Trotz guter Geschäfte: Auf Aufschwung setzen die wenigsten Unternehmen

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft hellt sich nur zögerlich auf. Zwar macht laut der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Heilbronn-Franken fast die Hälfte der Unternehmen gute Geschäfte, Fachkräftemangel und nach wie vor hohe Energiepreise verunsichern die Wirtschaft aber erheblich. Industrie, Baugewerbe und Großhandel klagen über eine schwache Auftragslage.

„Unsere Betriebe in der Region Heilbronn-Franken sind überwiegend gut aufgestellt und lassen sich ihren Optimismus nicht nehmen. Aber keine Frage: Die wirtschaftliche Lage bleibt auch zu Jahresbeginn angespannt. Die Unternehmen sind tief verunsichert, der Konjunktur fehlt es an Dynamik“, bewertet Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2023.

An dem Stimmungsbarometer haben sich 374 Betriebe mit insgesamt rund 60.400 Beschäftigten beteiligt – und deren Situation hat sich seit dem Jahreswechsel nur unwesentlich gebessert, auch wenn das Stimmungsbild wieder an das Niveau vor dem Krieg in der Ukraine heranreicht. Sorgenkind Nummer eins ist nach wie vor die Auftragslage. Sie schwächelt besonders im Großhandel und ist auch in der Industrie und im Baugewerbe weiter rückläufig. Die Nachfrage aus dem Ausland ist von Unsicherheiten bestimmt, die Inlandsnachfrage krankt an der Investitionsschwäche. Über alle Branchen hinweg gibt die Hälfte der Unternehmen der Geschäftslage im ersten Quartal 2023 die Note „Befriedigend“, 42 Prozent – und damit ebenso viele wie zum Jahresende 2022 – bewerten die eigene Geschäftslage als gut, sieben Prozent (Vorquartal neun Prozent) als schlecht.

Bei den Geschäftsaussichten bewegt sich ebenfalls wenig: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet keine Veränderungen, 24 Prozent gehen wie zum Jahresende 2022 von einer Belebung aus. 19 Prozent (Vorquartal 20 Prozent) rechnen mit schlechteren Geschäften. An der Spitze der Geschäftsrisiken steht mit 71 Prozent (70 Prozent) der Fachkräftemangel. Aber auch die hohen Energiepreise festigen mit nahezu gleichbleibenden 62 Prozent ihren hohen Stellenwert bei der Risikobewertung.

„Alles in allem steuert die regionale Wirtschaft in diesem Jahr auf eine Stagnation zu. Wir brauchen dringend mehr Investitionen – und dafür muss die Politik jetzt die richtigen Weichen stellen“, so Elke Döring.

Wenig Euphorie in der Industrie

Industrie: Bei den Industrieunternehmen fallen die Schwankungen bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland auf. Zwar bezeichnet gut die Hälfte der Betriebe die aktuelle Lage als gut, aber nur 19 Prozent (Vorquartal 18 Prozent) verbuchten im ersten Quartal steigende Inlandsorders, während 31 Prozent (22 Prozent) Einbußen hinnehmen mussten. Ähnlich die Entwicklung bei den ausländischen Auftragseingängen: 31 Prozent der Betriebe meldeten eine rückläufige Auftragslage, zwölf Prozent mehr als im Vorquartal.

Dass sich daran in den kommenden Monaten etwas ändert, glauben die wenigsten. Fast 60 Prozent der Unternehmen gehen von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus, 26 Prozent erwarten eine Besserung. Entsprechend bleiben die Exporterwartungen und die Investitionspläne unter dem Niveau des vergangenen Jahres bis zu Beginn des Krieges. Elke Döring: „Jedes fünfte Unternehmen hält sich mit Investitionen im Inland zurück. Die Exporterwartungen bleiben mau, die Energiekosten hoch. Es ist nicht verwunderlich, dass sich Unternehmen Gedanken über Verlagerungen und Standortwechsel machen – auch wenn wir das in der Region unmittelbar noch nicht sehen.“

