In dem neu entstandenen Wald, zum großen Teil selbst von den Gästen der Lodge gepflanzt oder durch sie finanziert, wandern Tiere zwischen zwei großen Schutzgebieten hin und her. Das war nicht immer so! Noch vor wenigen Jahren wuchsen hier nicht 40 Baumarten, sondern es wurden Maracuja angepflanzt. Es roch nach Pestiziden, von Wildtieren war nicht viel zu sehen.
Heute morgen auf dem Weg zur Wildtierkamera durch den neu entstandenen Wald entdeckt Adolfo, dass Pecaris, eine kleine südamerikanische Wildschweinart, den Pfad durch den Regenwald aufgewühlt haben. So muss er einen kleinen Umweg durch den Wald machen, bergauf in aller Eile, denn um acht Uhr beginnt die Monatsbesprechung unten in der Lodge.
“Verdammte Pecaris”, denkt er. “Aber andererseits ohne Pecaris keine Chancen auf Ozelots!” Die kleinen Raubkatzen sind der Stolz der Lodge. Sie sind Anzeiger dafür, wie artenreich das einstige intensiv genutzte Farmland geworden ist, bewirkt durch Tourismus. 65 Hektar ist die Fläche groß, die wieder Regenwald geworden ist. “Das war harte Arbeit!” Eine Fläche von 91 Fußballfeldern, die bepflanzt wurde, von Einheimischen und Gästen, von Schulklassen und Studierenden. Ungefähr 10.000 Bäume, einheimische Arten, die hier auch wuchsen, bevor die Farmer alles abbrannten und rodeten.
Jetzt erreicht Adolfo die Wegekreuzung, wo die Wildtierkamera an einem Korallenbaum gebunden ist. Eine endlos scheinende Linie von Blattschneiderameisen schleppt Blatt-Ausschnitte über den Pfad. Er schaut auf die Uhr. Na, etwa zehn Minuten Pause kann er sich gönnen, bis er den Rückweg zur Lodge antreten muss. Mal schnell schauen, ob ein Ozelot vorbei gewechselt ist. Seitdem Pecaris (kleine Wildschweine) und Agutis ( murmeltiergroße Nagetiere mit Hasenbeinen) zurückkamen, sind auch Prädatoren wie der Ozelot (eine kleine Raubkatze) und Tayras (wie ein großer Marder) immer öfter zu sehen. Aber sie sind scheu, denn sie wurden und werden leider in manchen Gebieten noch verfolgt.
Adolfo öffnet den Befestigungsgurt der Kamera, überprüft die Akkus und wechselt sie aus. Dann gönnt er sich einen Blick auf die Aufnahmen. Auf dem ersten Video taumelt ein Blatt über den Bildschirm, es hat den Impuls ausgelöst. Auf dem zweiten Bild etwas Interessantes: Ein Nasenbär läuft schnüffelnd auf die Kamera zu. Und dann die dritte Aufnahme: Sie ist nur wenige Sekunden lang, doch das große Tier mit den weißen Barthaaren ist unverwechselbar ein Puma!
Wo vor 19 Jahren mit Chemieeinsatz und nach vorheriger Abholung Zierpflanzen und Maracuja angebaut wurden, streifen jetzt wieder große Raubkatzen durch einen jungen Regenwald. Für travel-to-nature und seinen Gründer Rainer Stoll ein schöner Lohn für viele Arbeit und Vorleistungen. “Die Wiederkehr der Tiere und jetzt sogar der Spitzen-Prädatoren ist der Beweis dafür, dass Artenschutz und Tourismus durchaus harmonieren können, wenn man nicht nur an den Profit denkt, sondern auch an den Artenschutz. Und wenn man damit auch noch den Menschen einer Region helfen kann, ist es ein positiver Effekt für alle.”
Um den Erfolg des Projekts zu messen, werden die Arten jedes Jahr neu von Forschern gezählt. Rainer Stoll: “Unser Ziel war es, die Artenvielfalt innerhalb von zehn Jahren auf dem Gelände zu verdoppeln – das wurde schon nach fünf Jahren geschafft." Insgesamt konnten bereits 62 Vogelarten gezählt werden sowie 17 Amphibien-, 18 Reptilienarten und 12 Säugetierarten, darunter auch Puma, Ozelot und Faultiere. Insgesamt gab es Stand März 2021 also 109 Tierarten — Insekten ausgenommen. Zu Beginn des Projekts wurden lediglich 45 Arten "identifiziert".
Weitere Infos hier: Artenschutz bei travel-to-nature | La Tigra & Reserva Bosque
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