Psychologisch, sexualisiert, finanziell: Gewalt in Partnerschaften zeigt sich in vielen Formen

Aktuelle Studien, Kriminalstatistiken und auch Medienberichte zeigen es immer wieder: Gewalt in Partnerschaften ist ein Thema von bedeutendem gesellschaftlichem Interesse, jedoch auch medizinisch und psychologisch hoch relevant. Die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) führt aus diesem Grund eine anonymisierte Onlinebefragung für Betroffene von Partnerschaftsgewalt namens "TELL US" durch. Teilnehmen können alle Personen ab 18 Jahren, die in den vergangenen zwölf Monaten gewaltvolles Verhalten in einer Partnerschaft erlebt haben, zum Beispiel durch Lebensgefährt:innen, Ehepartner:innen, Dating-Partner:innen. 

Eine aktuelle Schätzung geht davon aus, dass in Deutschland zirka die Hälfte aller Personen über 14 Jahre mindestens eine Form von Gewalt durch eine:n Partner:in erlebt haben. Dabei gibt es verschiedene Formen: emotionale Gewalt in Form von Beleidigungen gehört ebenso dazu, wie sexuelle Übergriffe oder körperliche Gewalt innerhalb der Beziehung. Neuere Studien berücksichtigen auch ökonomische Gewalt wie das gezielte Schaffen finanzieller Abhängigkeiten. 

"Diese Erlebnisse können zu einem hohen Stresslevel bis hin zu traumatischem Stress führen. Viele Betroffene – im Übrigen nicht ausschließlich Frauen – berichten von Scham und Schuldgefühlen, machen sich Vorwürfe für das Erlebte. Dies sind häufige Reaktionen, wenn wir von Partnerschaftsgewalt sprechen", erläutert Prof. Anette Kersting, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. "Dies kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Traumafolgestörungen führen, die behandelt werden müssen." 

Wer Gewalt solcher Art erlebt hat, schweigt jedoch in vielen Fällen. "Erfahrungen von Betroffenen zeigen, dass es infolge der erlebten Gewalt zu Stigmatisierung kommen kann. Das bedeutet, dass Menschen, die betroffen sind, negativ bewertet, benachteiligt und ausgegrenzt werden", sagt Prof. Kersting. "Diese Stigmatisierungserfahrungen können dazu führen, dass einige nicht über das Erlebte sprechen möchten oder können."

Die Befragungsstudie "TELL US" ist ein Projekt in Kooperation mit dem Universitätsklinikum "Carl Gustav Carus" Dresden. Die Antworten sollen helfen, die Lage von Betroffenen besser nachzuvollziehen, um so wiederum psychologische Unterstützungsangebote verbessern zu können. 

Das Studienteam lädt ausdrücklich Betroffene aller Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen ein, ihre Erfahrungen einzubringen.

Die Befragung ist online möglich und dauert rund 20 Minuten. Aber auch eine postalische Teilnahme ist möglich. Alle Daten werden anonymisiert und streng vertraulich behandelt. 

TELL US – Erleben von Gewalt in Partnerschaften

Befragungsstudie für Betroffene

Über Universitätsklinikum Leipzig AöR

Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) versorgt als Klinikum der Maximalversorgung mit 1451 Betten jährlich mehr als 400.000 Patienten ambulant und stationär. Das UKL verfügt über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Mehr als 6000 Beschäftigten arbeiten hier und sorgen dafür, dass die Patienten Zuwendung und eine exzellente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erhalten. Damit ist das UKL einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region und Garant für Spitzenmedizin für Leipzig und ganz Sachsen.

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