Im Veränderungsdialog haben sich verschiedene Verbände aus der Landwirtschaft, dem Naturschutz und Vertretungen des Handels zusammengeschlossen, um zu einem besseren Miteinander zu kommen und gemeinsame Themen zu identifizieren, zu denen sie gemeinsam handeln wollen.
Die Weidetierhaltung ist eine der wichtigsten Formen der naturschutzgerechten Landbewirtschaftung. Weidewirtschaft spielt für den Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft in Baden-Württemberg eine große Rolle und sorgt für biologische Vielfalt auf den Flächen. Daraus erzeugte Produkte finden zunehmend einen Markt, auch weil es gelingt, regionale, nachhaltig funktionierende Wertschöpfungsketten mit allen Akteuren aufzubauen.
„Wir brauchen für unsere Rinderhalterinnen und -halter verlässliche Rahmenbedingungen für die Auslegung von Verwaltungsvorschriften vor allem im Baurecht, die landesweit einheitlich von den Behörden umgesetzt werden“, sagt Rosi Geyer-Fäßler, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes (LBV). „Eine Zusammenarbeit aller Beteiligten ist notwendig, um das für die Weidenutzung erforderliche Bauvorhaben umzusetzen, einschließlich neuer Ställe, Weideunterstände, Zäune und anderer landwirtschaftlicher Anlagen.“ Zudem müsse der Ackerstatus bei Neuanlagen von Weiden grundsätzlich erhalten bleiben, um Rechtssicherheit für die Betriebe zu garantieren. Hier sei Bund und Land gefordert entsprechende Regelungen zu erlassen, fordert die LBV-Vizepräsidentin.
Marcus Arzt, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL e.V.) erklärt: „Für uns Biobauern ist es wichtig, unseren Kühen möglichst artgerechte Haltungsformen anzubieten. Biobetriebe haben das Ziel, auch außerhalb der klassischen Grünlandregionen Weidemöglichkeiten zu schaffen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung der Behörden und die Solidarität der Gesellschaft. Vorschriften müssen sachgerecht, umsetzbar und angemessen sein. Gemeinsam können wir so mehr Tierwohl schaffen.“
„Weidetiere wie Kühe, Schafe und Ziegen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Es geht darum die Weidetierhalterinnen und -halter in Baden-Württemberg zu unterstützen damit sie auch in Zukunft Partner für den Naturschutz sein können“, erklärt Nabu-Landesvorsitzender Johannes Enssle. „Nicht zuletzt mit der Rückkehr der Wölfe nach Baden-Württemberg sind Herausforderungen verbunden, die wir nur gemeinsam im Interesse von Landwirtschaft und Naturschutz lösen können. Es ist klar, dass der Wolf in Baden-Württemberg ein Existenz- und Bleiberecht hat und wir die Tierhaltung darauf einstellen müssen. Es ist aber auch klar, dass Wölfe, die den Herdenschutz überwinden, schnell und unbürokratisch entnommen werden müssen.“
„Die Landesregierung muss dringend die Förderung regionaler Schlacht- und Verwertungswege sowie die mobile Schlachtung vorantreiben, um die Zukunft der Weidehaltung zu sichern. Wir brauchen dafür finanzielle Unterstützung und insbesondere einfachere Genehmigungsverfahren. Auch müssen bürokratische Hürden abgebaut werden. Nur so stellen wir sicher, dass Lebensmittel aus der regionalen Tierhaltung im Lebensmittelhandel sowie in der Direktvermarktung wettbewerbsfähig sein können“, so Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV).
Um Weidetierhaltende in ihren Bedürfnissen zu unterstützen und den Fortbestand der Weidewirtschaft zu sichern, haben sich die Verbände des Veränderungsdialogs gemeinsam mit weiteren relevanten Akteuren auf den Weg gemacht, die wichtigsten Voraussetzungen für eine Weidetierhaltung der Zukunft zu identifizieren, Herausforderungen zu benennen und Ideen für deren Stärkung zu entwickeln. Ziel dabei ist es, einen Dialog mit politischen Entscheidungsträgern auf Landesebene und der Verwaltung auf regionaler und kommunaler Ebene anzustoßen.
Im Rahmen der Veranstaltung wird durch die Verbandsspitzen von BLHV e.V., LBV e.V., NABU Baden-Württemberg und AÖL e.V. ein Forderungspapier dazu vorgestellt und an die Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Thekla Walker, und den Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, übergeben sowie diskutiert. Ziel ist es, im gemeinsamen Austausch mit der Politik über den konkreten Handlungsbedarf zu sprechen und die Bedeutung der Weidetierhaltung für Landwirtschaft und Naturschutz deutlich zu machen.
Am Nachmittag des Natur- und Landwirtschaftstags steht der fachliche Austausch im Fokus: Zwei Vorträge, die das Zusammenwirken von Landwirtschaft, Naturschutz und Handel beschreiben, geben Impulse für die anschließende Diskussionsrunde mit allen Teilnehmenden. Eine weitere Diskussionsrunde nimmt Ansätze aus Praxis und Wissenschaft einer nachhaltigen Weidetierhaltung in den Blick.
Gerahmt wird die Veranstaltung von Informationsständen mit guten Beispielen aus der Praxis und innovativen Ansätzen aus der Wissenschaft.
Zum Programm und dem Forderungspapier unter https://veraenderungsdialog.de/…
Mehr zum Veränderungsdialog unter https://veraenderungsdialog.de/…
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