Intelligente Lösungen für intelligente Städte – Iris Belle in der Alumni-Sommerserie der Klaus Tschira Stiftung

Forschende haben es nicht leicht. Sie müssen Drittmittel einholen, Lehre betreiben, Studierende betreuen und dürfen bei alldem ihre eigene Forschung nicht aus dem Blick verlieren, die sie gleichzeitig auch publizieren müssen. Mit ihren Förderprogrammen steht die Klaus Tschira Stiftung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf vielfältige Weise zur Seite. In der diesjährigen Sommerserie „Sechs Fragen an…“ werden sechs ihrer Alumni vorgestellt.

Iris Belle ist Studiendekanin und Professorin im internationalen Master-Studiengang Smart City Solutions an der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT Stuttgart). Sie befasst sich mit Methoden, Instrumenten und Prozessen, die mit Hilfe der Digitalisierung Städte und Quartiere lebenswerter und nachhaltiger machen.

Nach dem Studium der Architektur an der Technischen Universität Karlsruhe und am Moskauer Architekturinstitut war sie seit 2003 in verschiedenen Architektur- und Städtebaubüros in China tätig und wurde an der Universität Heidelberg im Fach Geographie promoviert. Sie forschte als Postdoc an der Eidgenössischen Technischen Universität Zürich (ETH) am Future Cities Laboratory in Singapur und als Assistant Professor an der Tongji Universität Shanghai. Von 2019 bis 2021 beriet sie für eine Firma Kommunen und Bauträger bei integralen Stadtentwicklungsprojekten, ehe sie an die HFT Stuttgart berufen wurde.

Alumni der Klaus Tschira Stiftung ist Iris Belle seit 2017, als sie in die zweite Leadership Academy der German Scholars Organization aufgenommen wurde. Das Förderprogramm bietet Training in Führungsthemen sowie Karriereplanung und richtet sich gezielt an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Ausland, die ihre berufliche Zukunft in Deutschland sehen.

Wie würdest Du einem Kind Deine Arbeit erklären?

Als Professorin im Master-Studiengang Smart City Solutions arbeite ich mit meinen Studierenden daran, dass Menschen in Gebäuden und in Städten auch in Zukunft gut leben können. Dazu müssen wir erstmal erkennen, was gerade nicht gut funktioniert. Zum Beispiel kann es für ältere Menschen schwierig sein, alleine zu leben, weil sie oft Hilfe brauchen. Für eine Familie kann es schwer vorstellbar sein, auf ihr Auto zu verzichten, weil der Bus so selten kommt. Unsere Heizkosten sind oft sehr hoch, weil wir mit Gas oder Öl heizen.

Nachdem wir diese und andere Probleme beschrieben haben, schauen wir uns an, mit welchen planerischen Möglichkeiten sie gelöst werden können. Ältere Leute können besser alleine wohnen, wenn es im Viertel eine Pflegestation gibt, mit der sie über ihr Smartphone Kontakt haben. Familien können auf ein eigenes Auto dann verzichten, wenn sie sich für weite Fahrten eines ausleihen können und Schule, Kindergarten und Supermarkt in der Nähe sind. Heizkosten lassen sich sparen, wenn Gebäude so geplant werden, dass die Sonne im Winter so lange wie möglich durch die Fenster scheint und die Räume aufwärmt. Diese Lösungen kann man aber nur umsetzen, wenn sich alle Planenden untereinander abstimmen, denn es ist nur begrenzt Platz oder Geld da. Das ist nicht immer einfach, weil in den Disziplinen unterschiedliche Fachsprachen gesprochen werden. Wie diese Abstimmung geht, übe ich mit meinen Studierenden.

Was hat die Förderung der Klaus Tschira Stiftung für Dich bewirkt?

Ich bin direkt nach dem Studienabschluss ausgewandert. Nach 14 Jahren im Ausland konnte ich mir eine Karriere in Deutschland nicht mehr vorstellen. Die Leadership Academy der German Scholars Organisation, gefördert von der Klaus Tschira Stiftung, hat mir eine neue Perspektive gegeben auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Ich habe mitgenommen, dass ich mich in Deutschland mindestens genauso nützlich machen könnte wie mit der Professur, die ich damals in China hatte. Das Coaching hat mir geholfen, meine Rückkehr vorzubereiten.

Was trägt Dich durch schwierige Phasen?

Ich weiß recht genau, was ich inhaltlich erreichen möchte und habe viele Ideen wie das gehen kann. Das gibt mir auch in Phasen mit Misserfolgen oder Verlusten eine Perspektive.

Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich vor Beginn Deiner Berufslaufbahn geben?

Arbeite mit den Besten aus Deinem Fach zusammen. Überlege immer, was Du willst, und sage das auch. Lass auch mal Arbeit liegen und schaue, wer sie dann macht und wie. Hier muss ich dazu sagen, dass ich ungeduldig bin und gerne Probleme löse. Den letzten Rat zu befolgen, das fällt mir bis heute schwer.

Was erfüllt Dein Herz jenseits der Arbeit?

Ich mag Gedichte und Kurzgeschichten. Ogden Nash, Daniil Charms, Heinz Erhardt oder Lu Xun. Die habe ich auf dem Telefon immer dabei. Mich freut auch der Ehrgeiz, den das neue Smartphone bei meinen 80-jährigen Eltern ausgelöst hat.

Was braucht die Wissenschaftslandschaft in Deutschland derzeit am nötigsten?

Schülerinnen, Schüler und Studierende, die mit Konzentration und Neugier die Wissenschaftslandschaft für sich entdecken, hinterfragen und verändern. Das würde in vielen Forschungsfeldern einfacher gehen, wenn es dafür Experimentierräume gäbe. In meinem Feld der Smart City-Lösungen und der integralen Quartiersplanung brauchen wir Formate der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Industrie, den Rathäusern und den Bürgerinnen und Bürgern. Die Zuwanderung junger ausländischer Forschender empfinde ich als sehr bereichernd für Deutschland und wünsche mir hier einfachere bürokratische Prozesse.

German Scholars Organization

Die German Scholars Organization (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der 2003 von Wissenschaftlern und Unternehmensvertretern gegründet wurde. Die Organisation setzt sich für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, die eine Karriere in Deutschland verfolgen wollen – ob in der Forschung oder in anderen Sektoren. Zusätzlich berät die GSO zu Karriereoptionen und bietet Zugang zu einem breiten Netzwerk an Peers und Expertinnen und Experten. Gemeinsam mit starken Partnern führt die GSO innovative Programme für einen zukunftsfähigen Standort Deutschland durch – neben der Leadership Academy sind darunter der Klaus Tschira Boost Fund für Postdocs und der Carl-Zeiss-Stiftungs-Fonds zur Berufung internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Über Klaus Tschira Stiftung gGmbH

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: http://www.klaus-tschira-stiftung.de

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Ansprechpartner:
Prof. Dr. Iris Belle
Hochschule für Technik Stuttgart
E-Mail: iris.belle@hft-stuttgart.de
Kevin Pierre Hoffmann
Volontär Kommunikation
Telefon: +49 (6221) 599-191
E-Mail: kevin.hoffmann@klaus-tschira-stiftung.de
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