Wohnungsbau auf dem Tiefststand

Baugewerbe: Am Bau hellt sich die Stimmung trotz widriger Rahmenbedingungen etwas auf. Kein befragtes Unternehmen will von einer schlechten Stimmung sprechen, die Zahl der Optimisten hat mit 43 Prozent (Vorquartal 38 Prozent) zugenommen, ist aber noch entfernt vom Niveau der zurückliegenden Jahre. Und das hat Gründe, wie Elke Döring feststellt: „Es herrscht Stagnation. Die Betriebe leiden unter dem schnellen Zinsanstieg, hohen Materialkosten und Fachkräftemangel.“ Steigende Auftragseingänge verzeichnet kein einziges befragtes Unternehmen, 55 Prozent melden Auftragsrückgänge. Insbesondere im Wohnungsbau ist die Zahl der Aufträge auf einen Tiefststand gesunken.

Dennoch fallen die Erwartungen weniger pessimistisch als im Vorquartal aus. Fünf Prozent (null Prozent) erwarten, dass sich die Geschäftslage verbessert, 32 Prozent (41 Prozent) sind skeptisch.

Wandel im Handel

Großhandel: Das Stimmungsbild im Großhandel trübt sich spürbar ein. Gegenüber dem Vorjahr halbiert hat sich die Zahl der Großhändler, die einen guten Geschäftsverlauf melden (31 auf 15 Prozent). Dabei haben sich die Lagebeurteilungen vor allem im produktionsverbindenden Großhandel verschlechtert. 21 Prozent (28 Prozent) der Händler erwarten eine bessere Entwicklung, 41 Prozent (30 Prozent) eine schlechtere. Größte Geschäftsrisiken der Branche sind die Inlandsnachfrage und die Arbeitskosten.

Einzelhandel: Angesichts der Inflation überraschend resistent gibt sich der Einzelhandel. Die Hälfte der befragten Einzelhändler ist zufrieden mit der jüngsten Geschäftsentwicklung (Vorquartal 35 Prozent). Lediglich acht Prozent (elf Prozent) sind es nicht. Besonders in den Lebensmittel- und Baumärkten und Geschäften für Spiel- und Sportartikel sowie Bürobedarf ist die Stimmung gut, wären da nicht die Verbraucher, die sich beim Shoppen weniger gönnen. Nur drei Prozent der Händler beobachten wie im Vorquartal ein kauffreudiges Publikum, 62 Prozent (54 Prozent) spüren eine Kaufzurückhaltung. 74 Prozent gehen davon aus, dass sich daran absehbar nichts ändert. Mit einer besseren Geschäftsentwicklung kalkulieren fünf Prozent (acht Prozent).

Dienstleister im Aufwind

Dienstleistungsgewerbe: In den Reisebüros, bei den IT-, Kommunikations- und anderen Dienstleistern hält der Aufwärtstrend an. 42 Prozent (Vorquartal 41 Prozent) der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Lage als gut, sieben Prozent (13 Prozent) beschreiben den Geschäftsverlauf als schlecht. Bei 36 Prozent füllen sich die Auftragsbücher wieder. Allerdings belastet auch in der Dienstleistungsbranche der Fachkräftemangel die Erwartungen. Rund ein Drittel der Betriebe erwartet bessere Geschäfte in den kommenden Monaten.

Zurück zur Normalität in Hotels und Gaststätten

Hotel- und Gaststättengewerbe: Hotels und Gaststätten profitieren weiter von einer sich normalisierenden Nachfrage nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. 39 Prozent (Vorquartal 43 Prozent) der Betriebe bezeichnen ihre aktuelle Lage als gut, kein Betrieb (zehn Prozent) ist mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden. Angesichts der Probleme bei Personalsuche und Energieversorgung blickt allerdings nur jeweils ein Fünftel optimistisch (Vorquartal sieben Prozent) beziehungsweise pessimistisch (24 Prozent) in die Zukunft.

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