Ergotherapeut:innen sind in vielen Bereichen der Gemeinwesenarbeit anzutreffen. Gesundheitsförderung gilt als eines der wesentlichen Themen in diesem Zusammenhang. In Zusammenarbeit mit anderen Zuständigen wie Schulsozialarbeiter:innen oder Sozialpädagog:innen aber auch Mitarbeitenden der Kommune und anderen im Quartier aktiven Personen oder Einrichtungen kümmern sich Ergotherapeut:innen auf allen Ebenen darum, dass die Verhältnisse sich so verändern, dass sie zu mehr Gesundheit im Leben der Bewohner:innen beitragen. Soziale Integration und Solidarität sind erwünschte Nebeneffekte ihrer Arbeit in oftmals diversen Wohngegenden.
Ergotherapeut:innen sensibilisieren für Gesundheitsthemen
Wie so oft ist der erste Schritt auch hier der schwierigste – unter anderem aufgrund der Vielfalt. „Bei Gemeinwesenarbeit gilt es, sämtliche Herausforderungen zu überwinden und einen stabilen Kontakt zu den Menschen einer Wohngegend herzustellen und aufrechtzuerhalten“, verdeutlicht die Ergotherapeutin Kitzmann die Bedeutung von Beziehungsarbeit in diesem Kontext. Es geht darum Vertrauen aufzubauen und für gesundheitliche Themen zu sensibilisieren: Welche Faktoren beeinflussen die eigene Gesundheit, wie lassen sich gesundheitsfördernde Maßnahmen in das eigene Leben integrieren und welchen Nutzen hat das Ganze? Gesundheit betrachten Ergotherapeut:innen wie Monika Kitzmann als ein Menschenrecht. Das treibt sie an, Menschen in Stadtteilen, in welchen sie tätig sind, Aspekte der Gesundheitsförderung wie Bewegung, Stressbewältigung oder Ernährung näher zu bringen und dort zu implementieren. „Dazu muss es Angebote geben, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen“, erläutert die Ergotherapeutin einen typischen Denkansatz ihrer Berufsgruppe.
Ergotherapeut:innen sorgen für gesundheitsförderliche Angebote im Quartier
Die Ergotherapeutin beschreibt ihr Vorgehen an einem konkreten Thema. Rückenprobleme sind weit verbreitet – auch bei den Menschen, mit denen sie zusammenarbeitet. Die Ergotherapeutin zeigt ihnen daher beim Treffen im Elterncafé oder beim gemeinsamen Gang über den Friedhof, den die Anwohner:innen mangels richtigem Park in ungestörten Nischen wie einen solchen nutzen, wie sie unkompliziert Stabilisierungs- oder Dehnungsübungen in ihren Alltag einbauen können. Darüber hinaus koordiniert und leitet sie Kurse, an denen Interessierte, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten, teilnehmen können. Dort erfahren sie etwa, mit welchen einfachen Übungen sie ihren Rücken entlasten und entspannen können. Fahrradkurse können in bestimmten Quartieren ein für alle Altersgruppen interessantes Angebot sein. Auch Erwachsene, die das Fahrradfahren nie erlernt haben, können sich so die Fertigkeit als solche aneignen und ebenso weitere Vorteile dieses Fortbewegungsmittels kennenlernen: das Fahrrad als eine umweltschonende, kostengünstige Alternative zum Auto zu betrachten, das gleichzeitig der Kondition und somit der Gesundheit dient. Aus denselben Gründen – Dinge ins Bewusstsein zu bringen – vermittelt die Ergotherapeutin insbesondere den Bewohnerinnen der Gegend, welch positive Wirkung Spaziergänge oder generell Bewegung haben. Sie schlägt beispielsweise Eltern vor, eine Walking-Gruppe zu gründen, die sich trifft, sobald die Kinder im Kindergarten, der Kita oder der Schule sind. Diese gemeinsamen Unternehmungen unterstützen ebenso wie weitere Aktionen der Ergotherapeutin zusätzlich zu den gesundheitlichen Aspekten den Gemeinsinn und das Zusammenwachsen der Gemeinschaft.
Zusammenarbeit von Ergotherapeut:innen mit kommunalen Institutionen, Stadtteilbüro und engagierten Eltern
Den Schwerpunkt der Arbeit von Ergotherapeut:innen, die sich mit Gesundheitsförderung oder anderen Bereichen im Gemeinwesen befassen, bilden vorwiegend Aufgaben wie Netzwerken, und die Zusammenarbeit und der Austausch mit allen beteiligten Stellen und Personen der Kommune und des Stadtteils. Dies ist erforderlich, um Aktionen und Angebote im Vorfeld abzusprechen und möglichst passgenau auf die Bedürfnisse derjenigen, für die sie gedacht sind, zuzuschneiden. Dadurch lässt sich die Akzeptanz bei den Menschen im Quartier erhöhen; sie nehmen die Angebote besser an und wahr. Monika Kitzmann gibt ein Beispiel. Bevor ein Spielplatz in dem Bereich, um den sie sich kümmert, angelegt wurde, hat die Städtebauplanung die Kinder befragt, welche Spiele und Spielgeräte sie bevorzugen und was sie nicht mögen. Die Ergotherapeutin hat ein solides Vertrauensverhältnis zu „ihren“ Bewohner:innen aufgebaut und kennt sie durch entsprechende Gespräche und konkrete Befragungen mittlerweile sehr gut, weiß, was ihnen wichtig ist. Dieses Wissen gibt sie bei ihrem aktuellen Projekt, dem Umbau eines Straßenzugs, weiter und lädt die zuständigen Stadtplaner:innen auch zu einem direkten Austausch mit den Bewohner:innen ein. Sie setzt sich bei der Planungsstelle für die Interessen der Anwohner:innen ein, indem sie ihren Einfluss in puncto Gesundheitsförderung geltend macht und auch auf entsprechende Aspekte des Klimawandels verweist. „Umweltgerechtigkeit spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Anpassung von Städten, gerade in Hinblick auf die Gesundheit“, bestätigt die Ergotherapeutin. Bei der anstehenden Umgestaltung dieser Straße macht sie sich dafür stark, Trinkwasserbrunnen, entsiegelte Flächen und ausreichend schattenspendende Elemente einzuplanen, damit die dort lebenden Menschen sich auch an heißen Tagen im Freien aufhalten können und sich nach wie vor gerne draußen bewegen – auch der Gesundheit zuliebe.
Ebenso wie der Weltverband der Ergotherapeut:innen (WFOT) stellt auch der Deutsche Verband Ergotherapie e.V. (DVE) seinen Mitgliedern Plakate und eine Reihe von Informationsmaterialien für den Welttag der Ergotherapie am 27. Oktober zur Verfügung. Ergotherapeut:innen nutzen diesen Tag, um Interessierten das breite Spektrum ihrer Aufgaben- und Einsatzgebiete zu präsentieren und näherzubringen. Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeut:innen vor Ort; Ergotherapeut:innen in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes unter https://dve.info/service/therapeutensuche
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