NABU zu den Cruise Days: Kein Grund zum Feiern

Zum Auftakt der heute startenden Cruise Days protestiert der NABU an den Landungsbrücken gegen die mangelnde nachhaltige Ausrichtung der Veranstaltung. Die von der Hamburger Wirtschaftsbehörde unterstützten Cruise Days bieten Kreuzfahrtschiffen, die der Umwelt und dem Klima massiv schaden, eine unkritische Bühne. Zudem ist die gesundheitsschädliche, aber vermeidbare extreme Schadstoffkonzentration von neun „weißen Riesen“ an drei Tagen für den NABU kein Grund zum Feiern.

Obwohl 120 Kilometer im Binnenland, ist Hamburg wegen der Tide ein offener Seehafen, in dem hinsichtlich der Regulierung von Luftschadstoffen wie Stickoxiden, Feinstaub oder krebserregendem Ruß kein strenges europäisches, sondern lasches internationales Seerecht gilt. Katalysatoren in Kreuzfahrtschiffen sind deshalb die Ausnahme. Für jeden Diesel-LKW oder PKW vorgeschriebene Rußpartikelfilter fehlen komplett. Die Schwefelbelastung des verbrannten Kraftstoffs darf bei Schiffen 100-mal stärker sein als auf der nur wenige Meter von der Kaikante entfernten Straße.

„Die Stadt und die Reedereien profitieren davon, dass die gesundheitsschädlichen Emissionen unsichtbar sind. Wenn man die Schadstoffe hören könnte, dann hätten die Hamburger nach diesem Wochenende wohl alle einen Tinnitus. Der Hamburger Senat lehnt eine verpflichtende Landstromabnahme aber aufgrund von möglichen Standortnachteilen ab, obwohl die Anlagen in Steinwerder und Altona mit vielen Millionen Steuergeldern deswegen gebaut wurden, um die Menschen vor gesundheitsschädlichen Abgasen aus der Kreuzschifffahrt besser zu schützen. Das offenbart in eklatanter Weise, dass die wirtschaftlichen Interessen der Reedereien im Zweifel höher wiegen als die Gesundheit der Hamburgerinnen und Hamburger“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

Viele Kreuzfahrtschiffe nutzen zudem weiterhin billiges Schweröl. Dabei könnten die Reedereien ihre Schiffe ohne größere technische Anpassungen, sofort auf den deutlich saubereren Marinediesel umstellen, tun dies aus Profitgründen allerdings oft nicht. Auch auf die Umrüstung von Landstrom-Technik für bereits vorhandene Schiffe wird angesichts deutlich höherer Kosten für grünen Strom bis zu einer gesetzlichen Regulierung meist verzichtet.

Landstrom gilt als wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität in der Schifffahrt und ist für saubere Luft an Hafenstandorten unabdingbar. Bislang lassen aber viele Kreuzfahrtschiffe im Hafen ihre Motoren weiterlaufen, um sich auch während der Liegezeit mit ausreichend Strom zu versorgen. Denn rund die Hälfte der Energie wird für den Hotelbetrieb benötigt – mit entsprechenden Abgasen und CO2-Emissionen. Gerade in dicht besiedelten Gebieten wie Hamburg, wo die Luft durch Straßenverkehr und Industrie ohnehin schon belastet ist, werden neben dem CO2, vor allem der Ausstoß von Feinstaub und den Schwefel- und Stickoxiden zur gesundheitsschädlichen Gefahr.

„Wir fordern von den Reedereien sowie von einem verantwortungsvollen Senat, dass im Rahmen der Cruise Days vor allem die Innovationen einer sauberen Kreuzschifffahrt in den Vordergrund gestellt werden. Gerade das passiert aber nicht. Stattdessen wird der rote Teppich für Schiffe ausgerollt, die angesichts niedriger internationaler Emissionsstandards große Mengen an Luftschadstoffen und Klimagasen rausblasen. Vielen Menschen ist das Problem nicht bewusst, weil die Verantwortlichen der Stadt offenbar wenig Interesse an differenzierter Information der Betroffenen zwischen Wedel und der HafenCity zu haben scheinen“, so Siegert.

Der NABU appelliert vor dem Hintergrund der Krisen unserer Zeit daran, Großveranstaltungen wie die Cruise Days oder Harley Days generell kritischer zu hinterfragen. „Während die Bevölkerung zum Energiesparen aufgerufen wird, schaukeln nebenan im Hafen rein zum Vergnügen Schiffe mit dem täglichen Energiebedarf einer Kleinstadt. Energie ist weiterhin teuer, zudem hat der Hamburger Senat erst wenigen Tagen ambitionierte Klimaziele bis 2030 beschlossen. Mit business as usual werden wir diese nicht erreichen“, so Siegert.

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