Die Internationale Martin Luther Stiftung (IMLS) ehrte Margrethe Vestager im Rahmen der 15. LutherKonferenz. Der Vorsitzende der Stiftung Dr. Thomas A. Seidel freut sich, dass mit Margrethe Vestager „eine beeindruckende Persönlichkeit die Auszeichnung erhält, die beruflich wie privat die reformatorischen Werte Martin Luthers verkörpert“.
Als Kommissarin für Wettbewerb bei der Europäischen Union setzt sich Margrethe Vestager seit 2014 für Steuergerechtigkeit und faire Marktbedingungen ein und geht analytisch klar und couragiert gegen Wettbewerbsverstöße vor. Um die Interessen der Verbraucher zu schützen, bekämpft Vestager die wirtschaftsschädigende Bildung von Kartellen sowie die marktgefährdende Monopolstellung von Unternehmen. Auch die Auseinandersetzungen mit großen, internationalen Technologiekonzernen scheut sie dabei nicht.
Seit 2019 ist Vestager zusätzlich eine der geschäftsführenden EU-Vizepräsidentinnen und Kommissarin für Digitales.
Über die Motivation ihrer Arbeit äußerte sich die Preisträgerin Margrethe Vestager in ihrer Dankesrede folgendermaßen: "Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass wir unsere Träume mit Respekt für andere Menschen verfolgen können. Dass unsere Politik jedem eine Chance gibt, zu unserer Gesellschaft beizutragen und sie zu bereichern. Wir wollen Frauen in ihrem Streben nach echter Gleichberechtigung unterstützen. Und dazu beitragen, ein soziales Sicherheitsnetz zu schaffen, das die Schwächsten schützt. Damit wir alle das Gefühl haben, dass wir zu unserer sozialen Marktwirtschaft gehören, brauchen wir zwei Dinge: eine große Auswahl an erschwinglichen Optionen. Und Fairness und Vertrauen in unsere Märkte. Ich fühle mich durch diese Auszeichnung sehr geehrt. Sie spiegelt die Arbeit wider, die wir leisten".
Für Peter Skov-Jakobsen, Bischof von Kopenhagen, war es „eine große Ehre“ in seiner Laudatio auf die Preisträgerin seine „Hochachtung für eine Frau ausdrücken zu dürfen, die ihr Leben ganz der Politik gewidmet hat“. Zur Preisträgerin gewandt, sagte er: „Du weißt, dass der politische Mensch mit dem Herzen zuhören muss, um in der Debatte aktuell sein können.“
Den Festvortrag (Un)Freiheit in Europa. Sozio-ökonomische Beobachtungen hielt Professor. Dr. Jan Peter Balkenende. Balkenende war von 2002 bis 2010 Ministerpräsident der Niederlande. Heute lehrt er an der Erasmus Universität Rotterdam.
Zuvor wurde die LutherKonferenz mit einer Podiumsdiskussion eröffnet. Die 1519 einsetzende Korrespondenz zwischen den beiden Humanisten Erasmus von Rotterdam und Martin Luther bildete in Erasmus‘ Heimatstadt den historischen Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion zum Thema „Freier Handel und freier Wille? Erasmus, Luther und die wirtschaftlichen Fragen von heute“.
Die Internationale Martin Luther Stiftung hat die LutherKonferenz 2022 gemeinsam mit dem Erasmus Economics & Theology Institute der Universität Rotterdam und REFORC (Reformation Research Consortium) ausgerichtet. Die Veranstaltung wurde von der Deutschen Botschaft und der Deutsch‑Niederländischen Handelskammer in Den Haag unterstützt.
Margrethe Vestager, 1968 in Glostrup, Dänemark geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften in Kopenhagen und erwarb 1993 den Master of Science. Im Anschluss arbeitete sie zwei Jahre beim dänischen Finanzministerium und von 1995 bis 1997 bei der Dänischen Staatlichen Finanzagentur. Im selben Zeitraum (1993-1997) war Vestager Parteivorsitzende der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre, die ihr Urgroßvater gegründet hatte. In ihrer Funktion als Bildungsministerin (1998-2001) war Vestager bis zum Jahr 2000 auch für das dänische Kirchenministerium zuständig.
