„Der Siegeszug der Sterelation“ von Wilhelm Werner

In Kooperation mit der Heidelberger Sammlung Prinzhorn, die Kunstwerke von Anstaltsinsassen und Psychiatrie-Erfahrenen sammelt und erforscht, zeigt das Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags Zeichnungen von Wilhelm Werner. Die mittlerweile weltberühmten Arbeiten sind die einzigen erhaltenen bildkünstlerischen Werke eines Betroffenen zur Zwangssterilisation von Patientinnen und Patienten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Ausstellung in Kloster Irsee ist vom 7. Oktober bis 18. Dezember 2022 während der Öffnungszeiten des Schwäbischen Bildungszentrums kostenlos zugänglich. Schließzeiten erfragen Sie bitte unter der Durchwahl 08341 / 906-00. Da die Ausstellung in den öffentlichen Bereichen des Schwäbischen Bildungszentrums frei begehbar ist, werden Faksimiles der Zeichnungen ausgestellt.

Am 6. Oktober 1940 wurde Wilhelm Werner (1898-1940), der seit 1919 mit der Diagnose „Idiotie“ in der unterfränkische Heil- und Pflegeanstalt Werneck lebte, in die „T4“-Tötungsanstalt Pirna/Sonnenstein verlegt. Seine psychiatrische Krankengeschichte ist nicht erhalten. Die Einträge im „Standbuch“ der Anstalt Werneck verraten wenig über ihn. Und doch sind außergewöhnliche Zeugnisse von Wilhelm Werner erhalten: 44 „Sterelationszeichnungen“, die 2008 und 2010 in die Sammlung Prinzhorn kamen. Der Überlieferung nach stammen alle aus den Jahren vor 1938.

Die Bleistift-Zeichnungen sind einzigartig: Aus der Zeit des Nationalsozialismus haben sich kaum künstlerische Patientenwerke erhalten. Als Verarbeitung des selbst erlebten operativen Eingriffs sind bislang nur wenige Gedichte bekannt, jedoch keine so frühe bildnerische Gestaltung. Zudem belegen die Blätter eine hohe Komplexität im Verarbeiten des Erlebten mit Hilfe origineller Schemata für Menschen und Dinge, die teilweise an den Bauhaus-Künstler Oskar Schlemmer erinnern.

Die Sammlung Prinzhorn www.sammlung-prinzhorn.de ist ein Museum für Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahme-Erfahrungen. Der historische Bestand umfasst ca. 6.000 Objekte, die Insassen psychiatrischer Anstalten zwischen 1840 und 1945 geschaffen haben. Dieser weltweit einzigartige Fundus wurde zum größten Teil von dem Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinzhorn (1886-1933) während seiner Zeit als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg zusammengetragen. Seit 1980 wächst die Sammlung durch Kunst von Psychiatrie-Erfahrenen. Dieser neuere Bestand umfasst mittlerweile über 34.000 Werke.

Das Bildungswerk Irsee des Bayerischen Bezirketags www.bildungswerk-irsee.de bietet Mitarbeitenden der Bezirke, ihrer Gesundheitsunternehmen wie allen am Gesundheits- und Sozialwesen Interessierten vielfältige Möglichkeiten der beruflichen Bildung und Qualifizierung. Neben seiner Schriftenreihe „impulse“ organisiert das Bildungswerk auch Ausstellungen in den Räumen von Kloster Irsee. Besondere Aufmerksamkeit findet die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen.  

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