„Wir haben beispielsweise die Priorisierung der Verletzung geübt. Das bedeutet, dass in einem Szenario, in dem zahlreiche Menschen verletzt sind, die Verletzten in drei Sichtungskategorien eingeteilt werden: grün, gelb und rot – wobei rot die mit den schwersten Verletzungen sind, die sofort behandelt werden müssen, und grün die leicht Verletzten“, erläutert Gonder weiter. „Das ist mitunter keine leichte Aufgabe, schließlich geht es dabei um Menschenleben.“ Neben der Patientenverteilung wurde auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einsatzabschnitten optimiert, der Funkverkehr, und die Abläufe in einer Großschadenslage geübt. Auch die Leitstelle wurde in die Übung integriert. „Dort gibt es ein System, durch das Patienten in den Krankenhäusern angemeldet werden können, die Bettenkapazität ist darüber online einsehbar und es werden bei einem Massenanfall von Verletzten automatisch Betten in Krankenhäusern geblockt. Die Mitarbeiter der Leitstelle konnten dieses Anmelde-Tool nun mit einbinden und das Verfahren üben.“
Im kommenden Jahr soll eine Großübung mit mehreren hundert Teilnehmern stattfinden – und zwar auf der ICE-Strecke Hannover-Würzburg. Diese wird zurzeit grundsaniert und ist dadurch für den Zugverkehr gesperrt. Betroffen davon ist auch ein Teilstück im Schlitzerland. „Diese Gelegenheit hat den Anlass gegeben, um einmal unter Realbedingungen den Ablauf bei einem Großschadensereignis zu üben“, erläutert Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland. „Solche Übungen sind von großer Bedeutung, schließlich müssen die Rettungskräfte in einem Szenario mit vielen Verletzten Hand in Hand arbeiten: Jeder muss wissen, was genau seine Aufgaben sind, damit die Rettung gut organisiert verlaufen kann. Gerade der ländliche Raum hier im Vogelsbergkreis bietet logistische Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt und das funktioniert nur mit vereinten Kräften.“
Ein Zwischenfall jeglicher Art im Zugverkehr bietet teilweise auch weitere Problemstellungen, die im Vorfeld einer Großübung beleuchtet werden müssen, wie beispielsweise, ob es Besonderheiten bei Arbeiten auf den Gleisen gibt, die die Retter dringend beachten müssen. Da die Zufahrt zur ICE-Strecke im Schlitzerland an einer nicht gut ausgebauten Straße liegt, mussten ebenfalls Zu- und Abfahrt sowie Sammelpunkte festgelegt werden.
Bereits im April dieses Jahres fand eine kleinere Übung der Feuerwehren von Lauterbach, Schlitz, Ulrichstein und Wartenberg in einem Schlitzer Stadtteil in Vorbereitung auf die Großübung im kommenden Jahr statt. „Eine Großübung wie diese an der ICE-Strecke muss präzise vorbereitet werden: Bevor wir mit so vielen Rettern gemeinsam sinnvoll üben können, müssen die organisatorischen Grundlagen geschaffen werden, weshalb zunächst mehrere kleinere Übungen stattfinden“, so Dr. Holland abschließend.
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