Biologische Vielfalt entlang der Lieferkette von Banane und Ananas zu integrieren, von der Farm bis auf den Teller, das war das Ziel unserer Projektarbeit seit 2019. Neben einer Verbraucherkampagne, Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel in Europa, Importeuren und Nachhaltigkeitsstandards, ist vor allem im Anbau viel umgesetzt worden. Für die Betriebe in den beteiligten Ländern Costa Rica und Dominikanische Republik gab es mehrere Angebote, sich daran zu beteiligen. Um es vorweg zu nehmen: Es ist beeindruckend zu sehen, was in wenigen Jahren geschafft wurde.
Eines dieser Angebote ist der Biodiversitätscheck (BCA). Der BCA ist eine standardisierte Methodik, um die Verbindungen eines Unternehmens mit der Biodiversität zu analysieren und geeignete Maßnahmen zu identifizieren. Aus dem BCA wird ein passgenauer Biodiversitätsaktionsplan (BAP) entwickelt. Das Unternehmen SAVID Domincano in Valverde war eines der ersten, die einen solchen BAP aufgestellt haben. Motivation war die geplante Umstellung auf den neuen Demeter Standard, der einen solchen Aktionsplan erfordert, ähnlich wie viele andere Standards. Neben kleinen Maßnahmen wie dem Umbau von Zäunen zu Hecken, gehören auch sehr umfangreiche Maßnahmen. Bei SAVID war es eine umfangreiche sehr Maßnahme: Wir konnten uns die neue Anlage zur Erzeugung biologischer Pflanzenschutz- und Stärkungsmittel, auch „Biologika“ oder „Bioinputs“ genannt, ansehen – wirklich beeindruckend. Die Herstellung basiert auf natürlichen Prozessen wie Fermentation und mikrobieller Zersetzung unterschiedlichster pflanzlicher Materialien, wodurch primäre und sekundäre Pflanzenstoffe mit entsprechenden Wirkungen freigesetzt werden. Das sieht nicht immer appetitlich aus, ist aber sehr wirksam, wie uns die Experten vor Ort aus den ersten Anwendungen berichteten.
40 Betriebe konnten außerdem in einem Ideenwettbewerb für Biologische Vielfalt gewinnen. Ein Gewinner in derselben Region wie SAVID ist die Bio-Bananenkooperative Banelino. Klar, dass bei 320 Mitgliedbetrieben viele gute Ideen entstehen und so konnte Banelino gleich zweimal bei Ideenwettbewerb punkten. Unter den Bananenstauden der beteiligten Betriebe gackern nun bis zu 16 Hühner und Hähne und liefern den Familien Eier und Hühnerfleisch und sind im Verkauf eine zweite Einkommensmöglichkeit. Agroforst heißt dieses Konzept, in Europa vergleichbar mit den Steuobstwiesen, auf denen früher auch Vieh weidete. Naheliegend dies so zu machen, wenn man die Hühner so fröhlich im Schatten der Bananen scharren sieht, aber in der Dominikanischen Republik erstmals durch Banelino erprobt. Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt da zweite BANELINO Projekt: Wenn die Biologische Vielfalt stimmt, kann man auch in Bananenplantagen Bienen halten und Honig erzeugen. Bananenbauer Carlos Tejada hat dies erstmals ausprobiert und erzählt uns begeistert: „Bis zu 20 kg Honig produziert nur ein Bienenstock jedes Jahr, das ist viel mehr als ich erwartet hatte“. Voraussetzung ist, dass ausreichend Blumen auf den Plantagen blühen und dass es sich um Biobetriebe handelt, beides kein Problem bei BANELINO.
Besonders anspruchsvoll für die Bananenproduzierenden war die Umsetzung der ökologischen Vernetzungsstrukturen, die im Projekt geplant sind. Nach fünf Stunden Fahrt in den Süden der Insel kommen wir in Azua, dem zweiten Bananenanbaugebiet der Dominkanischen Republik an. AZUABANA ist eine Kooperative, die sich hier stark engagieren. Junior Munoz, mit seinem Betrieb Mitglied bei AZUABANA zeigt uns stolz die Baumpflanzungen der letzten Monate: „Über 3000 Setzlinge haben wir entlang der Flussufer und Böschungen gesetzt. Darunter viele Setzlinge der einheimische Ceiba-Bäume, die momentan noch sehr klein sind. Unter den tropischen Bedingungen wachsen diese in wenigen Jahren zu richtigen Bäumen und in einigen Jahrzehnten zu stattlichen Baumriesen heran.“ Erstmal müssen die kleinen Pflanzen zweimal wöchentlich gegossen werden, damit sie gut anwachsen. Weniger schön, aber nicht weniger wichtig: Junior und seine Mitarbeiter haben mehrere wilde Müllkippen aufgelöst und zahllose Lastwagenladungen Abfall auf die kommunalen Mülldeponien gebracht. „Das ist nur der Beginn, leider“, versichert Junior. In einigen Wochen ist eine öffentliche Müll-Sammel-Aktion geplant, damit auch die Menschen in den umliegenden Dörfern verstehen, wie man den Müll besser entsorgen kann.
Am Ende einer ereignisreichen Reise stehen viele Begegnungen mit Menschen, die mit derselben Begeisterung für die Biologische Vielfalt arbeiten, wie wir. Wir konnten nur einen kleinen Teil der Maßnahmen sehen und nur einen Ausschnitt davon hier berichten. Dass nach vier Jahren Projektarbeit so viel für die Biodiversität entstanden und das Thema inzwischen im Sektor angekommen ist, finden wir einen tollen Erfolg.
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