FondsSuperMarkt: Der Amundi Welt Ertrag Nachhaltig ist ein Mischfonds, der einen aktiven, vermögensverwaltenden und zugleich nachhaltig orientierten Investmentansatz verfolgt und eine jährliche Ausschüttung i.H.v. 4% anstrebt. Beginnen wir mit dem zuletzt genannten Aspekt: Kann die langfristig angestrebte Ausschüttungsquote als Mindestzielrendite des Fonds verstanden werden? Gibt es andere quantitative Zielgrößen, an denen Sie sich orientieren?
Joachim Rädler: Ja, das ist richtig – das jährliche Ausschüttungsziel kann als langfristige Mindestzielrendite verstanden werden. Sie leitet sich aus den erwarteten künftigen Renditen der einzelnen Anlageklassen ab, wobei wir aktuell von einer durchschnittlichen Aktienquote von 50 % und einer durchschnittlichen Duration von 3,5 Jahren ausgehen. Wir haben das Portfolio in zahlreichen Marktszenarien getestet und führen diese Tests weiterhin vierteljährlich durch, so dass wir zuversichtlich sind, dieses Renditeziel zu erreichen. Das erwähnte Ausschüttungsziel von 4% ergibt sich ebenfalls aus dieser Analyse und speist sich aus insgesamt drei "Töpfen": Dividenden, Kupons und Optionsprämien. Mit einer vorgegebenen Aktienquote von 30-70% und einer Duration von 2-5 Jahren wollen wir die Morningstar-Peergroup "EAA Fund EUR Moderate Allocation Global" übertreffen.
FondsSuperMarkt: Der vermögensverwaltende Ansatz des Amundi Welt Ertrag Nachhaltig ruht auf vier Säulen. Welche sind das, und wie hängen sie zusammen?
Joachim Rädler: Die vier Säulen sind ein Amundi-eigenes Konzept des Multi-Asset Bereichs, was bereits seit vielen Jahren angewendet wird und sich über unterschiedlichste Marktphasen bewährt hat. Dieser Ansatz vereint über zweihundert Analysten, Strategen und Portfoliomanager in unterschiedlichen Gremien, um aus den zusammengetragenen Markteinschätzungen eine „Leitlinie“ für alle Multi-Asset Portfolien zu bilden. Die erste Säule definiert unsere makroökonomische Sicht auf die globale Finanzwelt – die Amundi-Hausmeinung – sowie die daraus resultierende Ausrichtung aller Portfolien. Derzeit vertritt Amundi eine „neutral vorsichtige“ Meinung zu globalen Aktien, weswegen wir uns im Amundi Welt Ertrag Nachhaltig aktuell mit etwas unter 50% Investments in Aktien positionieren. In der zweiten Säule fokussiert sich eine Gruppe von Spezialisten auf Absicherungsstrategien, um die Portfolien gegen etwaige Stressszenarien zu schützen. Säule drei ist der fundamentalen Unternehmensanalyse gewidmet – der Über- oder Untergewichtung von Branchen und der Einzeltitelauswahl. Die vierte Säule konzentriert sich auf so genannte Satellitenstrategien, bei denen es sich um thematische Anlagekörbe mit einem längerfristigen Anlagehorizont (mehr als ein Jahr) oder um niedrig korrelierte Anlagestrukturen handeln kann, die das Risiko-Ertrags-Profil der Fonds verbessern. Im Amundi Welt Ertrag Nachhaltig arbeiten wir beispielsweise mit thematischen Anlagekörben. Zu den in diesen Anlagekörben reflektierten Themen gehört zum Beispiel der Megatrend erneuerbare Energien, in dem wir die gesamte Wertschöpfungskette – von Offshore-Windparks über Seekabelproduzenten bis hin zu Netzbetreibergesellschaften – abgebildet haben. Weitere Themen sind nachhaltige Stadtplanung und energieeffiziente Gebäudesanierung sowie Recycling und Biokunststoffe.
