SZW: Felix, Du stehst vor einer sportlich herausfordernden, möglicherweise entscheidenden Saison, zugleich bist Du Botschafter für die IBSF Bob & Skeleton WM vom 19. Februar bis zum 3. März 2024 in der Winterberger VELTINS-EisArena. Bevor wir ins Detail gehen: Wie ist der Stand der Vorbereitung auf die neue Saison?
Seibel: Der Stand ist gut. Ich habe im Mai einen Wechsel vorgenommen. Jetzt bin ich in der Trainingsgruppe Oberhof. Dort sind wir gut im Saft, würde ich sagen. Ich bin guter Dinge, dass wir in diesem Winter Fortschritte erzielen werden.
SZW: Du bist in den letzten Jahren im ICC gestartet mit zuletzt möglichweise stagnierenden Leistungen. Dein Ziel ist klar und deutlich die Qualifikation für den Weltcup. Dafür hast Du neue Reize im Training gesetzt. Können wir darauf im Detail eingehen?
Seibel: Ich habe in den letzten Jahren das Bedürfnis entwickelt, einen Trainingspartner oder eine Trainingsgruppe zu haben. Ich bin in meinen Studienort Münster gezogen. Dort haben wir uns ein tolles Netzwerk aufgebaut. Aber es ist schwierig dort weitere Skeleton-Piloten zu finden. Deshalb habe ich meistens mit meinem Trainer individuell 1:1 trainiert. Aber ich bin ein Wettkampftyp. Bisher hat sich der Wettkampf auf den Winter beschränkt. Den hätte ich jetzt gerne auch im Sommer. Deshalb habe ich mich der leistungsstarken Trainingsgruppe in Oberhof angeschlossen – mit Leuten, die tendenziell schneller als ich sind. Die pushen mich, auch im Training alles zu geben.
SZW: Das Thema Schnelligkeit, also der Start, ist für Dich das entscheidende Kriterium für Deine sportliche Zukunft…
Seibel: Ja, ganz genau. Um in den Weltcup zu kommen, muss man gut fahren. Ich würde sagen, dass ich ein guter Pilot bin. Aber am Start habe ich noch große Reserven, daran arbeite ich intensiv.
SZW: Das ist alles mit Bundestrainer Christian Baude abgesprochen?
Seibel: Ja, der Bundestrainer hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich die Sportfördergruppe wechseln konnte. Ich war in Warendorf nahe Münster, jetzt bin ich in der Sportfördergruppe Oberhof.
SZW: Die Weltcup-Tür hat sich ein wenig geöffnet. Der ICC fällt weg, im Weltcup hat der BSD jetzt vier Startplätze. Wie siehst Du Deine Chancen?
Seibel: Die Chancen sind mit den vier Startplätzen natürlich größer geworden. Ich
finde die Entwicklung gut. Aber mein Anspruch bleibt weiterhin, unter die besten Drei
zu kommen. Das wird auch bei der Weltmeisterschaft in der VELTINS-EisArena so sein. Da gibt es auch nur drei Startplätze. Aber zunächst habe ich das Ziel, mich für den Weltcup zu qualifizieren. Wenn das so alles klappt, wie ich mir das vorstelle, dann möchte ich mich unter die besten Drei vorkämpfen.
SZW: Die Konkurrenz ist groß, ja riesig. Christopher Grotheer ist gesetzt. Dann haben wir noch u. a. Axel Jungk, Felix Keisinger, Alex Gassner oder auch Lars Nydegger. Da musst Du Dich vorne einreihen und einige hinter Dir lassen.
Seibel: Ja, so ist es. Man kann sagen, wenn man in Deutschland in der Spitzengruppe ist, ist man auch in der Weltspitze. Das haben wird bei Olympia in Peking gesehen, Gold und Silber für uns. Aber wenn es jetzt einfach wäre, wäre es langweilig. Es ist eine große Herausforderung, die motiviert mich in jedem Training.
SZW: Als Skeletoni des BRC Hallenberg bist Du einer der Botschafter für die Heim-WM 2024 in Winterberg. Was bedeutet Dir das?
Seibel: Das bedeutet mir sehr viel. Ich denke, wenige Orte haben eine über 100-jährige Tradition, so wie wir die haben. Die Bevölkerung in Winterberg und der Region – ich denke, jeder hat irgendeine Beziehung zur Bahn, ob er schon mal hier war, Volunteer war, als junger Sportler und Spitzensportler oder als Besucher. Jeder hat irgendeine Beziehung dazu, der Rückhalt ist wirklich sehr groß. Wir haben gezeigt, dass wir die WM ausrichten können, 2015 die Bob & Skeleton WM, 2019 die Rodel-WM. 2015 war ich als Vorläufer dabei, mit 17 Jahren. Damals habe ich mich schon gefragt, ob vielleicht in meiner Karriere noch einmal eine WM bei uns in Winterberg stattfinden könnte. Jetzt ist es soweit, ich muss mich dafür qualifizieren.
SZW: Es ist eine besondere Ehre für Dich, als WM-Botschafter zu agieren. Du kennst die Bahn haargenau und hast Dir jede Kurve erarbeitet …
Seibel: 2007 habe ich hier als Rodler angefangen. Los ging es ab Kurve 11. Dann sind es nur noch 12, 13 und 14. Ich bin damals wegen dem Spaß geblieben. Es hat sich wie in einer Achterbahn angefühlt. Das Gefühl ist geblieben. Nirgends kenne ich mich besser aus als in Winterberg.
SZW: Neben Deiner Sportlerkarriere forcierst Du Deine berufliche Karriere als Jurastudent. Das Ziel ist klar: Du möchtest Richter werden. Münster ist Dein Studienort, Du trainierst jetzt in Oberhof. Wie lässt sich das kombinieren?
Seibel: Das ist natürlich mit der Koordination schwieriger geworden. Ich habe das Glück, dass die Universität Münster, an der ich studiere, eine Kooperation mit dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) hat. Ich habe wirklich tolle Ansprechpartner, die mich unterstützen und bei Bedarf immer online zuschalten. Bei wichtigen Vorlesungen muss man wieder ein bisschen mehr Eigeninitiative entwickeln. Das klappt aber bislang sehr gut.
SZW: Zusammengefasst: Volle Pulle voraus für eine richtungsweisende Saison, die Felix Seibel sehr viel abverlangen wird. Danke für das Gespräch am frühen Sonntagmorgen.
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