Der Studierendenausschuss des Hartmannbundes kritisiert schon lange die fehlende bundesweitverpflichtende PJ-Aufwandsentschädigung. „Dass wir fast ein Jahr lang 40 Stunden und mehr in den Krankenhäusern arbeiten und einen großen Teil zur Genesung der Patient:innen beitragen und dann trotzdem am Wochenende zusätzlich arbeiten oder uns Geld leihen müssen, um unsere Lebenshaltungskosten decken zu können, ist in hohem Maße unfair und nicht hinnehmbar“, empört sich Anna Finger, Co-Vorsitzende des Studierendenausschusses und PJ-Studierende. Dies müsse dringend im Rahmen der neuen Approbationsordnung geändert werden. Die unentgeltliche Arbeit stehe aber nur für die sprichwörtliche „Spitze des Eisbergs“ der Kritik.
Denn auch die mangelnde Trennung von Urlaubs- und Krankentagen stellt ein großes Problem dar. Studierende dürfen während des Praktischen Jahres nur 30 Tage fehlen. Ob sie sich in diesem Zeitraum erholen können oder Krankheiten kurieren, macht keinen Unterschied. „Eine Trennung von Krankheits- und Urlaubstagen muss dringend in die Approbationsordnung integriert werden, so wie es sie auch in allen anderen Arbeitsbereichen gibt“, erklärt Peter Schreiber, ebenfalls Vorsitzender des Ausschusses. „Wie sollen wir als zukünftige Ärzt:innen glaubhaft über Prävention aufklären, wenn wir selbst in so einen ungesunden Lebensstil gedrängt werden? Denn dass Erkrankungen bei solchen Regelungen nicht auskuriert werden, sollte niemanden überraschen.“ Darüber hinaus kommt die Lehre im Praktischen Jahr meistens zu kurz. Statt den ärztlichen Arbeitstag zu trainieren, absolvieren Studierende kurz vor der Approbation oft ein zweites Pflegepraktikum. Der Hartmannbund ist sich einig, dass das nicht im Sinne der Patient:innen sein kann, die nur wenige Wochen nach dem PJ von den dann ehemaligen Studierenden behandelt werden. Auch erfahren PJler:innen in den Krankenhäusern häufig nur wenig Wertschätzung. So fehlt es oft z.B. an Umkleideräumen oder Spinden. Dass sich die angehenden Ärzt:innen auf dem Flur oder im Ärztezimmer umziehen müssen, ist keine Seltenheit und es bleibt zu hoffen, dass der eigene Rucksack am Ende des Arbeitstages auch noch dort ist, wo er abgestellt wurde. Finger und Schreiber sind sich einig, dass all diese Punkte absolut keine Einladung für einen ärztlichen Berufseinstieg sein können und – gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Ärztemangels – ein Umdenken erforderlich ist.
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