FondsSuperMarkt: Termingeschäfte, also Wetten auf Kursverfall oder -anstieg unterschiedlicher Basisinvestments, spielen in Ihrem Fondskonzept eine nicht unerhebliche Rolle, nicht nur zur Absicherung von Einzeltiteln oder Anlagesektoren, sondern auch als Renditequelle, zur Vereinnahmung von Optionsprämien. Folgen Sie hierbei einem opportunistischen Ansatz, oder gibt es qualitative oder quantitative Grenzen für Ihr diesbezügliches Engagement?
Joachim Rädler: Das ist richtig, auf Grund des dynamischen Ansatzes des Fonds werden regelmäßig Derivate eingesetzt, um die Duration zu steuern oder den Aktienanteil abzusichern. Wir nutzen die gängigen Derivate, welche im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsregeln zulässig sind. Als aktiver Fonds wollen wir uns innerhalb der vorgegebenen Bandbreite der Aktienquote von 30-70% flexibel bewegen; die Absicherung über Futures oder Optionen ist weitaus effizienter als der Kauf und Verkauf von Aktien oder Anleihen. Der Gebrauch von Derivaten zur Renditesteigerung – die Vereinnahmung von Aktienoptionsprämien – ist im Amundi Welt Ertrag Nachhaltig als Beimischung definiert, derzeit beträgt das Nominalgewicht 15%.
FondsSuperMarkt: Besonders aufschlussreich scheint in dem soeben besprochenen Zusammenhang die Angabe im Factsheet von Ende April, wonach der Fonds zu rund 25% in Anleihen investiert war. Unter Einbeziehung von Termingeschäften hingegen betrug die Anleihequote rund 84% (Nettoanleihequote). Bitte erklären Sie unseren Lesern den Zusammenhang.
Joachim Rädler: Der Einsatz von Derivaten im Anleihebereich sollte eher auf der Grundlage des Durationsbeitrags und weniger auf der Grundlage des Nominalgewichts gemessen werden. Der Durationsbeitrag, der sich aus den erwähnten 25% Anleihen ergibt, ist gering und würde das Gesamtportfolio nicht ausreichend diversifizieren. Dementsprechend erhöhen wir das Durationsrisiko über Anleihederivate, auch weil wir davon ausgehen, dass sich die globalen Zentralbanken auf ein Ende des Zinszyklus zubewegen. Derzeit beträgt die modifizierte Duration im Fonds 2,4 Jahre.
FondsSuperMarkt: Welchen Stellenwert haben Rohstoffe, speziell Edelmetalle, im Fondskonzept des Amundi Welt Ertrag Nachhaltig?
Joachim Rädler: Insbesondere Gold halten wir für eine sinnvolle Ergänzung in Multi-Asset-Portfolios. Über das hauseigene physische Gold-ETC können wir auch mit nachhaltigkeitsorientierten Produkten wie dem Amundi Welt Ertrag Nachhaltig auf diese Anlageklasse zugreifen. Alle hinterlegten Barren erfüllen die Anforderungen des LBMA Responsible Sourcing Act, wonach die Herkunft jedes einzelnen Barrens bis zu den Minen zurückverfolgt werden muss, so dass Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit oder Terrorismusfinanzierung ausgeschlossen werden können. Andere Rohstoffe sind aufgrund unserer strengen Nachhaltigkeitsüberlegungen aktuell nicht allokierbar. Vieles ist aber bereits im Fluss, Themen wie sogenannter „grüner" Stahl, der CO2-neutral hergestellt wird, und eine insgesamt umweltfreundlichere Produktion von Rohstoffen werden von den produzierenden Unternehmen selbst angegangen. Generell sind wir für mehr Transparenz in diesem Bereich.
FondsSuperMarkt: Aktien bilden, blickt man nur auf die Vermögensklassen selbst, den Hauptbestandteil des Fondsportfolios. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Unternehmensbeteiligungen des Fonds aus?
