EMAF Thema 2023: Trembling Time

Wir freuen uns, Sie heute über das Thema des diesjährigen European Media Art Festivals zu informieren, das vom 19. bis 23. April in Osnabrück stattfindet.

Die Einreichfrist ist am vergangenen Sonntag geendet. Die Zahl der eingereichten Arbeiten aus den Bereichen Film, Installation und Expanded Media ist in diesem Jahr erheblich gestiegen. Rund 3.000 Arbeiten wurden für die Sichtung durch die Auswahlkommission und die Kuratorinnen eingereicht.

Trembling Time“ – eine Zeit in Unruhe, deren Bewegung diffus und ungerichtet, aber weithin spürbar ist, in der sich das mögliche Ende von etwas ebenso andeuten mag wie die Entstehung von etwas Neuem. Das Motto des EMAF 2023 steht nicht vorrangig für einen Moment der Krise – auch wenn wir derzeit hautnah spüren, wie sich jenes Zeitfenster, in dem die globale Klimakatastrophe noch abzuwenden wäre, zusehends verengt; wie globale Kriege und Konflikte bis in unsere lokalen und sehr persönlichen Zusammenhänge hinein wirken und sich für ihre Leidtragenden in der traumatischen Zeitlichkeit von Flucht und Migration verlängern. Es geht auch um ein Verständnis von Zeit, das zunehmend fraglich wird: eine Zeitlichkeit, die sich an historischen Fix- und Wendepunkten orientiert, und den abstrakten Rhythmen, die unsere postindustrielle Gegenwart takten.

Mit „Trembling Time“ lädt das EMAF – in seiner Ausstellung, in Filmprogrammen, Vorträgen und Performances – dazu ein, unsere Vorstellungen von Zeitlichkeit und Geschichte einer Revision zu unterziehen, sie mit anderen Formen des Erinnerns, Imaginierens und In-der-Welt-Seins zu konfrontieren und damit auch das Beben der Zeit als eine Bewegung zu erfahren, die uns, indem sie die Verhältnisse in Unordnung und Hierarchien ins Wanken bringt, neue Wege eröffnet.

In der von Inga Seidler kuratierten Ausstellung zum Festival soll unser Verständnis von Zeit in Frage gestellt werden. Die gezeigten Künstler*innen betrachten alternative Geschichte/n sowie Zukunftsvorstellungen jenseits der Idee des Fortschritts. Dabei finden ihre Beobachtungen, Erzählungen oder Dekonstruktionen im Zusammenhang von Zeit und ihrer Wahrnehmung vor dem Hintergrund einer globalen Klima- und Umweltkrise statt, die gleichzeitig einen Moment darstellt, der das Bild vom Verrinnen der Zeit hervorruft.

Das von Rachael Rakes kuratierte Filmprogramm greift die Idee der "Trembling Time" auf, indem es Momente der Revision und Projektion miteinander verbindet. Ausgehend von der Annahme, dass die linear fortschreitende Zeit ein Konstrukt ist, und zwar ein potenziell existenzbedrohendes, beschäftigen sich die Arbeiten in diesem Programm mit Zeit- und Wertvorstellungen, in denen Anti-Chronologien, Re- und Pre-Enactments, das Überleben in den Ruinen des Imperialismus, nicht-narrative Artikulationen von Wirklichkeit und die Infrastrukturen nicht-menschlicher, nicht-linearer Beziehungen eine Rolle spielen.

Was verändert sich, wenn es nur mit Entschleunigung weitergeht? Das von Daphne Dragona kuratierte Talks-Programm stellt Modelle von Wachstum (und seiner Kritik) in den Mittelpunkt, die die Bedürfnisse und Rhythmen unterschiedlicher Welten berücksichtigen. Theoretiker*innen und Praktiker*innen diskutieren, wo wir Opfer bringen müssen, um fortschrittsbedingte Probleme zu entschärfen, und beleuchtet Ansätze, die uns dazu einladen, aktiv unsere Gewohnheiten und unser Tempo zu verändern. Hier kommen auch Beispiele aus der Kunstwelt zur Sprache, die einen anderen Umgang mit Energie und Zeit, Kulturproduktion und Anwesenheit vorschlagen.

Die Kuratorinnen

Inga Seidler lebt und arbeitet als Kuratorin und Kulturproduzentin in Berlin. In den letzten Jahren hat sie Ausstellungen, Performances, Diskurprogramme sowie Projekte für den digitalen Raum entwickelt, produziert und kuratiert. Mit der Gruppe Collective Practices initiierte sie zahlreiche Projekte, die sich mit Fragen der kollektiven Wissens- und Kulturproduktion im Zusammenhang mit neuen Technologien beschäftigten. Inga Seidler ist Mitglied mehrerer Beratungskomitees und Juries für Künstler*innenresidenzprogramme und Kulturinstitutionen sowie den Hauptstadtkulturfonds. Seit 2020 kuratiert sie Ausstellungen für das European Media Art Festival in der Kunsthalle Osnabrück.

Rachael Rakes (Amsterdam/New York) ist Künstlerische Leiterin der 12. Seoul Mediacity Biennale. Zuvor war sie als Kuratorin für Öffentliche Praxis am BAK basis voor actuele kunst in Utrecht (2019-2022) sowie als Chefkuratorin und Leitung des Kurator*innenprogramms des De Appel, Amsterdam (2017-2019) tätig. Rakes ist Mitglied der Auswahlkommission der Currents-Sektion des New York Film Festival und beitragende Redakteurin von Infrasonica. Sie ist Mitherausgeberin der Anthologien Toward the Not-Yet: Art as Public Practice (2021, MIT) und Practice Space (2019, NAME/De Appel). Gemeinsam mit den Künstlerinnen Onyeka Igwe und Laura Huertas Millán organisiert sie das Forschungs- und Kuratorinnenkollektiv Counter Encounters.

Daphne Dragona ist Kuratorin und Autorin und lebt in Berlin. In ihren aktuellen Arbeiten befasst sie sich mit den Möglichkeiten von Degrowth für Kunst und Kultur sowie mit der Rolle von Technologie in Zeiten der Klimakrise. Ihre Ausstellungen waren unter anderem bei Onassis Stegi, Laboral, EMST und der Akademie Schloss Solitude zu sehen. Ihre Beiträge wurden in verschiedenen Büchern veröffentlicht, unter anderem bei Springer, Sternberg Press und Leonardo Electronic Almanac. Dragona war von 2015-2019 Kuratorin des transmediale-Festivals. Sie trägt einen Doktortitel der Fakultät für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität von Athen.

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