Lotte Laserstein gehört zur Generation der „Neuen Frau“ in der Weimarer Republik: Sie studierte als eine der ersten Künstlerinnen an der Hochschule für bildende Künste in Berlin und trieb ihre Karriere selbstbestimmt voran. 1937 endete ihre erfolgreiche Schaffensphase jäh mit der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Schweden. Dort lebte sie bis 1993 fern vom Treiben der internationalen Kunstszene, ihr Werk wurde wenig beachtet. Erst vor etwa 20 Jahren wurde Lotte Laserstein durch Ausstellungen und Publikationen wiederentdeckt, seitdem sind ihre Werke auf dem Kunstmarkt bei Sammlern und Museen begehrt. Auch der Düsseldorfer Kunstpalast ist seit Kurzem im Besitz einer ihrer Arbeiten.
„Das Fehlen einer Lotte Laserstein in unserer Sammlung habe ich immer als schmerzliche Lücke empfunden. Umso glücklicher bin ich nun, mit dem über unseren Freundesverein getätigten Ankauf dieser viel zu lange unterschätzten Künstlerin einen festen und angemessenen Platz in diesem Haus zu geben“, freut sich Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast, über den Neuzugang.
Die angekaufte Arbeit hatte einen hohen persönlichen Stellenwert für die Malerin: Einfühlsam begleitet sie das Sterben ihrer Großmutter Ida Birnbaum, bei der sie aufwuchs und zu der sie eine innige Beziehung pflegte. Bis ins hohe Alter behielt Laserstein das Bildnis zur Erinnerung, nahm die Holztafel sogar als eines der wenigen Werke mit in die Emigration. Unbestreitbar war diese Arbeit für die Künstlerin selbst von großer Bedeutung und gilt heute als eines ihrer Hauptwerke. „In enger Zusammenarbeit mit dem Team des Museums ist es uns geglückt, ein herausragendes Werk von Lotte Laserstein mit starkem biografischen Bezug zu erwerben“, so Gil Bronner, Vorstandsvorsitzender der Freunde des Kunstpalastes.
Auf dem Totenbett macht die Betrachtenden zu Zeugen des Entschwindens und zeigt den intimen Moment der letzten Ruhe. Vor dem nur skizzenhaft angedeuteten Nachthemd und den weißen Laken heben sich Kopf und Hände der Verstorbenen in fein gearbeiteten Brauntönen ab. Bemerkenswert ist die sehr freie Malweise, die eigentlich nicht Lotte Lasersteins Stil der Zeit entspricht, sondern extrem modern und wegweisend ist. Dieses Skizzenhafte ist typisch für ihr späteres Werk, steht aber bei dieser Arbeit mit dem Motiv selbst und dem Thema der Auflösung in Verbindung.
Die Laserstein-Expertin und Verfasserin des Werkverzeichnisses Anna-Carola Krausse beschreibt Auf dem Totenbett als „Museumsstück“ und „beeindruckende Arbeit, gerade auch wegen der weiß gelassenen Flächen, die etwas Leichentuchhaftes haben.“ Sie erklärt außerdem, dass das Bild erst im hohen Alter von Lotte Laserstein nachträglich signiert wurde: „Beim Datum irrte sie. Die Großmutter Ida Birnbaum starb erst 1931.“
Das Werk wurde vermutlich zu Lebzeiten der Künstlerin nie ausgestellt. Ab dem 21. November 2023 wird Auf dem Totenbett im Rahmen der Sammlungsneupräsentation im Kunstpalast zu sehen sein.
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