Joachim Rädler: Jeder Einzeltitel wird einer fundamentalen Analyse unterzogen, ich stehe hierbei im täglichen Austausch mit unseren Aktienanalysten, beziehungsweise mit den Unternehmen selbst. In Bezug auf die Gewichtung der Industriesektoren orientieren wir uns an gängigen globalen Indizes und positionieren uns in diesen je nach Einschätzung und Marktumfeld über- oder untergewichtet. Auf Grund unserer ESG-Restriktionen haben wir derzeit Untergewichte im Energie- und Bergbausegment. Als Multi-Asset-Fonds haben wir jedoch die Möglichkeit, das Untergewicht über sogenannte „Rohstoffwährungen“ zu mitigieren.1
FondsSuperMarkt: Auch Nachhaltigkeitskriterien werden – speziell im Aktienbereich – bei der Einzeltitelauswahl berücksichtigt. Wie sieht das zugrundeliegende ESG-Konzept aus?
Joachim Rädler: Das Amundi-interne ESG-Konzept basiert auf gezielten Ausschlusskriterien2 und 27 Ratingkriterien, nach denen jedes Unternehmen mit seinem Industriesektor verglichen wird. Daraus leiten unsere ESG-Analysten eine Bewertungsskala von "A", für vorbildliche Unternehmen, bis "G", aus ESG-Sicht eher rückständige Unternehmen, die im Zuge unseres Ansatzes vom Erwerb ausgeschlossen sind, ab. Der Amundi Welt Ertrag Nachhaltig investiert derzeit ausschließlich in "A bis D" bewertete Unternehmen, das heißt wir allokieren nicht nur die "ESG-Musterschüler", sondern auch Unternehmen, die sich in Bezug auf Nachhaltigkeit und Sozialstandards gerade verbessern. Diese Unternehmen bezeichnen wir als sogenannten ESG-Improver. Mit der Auflegung des Fonds haben wir unseren ESG-Ansatz von einer unabhängigen Stelle überprüfen lassen und sind zum dritten Mal in Folge mit dem deutschen FNG-Siegel ausgezeichnet worden.
FondsSuperMarkt: Laut dem oben erwähnten Factsheet waren per Ende April knapp 70% des Fondsvermögens in Euro-notierten Wertpapieren investiert. Die größten Einzelaktien hingegen stammten allesamt von großen US-Unternehmen. Wie beurteilen Sie den Aktien- und Anleihemarkt dies- und jenseits des Atlantiks?
Joachim Rädler: Das ist nicht ganz richtig, der Amundi Welt Ertrag Nachhaltig ist ein global ausgerichteter Fonds, dessen Renten- und Aktienportfolio an globale Indizes angelehnt sind. Aufgrund der höheren Marktkapitalisierung vieler US-amerikanischer Unternehmen sowie unserer bullischen Einschätzung des US-Kapitalmarktes einschließlich des Technologiesektors dominieren auf US-Dollar lautende Anlagen. Da wir den Fonds für Euro-Anleger konzipiert haben, wollen wir das Fremdwährungsrisiko überschaubar halten und begrenzen es auf 35%. In diesem Anteil sind neben den bereits erwähnten Rohstoffwährungen auch sichere Häfen wie der Schweizer Franken und der japanische Yen enthalten, die die Portfoliokonstruktion des Fonds optimieren. Insbesondere das Währungspaar Yen/Australien-Dollar hat sich in der Vergangenheit als effiziente Absicherung gegen Rezessionsrisiken erwiesen. Generell sind wir davon überzeugt, dass sich der US-Kapitalmarkt in diesem späten Zyklus besser entwickeln sollte als das exportorientierte Europa.
FondsSuperMarkt: Welche Entwicklung erwarten Sie in diesem und im nächsten Jahr für die Inflation und die Zins- und Geldpolitik der Notenbanken? Welche Rolle spielen China und die übrigen Schwellenländer in Ihrem Szenario für den Kapitalmarkt und für den von Ihnen gemanagten Amundi Welt Ertrag Nachhaltig?
