Große Herausforderungen erfordern gemeinsame Anstrengungen – die Dekarbonisierung der Schifffahrt ist notwendiger Teil der maritimen Resilienz Deutschlands, alle Stakeholder müssen an einem Strang ziehen, um die Herkulesaufgabe einer klimafreundlichen Zukunft der Schifffahrt zu bewältigen. Das war der Tenor der Blue Night 2023, zu der der Verband Deutscher Reeder bereits zum zweiten Mal in die „Wartehalle“ des Alten Stettiner Bahnhofs im Herzen des außenpolitischen Berlins eingeladen hatte.
„Wir müssen die Kräfte aller maritimen Akteure bündeln, damit die Transformation der Schifffahrt zu einem klimaneutralen Verkehrsträger gelingt“, sagte VDR-Präsidentin Dr. Gaby Bornheim in ihrer Begrüßung. Gerade mit Blick auf die zahlreichen weiteren globalen Krisenlagen sei ein Miteinander mehr denn je erforderlich. Geopolitik, Handelspolitik und Klimaschutz bedingen sich gegenseitig, dies Verständnis müsse international stärker verankert werden, und gelte für die Staatengemeinschaft ebenso wie die Wirtschaftsbeteiligten.
Der Forderung schloss sich in ihrer Keynote Jennifer Morgan an, als Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragte für das Thema Internationale Klimapolitik. Die Staatssekretärin will mit internationalen Partnern insbesondere die globale Energiewende vorantreiben, ein wichtiger Punkt auch für die Schifffahrt und die künftig von ihr genutzten Treibstoffe. „Investitionen in erneuerbare Energien sind Investitionen in unsere Unabhängigkeit und unsere Freiheit. Wir müssen Klimapolitik als Geopolitik verstehen“, so Morgan. „Dieses Verständnis müssen wir global verankern.“ Dabei müssten diejenigen unterstützt werden, die so schnell wie möglich in Energieeffizienz, in erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff investieren. Die Schifffahrt sei hierfür ein gutes Beispiel. Denn der Weg zur Nutzung klimaneutraler Treibstoffe müsse vom Sektor schnell gegangen werden. Deutschland und Europa seien angewiesen auf die Schifffahrt, das schnelle Erreichen der Klimaneutralität des Verkehrsträgers Seeschiff sei deshalb um so wichtiger.
Die frühere Greenpeace-Geschäftsführerin betonte die globale Dimension dieser Aufgabe, und dass es noch wesentlich mehr an Kooperation und klimapolitischen Miteinanders bedürfe, auch in der maritimen Welt.
Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit – und Schnelligkeit
„Wir müssen die Produktion alternativer Treibstoffe rasch hochfahren und verlässliche politische Rahmenbedingungen für ihre Verfügbarkeit definieren“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Arlt bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Zum Erreichen der Klimaziele genüge es nicht, auf neue Schiffe zu setzen. Die Bestandsflotte müsse mindestens mit Dual-Fuel-Motoren ausgestattet werden. „Außerdem gilt es, in Forschung und innovative Technologien zu investieren“, so Arlt.
Der maritime Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ingo Gädechens, betonte die Relevanz des maritimen Sektors für den Standort: „Eine funktionierende Seeschifffahrt ist für eine Exportnation wie Deutschland von existenzieller Bedeutung.“ Darum seien der Erhalt und eine positive Fortentwicklung der Schiffsflotte und einer konkurrenzfähigen Infrastruktur absolute Grundvoraussetzung. „Damit unsere Reeder Ihren Teil zum Erfolg beitragen und den Flottenbestand nachhaltig ausbauen können, brauchen sie politische Verlässlichkeit in puncto Förderungen, Antriebstechnologien und Infrastrukturausbau“, sagte Gädechens.
Zum Abschluss hob VDR-Präsidentin Bornheim die Rolle der Schifffahrt als wichtigstes Transportmittel im globalen Handel hervor: „Die Versorgung der Menschen mit lebenswichtigen Gütern, die Belieferung der Wirtschaft mit Rohstoffen und Energie ist ohne Schiffe nicht vorstellbar.“ Die Branche sei sich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst und fest entschlossen, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen, so Bornheim. „Wir haben uns vorgenommen, bis 2050 klimaneutral unterwegs zu sein. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Deshalb brauchen wir jetzt den internationalen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft, um zügig voranzukommen ohne die Wettbewerbsfähigkeit dabei aus dem Blick zu verlieren.“
Jenseits des offiziellen Programms stand maritimes Networking auf der Agenda der VDR Blue Night, an der neben den Podiumsteilnehmern weit mehr als hundert Gäste aus Bundespolitik, Wirtschaft und Medien teilgenommen haben. Neben zahlreichen Vertretern der Regierungskoalition im Bundestag, war auch die CDU/CSU-Fraktion prominent vertreten.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit seinen mehr als 150 Mitgliedsunternehmen aus unterschiedlichen Bereichen der Seeschifffahrt vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de
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