- Investoren und Banken halten weiter an Wintershall Dea fest, obwohl das Unternehmen immer noch in Russland tätig ist und sein fossiles Geschäftsmodell fortführt
- Ukrainische und deutsche Umweltverbände veröffentlichen Recherche zur Finanzierung der Öl- und Gasgeschäfte von Wintershall Dea
- Die Umweltverbände fordern Finanzinstitute auf, sich von Wintershall Dea zu distanzieren – auch mit Blick auf einen möglichen Börsengang
Die Umweltverbände urgewald und Deutsche Umwelthilfe (DUH) haben heute gemeinsam mit der ukrainischen NGO Razom We Stand eine Recherche zu Wintershall Dea veröffentlicht, die die Banken und Investoren hinter Deutschlands größtem Öl- und Gasproduzenten benennt. Die BASF-Tochter Wintershall Dea ignoriert nicht nur die Klimakrise. Trotz des Krieges in der Ukraine fördert sie weiterhin Öl und Gas in Joint Ventures mit Gazprom und Lukoil, sowohl in Russland als auch außerhalb des Landes. Gerade erst ist Wintershall Dea in die Schlagzeilen geraten, weil ein investigativer Bericht von Der Spiegel und ZDF frontal die russische Gasförderung des Unternehmens mit Kriegsverbrechen russischer Kampfflugzeuge in Verbindung gebracht hat.
„Wintershall Dea heizt mit einem rein fossilen Geschäftsmodell den ungebremsten Klimawandel an. Damit missachtet der Öl- und Gaskonzern das Pariser Klimalimit und ignoriert das Klimaurteil des Bundesverfassungsgerichts. Wintershall Dea ist tief verstrickt in Geschäfte mit dem russischen Staatskonzern Gazprom, betreibt zudem umweltzerstörerisches Fracking und fördert in der Arktis. Management und Aufsichtsrat versäumen es, angemessen auf die Klimakrise und die Aggression Russlands zu reagieren – diese ‚Business as usual‘-Einstellung ist geradezu fahrlässig. Aus menschenrechtlicher und ökologischer Sicht ist Wintershall Dea ein Totalausfall“, kommentiert Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz der DUH.
Die klimaschädlichen Geschäfte von Wintershall Dea werden von einer Reihe von Finanzinstituten möglich gemacht, die an den schmutzigen Aktivitäten mitverdienen. Die heute von den NGOs veröffentlichte Recherche zeigt, welche Banken Wintershall Dea von 2019 bis Juni 2022 insgesamt 14,1 Milliarden US-Dollar in Form von Konsortialkrediten und Underwriting-Mandaten zur Verfügung gestellt haben. Das Ranking führen die Commerzbank, Citigroup, HSBC und UniCredit an. Darüber hinaus zeigt die Recherche, welche Investoren 1,1 Milliarden US-Dollar in Anleihen des deutschen Öl- und Gasriesen halten (Stand: September 2022), wobei der Norwegische Pensionsfonds Platz 1 im Ranking belegt.
„Es ist ein Skandal, dass sich Investoren und Banken nicht von Wintershall Dea distanzieren. Sie machen sich damit an möglichen Kriegsverbrechen und Klimazerstörung mitschuldig. Der Expansionspfad des Unternehmens ist mit einer 1,5-Grad-Begrenzung der Erderwärmung unvereinbar – ein klarer Fall von zukünftigen Investitionsruinen. Welche Bank oder welcher Investor würde sich ernsthaft unter diesen Bedingungen an einem Börsengang von Wintershall Dea beteiligen wollen? BlackRock, Deutsche Bank/DWS, UniCredit, Commerzbank und andere Finanzinstitute müssen endgültig Abstand von Wintershall Dea nehmen. Sonst sind ihre Net-Zero-Alliance-Mitgliedschaften nichts weiter als Greenwashing", kommentiert Sonja Meister, Energiekampaignerin bei urgewald.
Wintershall Dea hat bisher erklärt, dass das Unternehmen die Aktivitäten in Russland nicht aufgeben will, sondern eine rechtliche Abspaltung des Russlandgeschäfts prüft. Die NGOs betonen: Wenn dies bedeutet, dass in Zukunft eine rechtlich abgespaltene Einheit der Wintershall Dea weiterhin Öl, Gas und Gaskondensat an Gazprom verkauft, während der Rest des Unternehmens an die Börse gebracht wird, wird dies den mutmaßlichen Kriegsverbrechen kein Ende setzen.
Svitlana Romanko, Gründerin von Razom We Stand, kommentiert: „Die schweren Vorwürfe aus der Presse lassen Wintershall Dea nur eine Option: Das Unternehmen muss Russland sofort verlassen und seine russischen Vermögenswerte aufgeben. Andernfalls unterstützt es weiter den Angriffskrieg Russlands. Doch ukrainisches Blut klebt nicht nur an den Händen von Wintershall Dea und dem Eigentümer BASF, sondern auch an den Händen aller Investoren und Banken, die das Unternehmen weiterhin unterstützen.“
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