Doch beginnen wir am Anfang. Denise Siebert hatte eine Ausbildung zur Kauffrau im Dialogmarketing begonnen, musste diese aber aufgrund einer Depression und den damit verbundenen Einschränkungen abbrechen. Hier kommt die Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene in NRW“ ins Spiel.
Kurz erklärt: Junge Menschen mit einer körperlichen oder psychischen Erkrankung bzw. Einschränkung haben die Möglichkeit, über dieses Förderprogramm eine eng begleitete betriebliche Ausbildung zu absolvieren. Die Berufsförderungswerk Hamm GmbH ist seit 2010 an dieser „Aktion 100“ genannten Ausbildungsform beteiligt.
Zurück zu unserer Protagonistin. Denise Siebert, damals 23 Jahre alt, machte im ersten Beratungsgespräch einen sehr zurückhaltenden, unsicheren Eindruck, zweifelte an ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten. Aber ein enormes Potential war schon damals zu spüren, da war jemand, der wirklich wollte und viel mitbrachte. Nach weiteren Gesprächen startete die junge Frau, gefördert von der Agentur für Arbeit Lünen, dem Land NRW sowie dem Europäischem Sozialfond in der Aktion 100 im Januar 2020.
Anfangs musste das Team in der Aktion 100 im BFW Hamm viel Aufbauarbeit leisten, um das Selbstbewusstsein zu stärken und die angehende Kauffrau für Büromanagement auf den Ausbildungsbeginn vorzubereiten. Im März 2020 war der passende Kooperationsbetrieb gefunden: Das Autohaus Ebbinghaus in Hamm.
Der Ausbildungsbegleiter im Unternehmen, Denny Lux, und seine Kollegen gaben Denise Siebert zu Beginn die nötige Anlaufzeit, aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Schnell wurde ihr Potential deutlich, die anspruchsvollen Aufgaben folgten, an denen Denise Selbstbewusstsein aufbauen und wachsen konnte. Dank dieses rücksichtvollen Einstieges war sie dann schnell mit sehr verantwortungsvollen Aufgaben betraut, wie Unfallmeldungen schreiben, Mahnungen aufsetzen, Korrespondenz mit Rechtsanwälten und vielfältigem Geschäftsverkehr. Aufgrund ihrer sehr selbstständigen Arbeitsweise wuchs nicht nur das Vertrauen im Betrieb, sondern auch ihr Selbstvertrauen. Im Berufsförderungswerk kümmerte sich Sozialarbeiterin Claudia Amenda-Himker nun intensiv um ihren Schützling. Besonders vor Klausuren und Prüfungen war der Druck hoch, eine gezielte Förderung im BFW Hamm in den entscheidenden Fächern durch Ausbilder Burkhard Thiemann oder die stets offene Tür bei Psychologe Christoph Steinmetz sorgten für Sicherheit und Beruhigung – besonders in der Coronazeit, die besondere Anforderungen an die Betreuung stellte.
„Ich hätte nicht gedacht am Anfang, dass ich die Ausbildung überhaupt schaffe. Aber dank der guten Betreuung und Vorbereitung durch das Berufsförderungswerk lief es am Ende viel besser als ich gehofft hatte,“ so die passionierte Hobby-Fotografin im Rückblick.
Wobei „besser als gehofft“ noch sehr untertrieben ist, wenn man bedenkt, dass sie die Abschlussprüfung zur Kauffrau für Büromanagement vor der IHK zu Dortmund mit der Gesamtnote „Sehr gut“ abgeschlossen hat. Mit einem sehr positiven Rückblick auf ihre Zeit in der Aktion 100 beginnt Denise Siebert ihre erste Anstellung am 01.02.2023 bei der Privatärztlichen Abrechnungsstelle in Unna, welche näher an ihrem Heimatort Lünen liegt. Dort wird die lesebegeisterte junge Absolventin künftig in der Buchhaltung tätig sein, dazu monatliche Aufstellungen für einen Chefarzt erstellen. Die Zukunft hält also weitere Herausforderungen bereit, denen Denise Siebert aber selbstbewusst und kompetent begegnen wird.
Nicht nur ihre Eltern und ihr älterer Bruder sind stolz auf diese Entwicklung – auch ihre Maßnahmebegleiterin im Berufsförderungswerk Hamm, Claudia Amenda-Himker, ist rückblickend sehr zufrieden: „Mit der kleinen Brise Rückenwind hat Frau Siebert die große Veränderung mit Bravour gemeistert. Zurückschauend ist zu sagen: Veränderungen sind am Anfang hart, in der Mitte chaotisch und am Ende wunderbar.“
Die Berufsförderungswerk Hamm GmbH ist eine Einrichtung der Beruflichen Rehabilitation, bietet also Erwachsenen, die aufgrund einer körperlichen oder psychischen Behinderung der bisherigen Beruf nicht länger ausüben können, neue berufliche Perspektiven. Auf Grundlage des Sozialgesetzbuch IX bieten wie Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie die ergänzenden Besonderen Hilfen an.
Zusätzlich sind Qualifizierungsmaßnahmen über einen Bildungsgutschein möglich.
Desweiteren sind im Rahmen der Anderen Leistungsanbieter nach §60 SGB IX auch Angebote für behinderte Menschen im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich möglich.
Die Westfälische Pflegeschule bietet vorrangig Erstausbildungen im Bereich der neuen generalisierten Pflegeausbildung an.
Die Gesundheitsschulen Hamm ermöglichen eine schulgeldfreie Erstausbildung in den Berufen Podologe*in und Masseuer*in / med. Bademeister*n an.
Die BFW Hamm GmBh ist zudem Hauptträger des Integrationsfachdienstes in der Stadt Hamm, welcher sich um die Beratung schwerbehinderter Menschen kümmert.
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