Die Malerei des 18. Jahrhunderts ist in der Alten Pinakothek vor allem mit Werken französischer und venezianischer Künstler präsent, die bereits in ihrer Zeit europaweit gefragt waren. Das gilt besonders für François Boucher sowie für Canaletto, Francesco Guardi und Giovanni Battista Tiepolo; Gemälde von Nicolas Lancret und Jean-Baptiste Pater bezeugen das einflussreiche Wirken von Antoine Watteau.
Wie außergewöhnlich reich und vielfältig die Kunstproduktion im Europa des 18. Jahrhunderts war, wird erst deutlich, wenn man den Blick über Frankreich und Venedig hinaus richtet und auch das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler anderer Regionen berücksichtigt. In der Präsentation treten selten gezeigte Werke von deutschen und niederländischen Künstlern mit Gemälden aus Frankreich und Italien in einen vielstimmigen Dialog.
Die Präsentation konzentriert sich auf drei Themenfelder, die sowohl hinsichtlich der zeitgenössischen künstlerischen Prämissen als auch in Bezug auf den kulturhistorischen Wandel während des Zeitalters der Aufklärung besonders aussagekräftig sind: Porträts, vor allem Selbstbildnisse; Feste und galante Szenen; Landschaften und Stadtansichten. Gleichzeitig wird am Beispiel der Vedute gezeigt, wie stark einige der neuen Bildthemen in die Moderne hineinwirkten und auch heute noch den Blick leiten oder Darstellungsmuster vorgeben. Am Ende des Parcours stehen deshalb Panorama-Gemälde und Fotografien des 19. Jahrhunderts mit Ansichten von Venedig und Rom.
Die intensive Reflexion der Vernunft- und Gefühlskompetenz des Menschen, seiner Freiheit und seines Verhältnisses zur Gesellschaft, das neue Geschichtsbewusstsein, die Wiederentdeckung der Natur und die Erforschung der Naturgesetze – all diese Aspekte prägten das 18. Jahrhundert und spiegeln sich in den Inhalten der ausgewählten Gemälde. Eine historisch gewachsene museale Sammlung vermittelt darüber hinaus besonders eindringlich, dass sich die europäische Kunst des 18. Jahrhunderts durch die Parallelität zahlreicher, teils widersprüchlicher künstlerischer Ansätze auszeichnet.
Ein Bild von einer Stadt
Schon immer war Italien ein Sehnsuchtsort, an den Menschen reisten. Einen besonderen Aufschwung erlebten Italienreisen im 18. Jahrhundert. Ganz im Sinne der Aufklärung sollten Sitten und Gebräuche, aber auch Sprache und Geschichte studiert werden. Dabei bildete sich durch die Jahrhunderte ein Kanon von Orten heraus, die fortlaufend aufgesucht und in immer gleichen Darstellungen festgehalten wurden. Als Erinnerung an die gesehenen Orte brachten Adelige von diesen Reisen oftmals Veduten mit, die sie später in Stadthäusern und Landsitzen stolz präsentierten.
Zu den frühesten Veduten zählen diejenigen des Niederländers Gaspar Adriaensz van Wittel, der den Großteil seines Lebens in Italien verbrachte. Seine Gemälde verbinden topographische, fast schon wissenschaftliche Genauigkeit mit einem großen Einfühlungsvermögen für Atmosphäre und Licht. Diese Herangehensweise war wegweisend für die hier gezeigten großen Meister der venezianischen Vedutenmalerei, Giovanni Antonio Canal, gen. Canaletto, Michele Marieschi und Francesco Guardi.
Ihre Veduten prägen bis heute die Wahrnehmung italienischer Städte. So sind uns die damals gewählten Perspektiven vertraut und werden kontinuierlich in ungezählten Fotografien und Schnappschüssen tradiert. Dies verdeutlichen nicht zuletzt die Stadtansichten des Fotografen Giorgio Sommer. Seine Fotografien überführen die Ideen der venezianischen Vedute in das neue Medium und richten sich ebenso an Reisende. Entsprechend finden sich im Oeuvre Sommers und anderer Fotografen viele Variationen der immer gleichen Motive: etwa der Markusdom und Santa Maria della Salute in Venedig oder in Rom das Forum Romanum und der Petersdom.
Die Italiensammlung von Dietmar Siegert wurde 2014 vom Pinakotheks-Verein mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Sparkassen-Finanzgruppe für die Neue Pinakothek erworben und dem Museum als Dauerleihgabe übergeben.
Kurator:innen: Bernd Ebert, Elisabeth Hipp, Priscilla Pfannmüller, Andreas Schumacher
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