- DKG-Chef Dr. Gaß zu Gast im gesundheitspolitischen Podcast von Asklepios CEO Kai Hankeln
- Klinikexperten kritisieren geplante Krankenhausreform
In seinem gesundheitspolitischen Podcast „Inside Health“ hatte Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken, jetzt Dr. Gerald Gaß zu Gast, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Hauptthema war die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform. Obwohl die Mitgliedsunternehmen der DKG die Reform später umsetzen sollen, war der Verband in der Expertenkommission überhaupt nicht vertreten. Erst nach Bekanntwerden der Reformvorschläge konnte die DKG sich damit auseinandersetzen und hat die möglichen Folgen für deutsche Krankenhäuser analysieren lassen. Die sind allein schon deshalb gravierend, weil die Hospitäler durch jahrelange Unterfinanzierung und die aktuell hohe Inflation ohnehin ökonomisch sehr schlecht dastehen. Die Auswirkungsanalyse der Krankenhausgesellschaft ergab – aufgeschlüsselt für die einzelnen Bundeländer –, welchem Level die Kliniken gemäß dem Reformvorschlag zugeordnet werden und welche Leistungen sie überhaupt noch anbieten dürfen. „Eine Krankenhausreform, die nach einer gewissen Konvergenzphase dazu führt, dass wir Fusionen haben, dass wir Umwandlungen von Krankenhäusern erleben, auch Schließungen von Krankenhäusern, wird am Ende dazu führen, dass wir nicht mehr 1700 Standorte haben, sondern weniger“, sagt Dr. Gerald Gaß im Podcast. Der Vorstand der DKG befürchtet, dass besonders kleine Kliniken, die zu keinem Verbund oder Konzern gehören, in Schwierigkeiten geraten werden. Für Hankeln kein Anlass zur Freude: „Das ist nicht so, dass wir uns darüber freuen, wenn Mitbewerber ins Straucheln kommen. Ganz im Gegenteil. Ich bin ein großer Freund von Trägervielfalt, die wir in diesem Land auch brauchen und die das System an der Stelle auch stark macht.“
Ein Thema ist für die Gesprächspartner besonders besorgniserregend: die Finanzlage deutscher Kliniken. „Die Lage ist mehr als dramatisch. Ich bringe mal eine Zahl: Jeden Monat zurzeit machen die deutschen Krankenhäuser 740 Millionen Euro Miese. Jeden Monat. Wir liegen Ende des Monats März bei knapp neun Milliarden Euro vom Januar 22 an – kumuliert gerechnet. Die Krankenhäuser liegen auf der Intensivstation – und niemand kümmert sich um lebensrettende Sofortmaßnahmen“, sagt Dr. Gaß. Asklepios Vorstand Kai Hankeln beklagt: „Keiner will die Investitionsmittel geben, die Länder wären zuständig, haben es aber nicht, der Bund übernimmt sie nicht und die Gesetzlichen Krankenversicherungen sind selbst klamm.“ Im Zweifel würden lieber der Pflegebeitrag oder der KV-Beitrag erhöht – und das belastet die internationale Wettbewerbsfähigkeit, fürchtet Hankeln.
Die Vorstellung des Ministers, seine Reform würde den Fachkräftemangel lösen, halten Gaß und Hankeln für naiv. „Die Reform wird das Fachkräfteproblem ja nicht lösen. Auch das ist so ein Narrativ: Wir verteilen einfach die Mitarbeiter, die da sind, auf weniger Häuser – und dann sind alle glücklich. Dass in den wenigen Häusern dann auch mehr Fälle sind und die Arbeitsbelastung dadurch keineswegs kleiner wird – das wird ignoriert“, sagt Hankeln.
Der DKG ist es auch wichtig, klarzumachen, dass es nicht nur um Kritik geht, sondern dass auch Lösungen vorgeschlagen werden. Bei den Themen Ambulantisierung, Digitalisierung und Prävention sehen Gaß und Hankeln gute Ansätze. „Wir behandeln zu viele Fälle noch vollstationär. Wir müssen uns nach internationalen Vorbildern im Krankenhaus auf mehr ambulante, klinisch ambulante Versorgung einstellen, dafür brauchen wir die Rahmenbedingungen“, sagt Dr. Gaß. Er befürwortet ebenfalls „eine ganz konsequente Digitalisierungsstrategie, um die demografische Herausforderung zu bewältigen können.“ Und auch die Prävention ist den Gesprächspartnern wichtig. Gerade auf Basis einer Datennutzung im Rahmen der Digitalisierung könne sie gezielt Patient:innen zugute kommen, Krankheiten vermeiden helfen oder Folgen von Krankheit reduzieren.
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