der Ärzte und Pflegenden von Bürokratie und Dokumentationszwängen bei gleichzeitig nicht ausreichendem Digitalisierungsgrad und viertens ein Verbot von Leasing im medizinischen und pflegerischen Bereich.
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