Als Vestager im Jahr 2011 zur Wirtschafts- und Innenministerin ernannt wurde, übte sie neben dem Parteivorsitz von Det Radikale Venstre zugleich die Ämter als dänische Wirtschaftsministerin, Innenministerin und stellvertretende Regierungschefin aus. Mit ihrem Amtsantritt als Wettbewerbskommissarin in Brüssel trat sie 2014 von ihren politischen Ämtern in Dänemark zurück. Vestager wuchs als ältestes von vier Kindern eines Pastorenehepaares in einem lutherischen Pfarrhaus auf.
Professor Dr. Jan Peter Balkenende, geboren 1956, studierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Rechtswissenschaften an der Freien Universität Amsterdam. Er promivierte 1992.
Seine politische Karriere begann Balkenende 1982 als Stadtrat in Amstelveen. Ab 1984 war er als Mitarbeiter des Forschungsinstituts seiner Partei tätig, der christ-demokratischen CDA (Christen-Democratisch Appèl). 1998 zog Balkenende erstmals in die Abgeordnetenkammer des niederländischen Parlaments ein und war für den CDA als finanzpolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender tätig, ab 2001 als Vorsitzender der CDA-Parlamentsfraktion.
2002 wurde Balkenende zum Ministerpräsidenten der Niederlande gewählt. Er übte dieses Amt bis 2010 aus und leitete in dieser Zeit insgesamt vier Kabinette. Während der niederländischen Ratspräsidentschaft 2004 war Balkenende auch für ein halbes Jahr Vorsitzender des Europäischen Rates. In seiner Amtszeit wurden mehrere Reformen des Bildungssystems, der Einwanderungsgesetze und des Finanzwesens umgesetzt.
Seit 2010 arbeitet Balkenende für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und als Professor an der Erasmus Universität Rotterdam. Am 14. Oktober 2022 wurde ihm vom niederländischen Kabinett der Ehrentitel eines Staatsministers verliehen.
Die LutherRose wird am 11. November 2022 im Rahmen der 15. LutherKonferenz zur Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft der IMLS überreicht. Der Preis wird in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal verliehen. Die bisherigen Preisträger lauten: Dr. Heinz Horst Deichmann (2008), Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. h. c. Hans Peter Keitel (2009), Gabriela Grillo (2010), Dr. Dirk Ippen (2011), Jon Baumhauer (2012), Dr. Peter Gauweiler (2013), Dietrich Pestalozzi, Schweiz (2014), Ulla Unseld-Berkéwicz (2015), Niels Due Jensen, Dänemark (2016), Dr. Nicola Leibinger-Kammüller (2017), Kenneth Bengtsson, Schweden (2018), Dr. Friedhelm Loh (2019), Tandean Rustandy, Indonesien (2021). Zuletzt wurde Prof. Dr. Wolfgang Huber mit der LutherRose 2021 ausgezeichnet.
Das Preissymbol bildet eine wertvolle Reproduktion eines Details des mittelalterlichen Glasfensters (um 1310) aus der Erfurter Augustinerkirche. Dieses Fenster stand dem Reformator Martin Luther während seiner Erfurter Zeit als Augustinermönch (1505-1511) buchstäblich täglich vor Augen und hat ihn offensichtlich zu seinem Familienwappen und Siegel inspiriert. Es stellt eine Rose zwischen zwei Löwen dar. Am 8. Juli 1530 nannte Martin Luther diese Rose „ein Merkzeichen meiner Theologie“ und versah sie mit einer eindrücklichen meditativen Erläuterung. Fortan verwendete der Reformator sie als sein Briefsiegel. Seither wurde die Luther-Rose zu einem wichtigen Symbol des weltweiten evangelisch-lutherischen Christentums.
Die Internationale Martin Luther Stiftung wurde am 10. November 2007 in Wittenberg errichtet. Die Stiftung hat ihren Sitz in der Wartburgstadt Eisenach und ihre Geschäftsstelle im Evangelischen Augustinerkloster der Thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Sie will die Impulse der Reformation in einen Dialog zwischen Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einbringen, um so zur Entwicklung einer verantwortungs-bereiten und leistungsstarken Wirtschaft und Bürgergesellschaft beizutragen. Sie fördert Personen, Gruppen, Ideen und Initiativen, die im Sinne der reformatorischen Tradition ein christliches Wertefundament und Berufsethos pflegen und ihre Talente für das Gemeinwohl einsetzen.
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