Wir begrüßen antisemitismuskritische Selbstreflexion von Redaktionen, sie muss jedoch mit einem rassismuskritischen Bewusstsein einhergehen. Der Fall Castlo zeigt ein problematisches Muster: Journalist*innen mit Migrationsgeschichte und BPoC stehen unter deutlich höherem Druck als ihre Kolleg*innen, sich tadellos zu verhalten. Andere, die aufgrund rassistischer oder antisemitischer Verfehlungen deutlich mehr Kritik auf sich gezogen haben und deswegen gerne von "Cancel Culture" raunen, haben trotzdem bis heute einen festen Platz im öffentlich-rechtlichen Programm. Journalist*innen mit Migrationsgeschichte und BPoC dürfen sich dagegen keine Fehler erlauben, denn sie werden ihnen seltener verziehen und sie müssen mit deutlich härteren Konsequenzen rechnen – trotz öffentlicher Entschuldigungen. Das zeugt von einem doppelten Maßstab.
Indem sie schon bei der ersten Kritik aus konservativen und rechten Kreisen einknicken und Moderator*innen entlassen, anstatt ihnen die Möglichkeit für eine Entschuldigung einzuräumen, zeigen die KiKa-Verantwortlichen erschreckend wenig Rückgrat. Ihre übertrieben harte Entscheidung macht deutlich, dass sich BPoC und Menschen mit Migrationsgeschichte nicht auf ihn verlassen und im Ernstfall keine Rückendeckung erwarten können. Das Bekenntnis zur Vielfalt wird damit zur hohlen Phrase.
Wir appellieren an den Kinderkanal, seine Entscheidung zu überdenken und seiner Verantwortung, eine vielfältige Gesellschaft abzubilden, gerecht zu werden.
Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus stark macht. Als größte bundesweite NGO von Journalist*innen setzen wir uns für diskriminierungskritische Berichterstattung und divers besetzte Redaktionen ein.
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