Mark Kuhlmann, die Schwarzen Adler sind zurück in der Rugby Europe Championship. Was bedeutet das für das deutsche Team?
Zunächst mal freuen wir uns natürlich, dass wir uns wieder auf diesem Level mit starken Gegnern messen können. Das werden für uns aber auf jeden Fall Spiele auf einem ganz anderen Niveau. Die Gegner sind eingespielter, qualitativ besser und erfahrener. Viele Teams bieten Profis auf, die in Europas besten Ligen spielen. Das Spiel an sich wird schneller sein als die, die wir zuletzt in der Trophy gespielt haben. Auch der Spielraum für Fehler wird deutlich kleiner, die werden jetzt sicher noch konsequenter ausgenutzt werden. Nur wenige von unseren Jungs kennen dieses Niveau bereits aus der Vergangenheit. Für die meisten wird diese Erfahrung neu sein. In Georgien wird sich schnell zeigen, auf was wir uns in dieser Saison einstellen müssen.
Sie sprechen es schon an: Georgien auswärts, das ist gleich zu Saisonbeginn die schwerstmögliche Aufgabe. Der Serien-Europameister ist haushoher Favorit. Was erwartet unsere Jungs da?Was kann man aus so einem Spiel mitnehmen?
Ich finde es eigentlich ganz gut, dass wir gleich mit der schwersten Aufgabe starten. Wir freuen uns auch darauf. Da wissen wir gleich, was uns erwartet oder was wir für die darauffolgenden Spiele noch verbessern müssen. Aber: Insgesamt haben wir gar nicht so viel Zeit, uns auf den Gegner zu fokussieren. Natürlich bereiten wir uns auf die mögliche georgische Taktik vor uns stellen das Team entsprechend ein. Aber viel wichtiger ist es, dass unser eigenes Spiel funktioniert, dass wir das auf den Platz bringen, was wir uns vorgenommen haben. Nur das können wir beeinflussen. Aber ganz sicher werden wir aus Tiflis viele wertvolle Erfahrungen mitnehmen.
Nach Georgien stehen dann die Heimspiele gegen Spanien und die Niederlande an. Auf den ersten Blick kann es nur leichter werden, oder?
Das sagen viele, und auf dem Papier ist das vielleicht auch so. Aber: Spanien war in der letzten Saison EM-Zweiter, bevor es zu einer Entscheidung am grünen Tisch wegen eines nicht spielberechtigten Spielers kam. Das wird sicher anders als gegen Georgien, aber nicht unbedingt leichter. Die Niederland sind von diesen drei Gegnern sicher der am wenigsten stark einzuschätzende. Und das ist auch ein Spiel, bei dem wir uns etwas ausrechnen. Aber 2019 haben wir unser letztes Spiel gegen sie klar verloren. Wir werden also auch in den beiden Heimspielen hart arbeiten und unser bestes Rugby zeigen müssen, um eine Chance auf den Sieg zu haben.
Der deutsche Kader ist nach wie vor recht unerfahren auf internationaler Bühne. Jetzt kommen ein paar Spieler dazu bzw. zurück, die gerade in puncto internationale Erfahrung als Verstärkung gelten dürften. Wie wirken sich diese Ergänzungen aus im Vergleich zu den letzten beiden Spielzeiten?
Zunächst einmal ist es absolut positiv, dass wir den Pool der Spieler, die in der Nationalmannschaft spielen können, erweitern konnten. Wir haben damit sicher die eine oder andere Alternative mehr zur Verfügung. Die angesprochenen Spieler bringen Erfahrung, ja, aber auch eine gewisse Physis, die uns gut tun wird. Dafür haben wir sie ja auch für die anstehenden Spiele ausgewählt. Insgesamt denke ich aber, dass sich diese Mannschaft in eine gute Richtung entwickelt. Wir haben ein gutes Teamgefühl, eine gute Stimmung, ein gutes Spielkonzept. Bringen wir das auf den Platz, können wir gut aussehen. Wir wollen mutig nach vorn spielen, auch wenn wir da das eine oder andere Risiko eingehen. Aber das müssen wir auch. Wofür das dann reicht, werden wir schon am Wochenende in Georgien sehen.
Wo liegen denn nun konkret die Stärken und Schwächen unseres Teams?
Das ist so pauschal schwer zu sagen und hängt natürlich auch immer vom Gegner ab. Ich finde, dass wir für deutsche Verhältnisse im Sturm sehr ordentlich aufgestellt sind. Das wird sich jetzt vielleicht gegen die enorm sturmstarken Georgier nicht auszahlen, aber danach gegen Spanien und die Niederlande schon, hoffen wir. Dazu finde ich, dass wir ein recht spielstarkes Team sind, läuferisch und auch technisch gut. Wir müssen uns nur trauen, das auch auf dem Platz auszuspielen, selbst, wenn wir damit auch mal Risiko gehen. Noch nicht ganz zufrieden waren wir zuletzt mit der Spielmacherposition, aber auch daran arbeiten wir hart. Wir haben da ein paar Alternativen und müssen sehen, welche Option in welchem Spiel am besten passt.
Letzte Frage: Wie gut sind die Schwarzen Adler aufgestellt und wie ist die Zielsetzung?
Die Zielsetzung kann nur der Klassenerhalt sein, ganz klar. Wir sind aber auch zuversichtlich, dass uns das gelingen kann. Wir wollen in unserer Gruppe gern Dritter werden, um dann im „Halbfinale“ der Platzierungsrunde im März Heimrecht zu haben. Was die Vorbereitung angeht: Ich denke, wir sind für unsere Verhältnisse sehr gut vorbereitet. Mehr ist unter den gegebenen Voraussetzungen momentan nicht machbar. Aber es wird jetzt auch Zeit, dass wir endlich spielen.
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