Mehr Solarenergie braucht das Land

Für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW ist es erfreulich, dass der Solaraufschwung auch in den ersten vier Monaten dieses Jahres anhält. Damit der Solarausbau richtig an Fahrt gewinnt, müssen aber weitere Hürden beseitigt werden.

Sonnige Zwischenbilanz am heutigen „Internationalen Tag der Sonne“, mit dem das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme = UNEP) immer am 3. Mai eines Jahres auf das große Potenzial der Solarenergie aufmerksam machen will: In NRW sind in den ersten vier Monaten dieses Jahres 55.725 neue Solaranlagen in Betrieb genommen worden, fast zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Wie eine vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) vorgenommene Auswertung der vorläufigen Meldungen im Marktstammdatenregister zeigt (Stand: 1. Mai), verdoppelte sich mit 495,0 MW die installierte Solarstromleistung in etwa (2022: 270,5 MW) gegenüber dem Vergleichszeitraum.

Dass NRW bei den neu errichteten Solaranlagen im bundesweiten Vergleich sogar die Nase vorn hat, dafür haben vor allem die sogenannten Balkonmodule gesorgt. Allein 14.600 neue Stecker-Anlagen im Land sind bis Ende April im Marktstammdatenregister gemeldet worden, auf die allerdings nur gut 13 MW der neu installierten Leistung entfallen. Bei der neu installierten Leistung selbst rangiert NRW im Bundesländervergleich nach Bayern (850 MW) auf Platz zwei vor Baden-Württemberg (478 MW), Niedersachsen (327 MW) und Brandenburg (276 MW).

Es ist wirklich erfreulich, dass sich der bereits im vergangenen Jahr zu beobachtende Solar-Aufschwung im Land weiter fortsetzt“, kommentiert LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger die vorliegende Zwischenbilanz beim Solarausbau. Auch die hohe Zahl von Balkonsolaranlagen sieht Mildenberger positiv: „Das zeigt, dass die Energiewende auch in den Städten ankommt. Was wichtig ist für NRW, wo es mit die meisten Mietwohnungen gibt.“

Der LEE NRW bewertet die Viermonatszahlen als „erfreuliche Zwischenetappe“. Geschäftsführer Christian Mildenberger: „NRW muss seine Anstrengungen im Solarsektor weiter deutlich steigern. Um die eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen, ist ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung unverzichtbar.“

Gleich mehrere Hausaufgaben muss die Landesregierung aus Sicht des LEE NRW erledigen, damit der Solarausbau richtig Fahrt aufnimmt:

 Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten landesweiten Solarpflicht ist bereits überfällig. Der erste Schritt, nämlich die Vorgabe für alle neuen öffentlichen Liegenschaften, sollte bereits zum 1. Januar 2023 erfolgt sein. Es gibt keinen Grund für eine weitere Verzögerung.
 Bei einer Vielzahl von aktuell geplanten solaren Freiflächenanlagen ist der geltende Landesentwicklungsplan (LEP), der eine solare Freiflächen-Nutzung im Außenbereich nur unter absolut restriktiven Bedingungen zulässt, weiterhin ein massiver Verhinderungsgrund. Diese Bestimmungen müssen schnellstens geändert werden. Bei der jüngsten Ausschreibung für Freiflächenanlagen (veröffentlicht am 13. April) gingen von 245 Geboten nur elf nach NRW, 119 aber nach Bayern. Eindrucksvoll belegt das auch die jüngste Datenauswertung: Nur 2,5 Prozent der neu installierten Solarleistung in NRW entfällt auf Freiflächenanlagen.
 Nach wie vor werden die reichlich vorhandenen Dächer und Freiflächenareale in Industrie- und Gewerbegebieten für die Solarenergie nicht ausreichend genutzt. Dafür sollte im LEP ein neuer sogenannter Grundsatz eingeführt werden, der in Bereichen von gewerblicher und industrieller Nutzung die Errichtung von Erneuerbaren Energien als Regelfall vorgibt.
 Um die Zahl der bislang sehr überschaubaren schwimmenden Solarparks („Floating-PV“) deutlich zu erhöhen, sollte die Landesregierung gemeinsam mit weiteren Bundesländern versuchen, den aktuell sehr restriktiven Gesetzesrahmen mit einer Bundesratsinitiative zu ändern.

Für den LEE NRW ist es unverzichtbar, dass die Landesregierung ihre Aktivitäten zum Ausbau der Solarstromnutzung forciert. „So begrüßenswert es ist, dass die Zahl von Dach- und Balkonanlagen wächst, müssen die Rahmenbedingungen insbesondere für die Freiflächenanlagen im Zuge der angekündigten Änderung des Landesentwicklungsplans deutlich verbessert werden. Ohne große Freiflächen-PV-Anlagen wird die Landesregierung ihre eigenen Ziele nicht erreichen“, betont LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger.

Über den Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V.

Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.

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