Qualität messen: Wie verbessert die Behandlung die Lebensqualität der Patient*innen?
Um Qualität zu messen, muss beachtet werden, was medizinisch grundsätzlich möglich ist und mit welcher Erwartungshaltung Erkrankte und das behandelnde Personal in die Therapie starten. Bei der Behandlung von Schlaganfall-Patienten hängt der realistisch mögliche Behandlungserfolg zum Beispiel stark davon ab, wie schwer die Hirnblutung war und wie schnell die akute Versorgung begann.
Laut Timmermann können Mess-Skalen bei Menschen mit schweren Behinderungen die Verbesserung durch die Behandlung oft nicht so abbilden, wie sie im Leben der Menschen tatsächlich eine Rolle spielt. Als Beispiel nennt er Betroffene von Dystonie, einer neurologischen Bewegungsstörung. „Für schwer Betroffene ist es schon ein sehr großer Erfolg, eine Hand so bewegen zu können, dass sie den Steuerknüppel des Rollstuhls selbst bedienen können, um selbst umherfahren zu können“, erläutert der Neurologe. Obwohl die Beweglichkeit der Hand auf einer Skala zum Behandlungserfolg wenig Beachtung finden würde, würde sich die Lebensqualität der Betroffenen dadurch enorm verbessern.
Zu Beginn der Behandlung: Konkrete Ziele festlegen
Patient*innen selbst können auch einen großen Einfluss auf die Qualität ihrer Behandlung haben, indem sie zu Beginn deutlich machen, was sie sich konkret von der Behandlung erhoffen. Das kann bei einer Schlaganfall-Patientin zum Beispiel das Ziel sein, so deutlich zu sprechen und so selbstständig zu essen, dass sie an der Geburtstagsfeier ihrer Tante teilnehmen kann.
Therapeut*innen und Ärzt*innen sollten ihre Patient*innen laut Timmermann aktiv zu solchen Zielen befragen und Kommunikationsbarrieren abbauen. Hilfreich sind dabei seiner Erfahrung nach Pflegekräfte, die auf bestimmte Krankheitsbilder spezialisiert sind, wie zum Beispiel Parkinson Nurses.
Herausforderung: Grenzen der Gesundheitssektoren überwinden
Das deutsche Gesundheitswesen ist in unterschiedliche Sektoren gegliedert. Die Grenzen zwischen dem ambulanten Sektor, den Krankenhäusern und den Reha-Einrichtungen können für die Qualität hinderlich sein, wie Neudam beschreibt: „Sektorengrenzen sind eine Schwierigkeit, wenn man Daten vergleichen möchte. Überall da, wo es verschiedene Vorgaben gibt oder wo Daten nicht übergeben werden können, ist das ein großes Problem.“
Das bestätigt auch Timmermann, der gleichzeitig betont, wie wichtig Datensicherheit und Datenschutz sind. Was die Versorgung von Patient*innen seiner Erfahrung nach verbessern und vereinfachen kann, sind regionale Netzwerke wie das Parkinson Netzwerk Allianz Marburg (PANAMA). „Es ist wichtig, dass man gemeinsam Patienten sieht, sich gemeinsam auf Konzepte einigt und idealerweise auch die Therapien, die man macht, gemeinsam abstimmt“, erklärt er.
Qualität einschätzen: Nicht nur einer Quelle vertrauen
„Der Zugang zu Informationen zur Qualität ist für Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen enorm schwierig“, sagt Neudam. Im Krankenhausbereich werden regelmäßig Qualitätsberichte veröffentlicht, doch sie sind für Laien oft schwer zu verstehen. Im Reha-Bereich gibt es keine Pflicht für eine Veröffentlichung von Qualitätsberichten.
Neben persönlichen Empfehlungen aus dem Kreis der Familie und Freunde können Vergleichsportale wie Qualitätskliniken.de Patient*innen dabei unterstützen, die passende Reha-Klinik zu finden. Das Wichtigste: Nicht nur einer Quelle vertrauen, sondern subjektive Bewertungen durch möglichst objektive Informationen ergänzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Podcast-Staffel rund um die Reha: Infos und Tipps von Expert*innen für Betroffene
Das gesamte Interview mit Annabelle Neudam und Professor Dr. Lars Timmermann können Interessierte sich in der heute erschienenen Podcast-Folge „Qualität im Gesundheitswesen“ anhören. Es ist die achte Folge der Staffel zum Thema Reha. Die Folgen des MEDICLIN Podcasts erscheinen im zweiwöchigen Rhythmus. Zu hören sind sie auf Podcast-Plattformen wie Apple, Spotify, Google Podcasts, Deezer und Amazon Music oder auf https://www.mediclin.de/podcast-reha/.
Zu MEDICLIN gehören deutschlandweit 34 Kliniken, sechs Pflegeeinrichtungen und elf Medizinische Versorgungszentren. MEDICLIN verfügt über rund 8.350 Betten/ Pflegeplätze und beschäftigt rund 10.200 Mitarbeiter*innen.
In einem starken Netzwerk bietet MEDICLIN den Patient*innen die integrative Versorgung vom ersten Arztbesuch über die Operation und die anschließende Rehabilitation bis hin zur ambulanten Nachsorge. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegekräfte arbeiten dabei sorgfältig abgestimmt zusammen. Die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Menschen gestaltet MEDICLIN nach deren individuellen Bedürfnissen und persönlichem Bedarf.
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