Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte: „Es geht darum, sich aufrichtig all dem zu stellen: Den Fragen, der Scham, der Verdrängung, dem Unbehagen, der Überforderung, die man empfindet, wenn man sich dem gegenüberstellt, was geschehen ist. ,Stellung beziehen‘, daran kommen wir nicht vorbei, wenn wir eine freie menschenfreundliche Gesellschaft ohne Hass und Hetze gestalten wollen. Lassen Sie uns mit der Frage nach dem Erinnern den Anfang machen für eine neue Erinnerungskultur. Was sollen nachkommende Generationen einmal darüber sagen, wer wir gewesen sind? Dafür ist jeder von uns, dafür sind wir alle verantwortlich. Deshalb mein Satz für die Tape-Skulptur: ,Ich erinnere, weil Erinnern einen Raum öffnet, um miteinander Menschheitsfragen zu bewegen: Wer wollen wir sein? Wie wollen wir leben?‘“
Stiftungsdirektor Prof. Dr. Axel Drecoll erklärte: „Das Gedenken braucht immer wieder neue Impulse, um es vor inhaltsleerer Erstarrung zu bewahren. Nicht zuletzt junge Menschen, für die die nationalsozialistischen Verbrechen zeitlich weit entfernt sind, suchen nach eigenen und neuen Zugängen zu dieser Geschichte. Wir freuen uns, dass sich viele Menschen vor Ort oder digital mit kreativen und nachdenkenswerten Beiträgen an unserem partizipativen Gedenken beteiligt haben.“
Die auf farbiges Klebeband geschriebenen Antworten auf die Frage „Warum erinnerst Du heute?“ wurden gemeinsam im Innenraum des zentralen Gedenkortes „Station Z“ auf einer Wand der Schutzhülle angebracht, die die Fundamente und Relikte der ehemaligen Vernichtungsanlagen einfasst. Rund 90 Menschen waren dem Aufruf der Gedenkstätte gefolgt und hatten ihre Beiträge bereits zuvor per E-Mail oder über die Internetseite der Gedenkstätte mitgeteilt. Diese Textbeiträge sind ebenfalls in die gemeinsame Tape-Art-Gedenkinstallation eingeflossen.
Vor der Gestaltung der Gedenkinstallation hatten Nachkommen von Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen, die in dem Projekt „Voices of the Next Generations“ zusammenarbeiten, Ergebnisse ihrer Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte vorgestellt. Danielle Chaimovitz (Estland) sprach darüber, was Erinnerung für sie als Enkelin eines jüdischen Sachsenhausen-Überlebenden bedeutet. Elias Mendel (Großbritannien) setzte sich in einer Stop-Motion-Animation, die historische Dokumente und Zeichnungen kombiniert, mit einem Brief seines Urgroßvaters aus dem KZ Sachsenhausen auseinander. Helena Koopman und Lotus Lemaire (Niederlande) trugen ein Lied vor, dass der niederländische Häftling Wim Zwart im KZ Sachsenhausen gesungen hat. Außerdem berichteten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Panketal von ihrer Projektarbeit zur Frage „Warum erinnerst Du heute?“, bei der sie unter anderem per Video mit dem Sachsenhausen-Überlebenden Richard Fagot in Israel gesprochen hatten.
Der 27. Januar, an dem 1945 sowjetische Soldaten das Vernichtungslager Auschwitz befreiten, ist in Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und seit 2005 Internationaler Holocaust-Gedenktag der Vereinten Nationen.
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