Joachim Rädler: Generell erwarten wir weltweit einen allmählichen Rückgang der Inflationszahlen, auch wenn es wohl noch einige Zeit dauern wird, bis wir in allen Regionen in den von den Zentralbanken angestrebten Korridor zurückkehren. Das verarbeitende Gewerbe schwächt sich in vielen Industrieländern bereits ab, allen voran in Europa – auch als Folge der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas – während die Indikatoren aus dem Dienstleistungsbereich noch auf eine stabile Nachfrage hindeuten. Die Zentralbanken dürften den Großteil der Zinsschritte hinter sich haben; dementsprechend halten wir ein höheres Durationsrisiko und werden es noch erhöhen, wenn sich die Möglichkeit von Zinssenkungen konkretisiert. Einige Zentralbanken könnten damit bereits Ende des Jahres beginnen, wie immer wird dies "datenabhängig" entschieden. Im Amundi Welt Ertrag Nachhaltig halten wir derzeit eine Duration von 2,4 Jahren, abgesichert. Das bedeutet, dass wir im Falle steigender Zinsen automatisch das Durationsrisiko in den USA und Europa reduzieren würden.
Fondsdetails: Amundi Welt Ertrag Nachhaltig A DA EUR
ISIN DE000A3CUQ13
WKN A3CUQ1
Fondskategorie Nachhaltiger, flexibler Mischfonds
Ausgabeaufschlag Maximum 3,50 % (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Ausschüttend
Laufende Kosten 1,36 % (31.12.2022)
Performance Fee Keine
Auflegung 30.11.2021
Fondsvolumen 120,16 Mio. EUR (13.06.2023)
Performance (seit Auflage) -8,60% (30.11.2021 – 12.06.2023)
Risikoklasse (SRI) 3 von 7
Über Amundi
Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player3, bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Dieses Angebot wird durch IT-Tools und -Dienstleistungen ergänzt, um die gesamte Wertschöpfungskette der Geldanlage abzudecken. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von mehr als 1.900 Milliarden Euro4.
Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren5, den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.
Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 5.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 35 Ländern.
Amundi, ein zuverlässiger Partner, der täglich im Interesse seiner Kunden und der Gesellschaft handelt.
1 Als Rohstoffwährungen bezeichnet man z.B. die norwegische Krone, den brasilianischen Real oder chilenischen Peso. Exkurs: Die norwegische Krone ist nach wie vor sehr hoch mit der Kursentwicklung der Nordsee-Rohöl-Sorte Brent korreliert, chilenische Pesos folgen u.a. der Preisentwicklung von Kupfer und anderen Industriemetallen.
2 Z.B. Tabakherstellung, Streumunitionsproduktion, Produktion und Einsatz von Kraftwerkskohle etc. sind ausgeschlossen.
3 Quelle: IPE „Top 500 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2022 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2021
4 Daten von Amundi am 31.03.2023
5 Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio
FondsSuperMarkt ist mit mehr als 24.000 angebotenen Fonds und ETFs und sieben Partnerbanken – darunter comdirect und ebase – eine der führenden Fondsplattformen im Internet. Rund 16.300 Kunden vertrauen bereits auf das Angebot des unabhängigen Vermittlers von Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag. Dabei richtet sich FondsSuperMarkt an Anleger, die kostenbewusste Selbstentscheider sind und bietet diesen neben einer einzigartigen Zahl von Fonds mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag u. a. umfangreiche Analysetools zur Fondsauswahl. Zu den dauerhaft günstigen Konditionen zählt neben dem komplett entfallenden Ausgabeaufschlag bei den meisten Fonds beispielsweise ein kostenloses ebase-Depot bereits ab einem Depotvolumen von 1.500 Euro. FondsSuperMarkt gehört zur Miltenberger Finanzgruppe, die aktuell Kundenvermögen von rund 769 Millionen Euro betreut. Weitere Informationen unter www.fonds-super-markt.de. Stand: April 2023
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