„Wir betrachten es als Ansporn und Herausforderung, die vom MAB-Komitee ausgesprochenen Hinweise und Empfehlungen gemeinsam mit dem Träger des Biosphärenreservats und den französischen Partnerinnen und Partnern im Sinne der nachhaltigen Regionalentwicklung umzusetzen“, sagte Katrin Eder. Als besondere Herausforderung dabei nannte die Umweltministerin „die Bewältigung der Klimawandelfolgen und die Erzeugung erneuerbarer Energien im Einklang mit dem Ziel der Erhaltung einer zusammenhängenden, möglichst unberührten Waldlandschaft.“
Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz, betonte die Bedeutung von Netzwerken, insbesondere in der Region: „Um die Partnerschaft von Mensch und Natur mit Leben zu füllen, brauchen wir als Biosphärenreservat vor allem verlässliche Partnerschaften in der Region – und das über die deutsch-französische Grenze hinweg. Die Personen, Verbände und Einrichtungen, die uns mit ihren Kompetenzen und ihrem Engagement unterstützen, ermöglichen es uns, unsere Projekte erfolgreich umzusetzen. Durch den Einsatz dieser Akteurinnen und Akteure können wir im Biosphärenreservat Pfälzerwald naturschonende und zukunftsweisende Lebens- und Wirtschaftsformen entwickeln und diese auch in die Umsetzung bringen.“
Professorin Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, hob die Stellung des Gebiets im internationalen Kontext hervor: „Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist das einzige seiner Art, das wir uns mit einem Nachbarland teilen. Gerade in dieser jahrhundertelang so umstrittenen Region ist die UNESCO-Auszeichnung ein Auftrag zum Frieden, an dem wir hier seit 25 Jahren mit unseren französischen Freundinnen und Freunden arbeiten.“ Sie unterstrich zudem das breite Spektrum der Aufgaben im Biosphärenreservat: „Als Teil eines weltweiten Netzwerks zeigt das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, wie man Mensch und biologische Vielfalt, Wirtschaft und Naturschutz, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Tourismus innovativ zusammenbringt. So ebnet es Wege in eine nachhaltige Zukunft, von denen alle profitieren.“
Dr. Stefan Lütkes gab einen kurzen Einblick in die Überprüfung des Pfälzerwalds aus Sicht des MAB-Nationalkomitees, dessen Vorsitzender er ist: „Das Biosphärenreservat Pfälzerwald hat auch in den vergangenen zehn Jahren große Fortschritte erreicht. Als überaus wichtigen Schritt begrüßt das Nationalkomitee ausdrücklich die Erweiterung der Kernzone auf nunmehr drei Prozent einschließlich erfolgter Pufferung.“ Lütkes betonte den Waldreichtum als besonderes Merkmal des Biosphärenreservats: „Mit einem Waldanteil von über 80 Prozent umfasst das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Westeuropas. Es besitzt als eines der letzten noch weitgehend unzerschnittenen europäischen Wald-Naturräume dieser Größe eine beeindruckende biologische Vielfalt von besonders hohem ökologischem Wert.“
Periodische Überprüfung des Biosphärenreservats durch die UNESCO
In den Jahren 2020 und 2021 wurde das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald auf der Basis verschiedener Grundlagendokumente wie der Internationalen Leitlinien, der Sevilla-Strategie, der MAB-Strategie 2015-2025, des Lima-Aktionsplans 2016-2025 sowie der nationalen Kriterien für die Anerkennung und Überprüfung von Biosphärenreservaten durch das MAB-Nationalkomitee evaluiert. Das MAB-Nationalkomitee ist ein Gremium, das als Bindeglied zwischen der internationalen und der nationalen Ebene fungiert. In Deutschland besteht dies aus 17 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Praxis, welche über einschlägige Erfahrungen aus den Themen des MAB-Programms verfügen.
Die Überprüfung diente der Wiederanerkennung des Biosphärenreservats Pfälzerwald durch die UNESCO für weitere zehn Jahre. Hierzu wurde anhand eines vorgegebenen Evaluierungskatalogs seitens der Geschäftsstelle des Biosphärenreservats in den Jahren 2020 und 2021 ein Bericht angefertigt, der über den Zeitraum der Jahre 2013 bis 2020 berichtet. Auf Basis des Evaluierungsberichts sowie von Bereisungen und Workshops wurde seitens des MAB-Nationalkomitees eine Stellungnahme erarbeitet.
Die Stellungnahme des MAB-Nationalkomitees, die sich an das Land Rheinland-Pfalz richtet, enthält Empfehlungen für die nächsten zehn Jahre. Da der Bezirksverband Pfalz durch die Landesverordnung zum Biosphärenreservat Pfälzerwald zugewiesener Aufgabenträger ist, ist es erforderlich, mit dem Land Rheinland-Pfalz beziehungsweise mit dem Umweltministerium zu beraten, wie mit den Empfehlungen der Evaluierung umzugehen ist.
Die vom MAB-Nationalkomitee formulierten Empfehlungen richten sich an unterschiedliche Akteure und Akteurinnen sowie Organisationen. So ist unmittelbar die Geschäftsstelle des Biosphärenreservats angesprochen, aber auch das Land Rheinland-Pfalz, Landesforsten oder der Tourismus.
25 Jahre grenzüberschreitendes Biosphärenreservat
Die Biosphären-Teams in den Nordvogesen und im Pfälzerwald haben gemäß dem MAB -Programm der UNESCO bei der Anerkennung als deutsch-französisches Gebiet im Jahr 1998 den Auftrag übernommen, Ideen für eine nachhaltige Nutzung und für eine Erhaltung der natürlichen Ressourcen zu entwickeln und umzusetzen – und das über die deutsch-französische Grenze hinweg. Dafür entwickeln die Biosphären-Teams gemeinsam mit vielen Menschen in der Region Projekte, die als Modell für andere dienen können.
Eine bewegte Geschichte und die gemeinsame Natur verbinden die beiden Regionen. Schon seit den 1980er Jahren haben sich die Verantwortlichen des damaligen Naturparks Pfälzerwald und des Regionalen Naturparks Nordvogesen für eine deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich des Naturschutzes starkgemacht. Früh entwickelte sich die Absicht, zwei nationale Biosphärenreservate zu schaffen, mit dem vornehmlichen Ziel der Schaffung eines deutsch-französischen Biosphärenreservats. Die nationalen Anerkennungen fanden in Frankreich 1989, für den Pfälzerwald als deutsches Gebiet 1992 statt. Vor 25 Jahren wurde das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen dann als erstes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat in der Europäischen Union anerkannt.
Seit der Anerkennung wurden zahlreiche gemeinsame Projekte umgesetzt, dazu zählen etwa die deutsch-französischen Biosphärenbauernmärkte, die es seit 1999 gibt. Der erste Markt fand im südwestpfälzischen Ruppertsweiler statt, der zweite im lothringischen Walschbronn. In der jüngeren Vergangenheit wurde zum Beispiel das EU-Projekt „LIFE Biocorridors“ zur Vernetzung von Biotopen realisiert (2016 bis 2022). Derzeit laufen zwei gemeinsame, durch INTERREG geförderte Projekte: „Gefährdete Tierarten – Espèces en danger“, das dieses Jahr beendet wird, sowie „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“, das 2025 endet.
Im Jahr 2023 gibt es 738 Biosphärenreservate in 134 Ländern, nur 22 davon sind wie das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen grenzüberschreitend. Bei seiner Anerkennung vor 25 Jahren war das Gebiet das erste grenzüberschreitende Biosphärenreservat in der Europäischen Union.
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