Ich werde noch etwas. Paula Modersohn-Becker in Hannover

Paula Modersohn-Becker ist eine Pionierin der deutschen Moderne. Die Malerin gehört nicht nur in Deutschland, sondern europa- und weltweit zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Zeit um 1900. Das Landesmuseum Hannover verwahrt 39 Gemälde von ihr – und damit die weltweit zweitgrößte Sammlung! Erstmals werden diese Werke nun in ihrer Gesamtheit der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Schwerpunkt der Schau ist die Geschichte der Sammlung, denn nach Hannover gelangten die ersten Werke dieser Künstlerin.

Paula Modersohn-Becker war die erste deutsche Expressionistin – noch vor der Gründung der Dresdner Brücke 1905 und dem Münchener Blauen Reiter 1908. Sie war die erste Künstlerin, die Akt-Selbstbildnisse schuf und das in einer Zeit, in der Frauen an der Kunstakademie keinen Zutritt hatten. Sozial- und emanzipationsgeschichtlich nimmt sie daher eine herausragende Stellung und für ihr Geschlecht vorbildliche Position ein.

Obwohl Paula Modersohn-Becker mit nur 31 Jahren früh verstorben ist und ihre Schaffensphase lediglich zehn Jahre umfasst, besteht ihr Werk aus rund 2.500 Zeichnungen und etwa 800 Gemälden. Von den etwa 400 Figurenbildern, die sie gemalt hat, zeigen 250 Kinder, überwiegend Mädchen. Auch deshalb wird Modersohn-Becker der »deutsche Picasso« genannt. Genau wie der Spanier gehört sie zu den bedeutendsten Kindermalern aller Zeiten und ist mit diesem eine Wegbereiterin der Kinderkunst nach 1907.

Die Ausstellung zeigt nicht nur Leben und Werk von Paula Modersohn-Becker, sondern beschäftigt sich auch mit der hannoverschen Sammlungsgeschichte – und wie in Hannover die weltweit größte Paula Modersohn-Becker-Sammlung neben Bremen entstehen konnte. Die Künstlerin wurde in Hannover sehr früh entdeckt und intensiv gesammelt. Die Geschichte setzt im Jahr 1910 mit einer Schenkung des hannoverschen Keksfabrikanten, Mäzens und Kunstsammlers Hermann Bahlsen ein und ist auch in den Folgejahren eng mit der Familie Bahlsen verknüpft. Das »Stillleben mit Schellfisch« (von 1906) und dessen ursprüngliche Rück- oder Vorderseite »Rotes Haus mit Birke« (um 1905/1906) stehen ganz am Anfang der hiesigen Sammlungsgeschichte. Bis 1917 folgten weitere Zugänge, unter anderem aus der Sammlung des Hannoveraner Galeristen Herbert von Garvens-Garvensburg. In der Zeit von 1930 bis 1953 wurde die Paula Modersohn-Becker-Sammlung um weitere zehn Werke erweitert. Die jüngste Ausbauphase begann 1998 mit vier Leihgaben der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und stand seitdem fast ganz im Zeichen dieser Familie. Am vorläufigen Ende rangiert wieder der Name Bahlsen, denn die Enkelin von Hermann Bahlsen heiratete in die Familie von Nordeck (Delta Kunst) ein. Aus dieser Sammlung stammt das »Stillleben mit Früchten und französischem Weißbrot« (um 1905), das Ende Juni 2023 als jüngster Zugang in das Landesmuseum Hannover gelangte.

Die Hannoveraner Modersohn-Becker-Sammlung besticht durch internationale bekannte Hauptwerke wie das »Selbstbildnis mit Hand am Kinn«, aber auch durch eine beeindruckende Themenvielfalt. Sie umfasst Werke aus dem gesamten Schaffensprozess der Künstlerin: Von Landschaftsbildern über Stillleben und Darstellungen von Frauen und Kindern ist alles vertreten. In der Ausstellung unterteilt sich das Werk der Künstlerin auf drei Schaffensphasen: Becker: Paula Becker (1897-1901), Modersohn: Paula Modersohn-Becker (1901-1906) und Ich bin Ich: Paula (1906-1907).

Am 19. Januar 1906 schrieb Paula Modersohn-Becker an ihre Mutter: »Denn ich werde noch etwas. Wie groß oder wie klein, dies kann ich selbst nicht sagen, aber es wird etwas in sich Geschlossenes.« Am 20. November 1907, 18 Tage nach der Geburt ihrer Tochter, ist Paula Modersohn-Becker an einer Embolie verstorben. Otto Modersohn notierte ihre (angeblich) letzten Worte in einem Brief: »Wie schade!«

Zitate

»Paula Modersohn-Becker war eine mutige Künstlerin, die sich gegen gesellschaftliche Konventionen stellte und als Frau an der Spitze der Entwicklung der Moderne in Deutschland stand. Sie hinterließ ein beeindruckendes Erbe von rund 800 Gemälden und 2500 Zeichnungen und ist heute als die erste Expressionistin anerkannt. Mit ihrer ungeheuren Schaffenskraft und inneren Stärke kann Paula Modersohn-Becker uns allen als Vorbild dienen«, so Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur.

»Die Geschichte der Hannoveraner Sammlung ist von Anfang an eng mit der Familie Bahlsen verknüpft. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Stiftung den Sammlungsbestand des Landesmuseums Hannover maßgeblich mit Leihgaben bereichern konnte«, so Dr. Jürgen Seja, Vorstandsvorsitzender der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung

»Malerinnen sind heute gefragt. Daher sind wir sehr stolz, über so eine große Sammlung von Bildern dieser herausragenden Künstlerin zu verfügen. Als Schülerin von Otto Modersohn hat sie begonnen, doch ihren Lehrer und späteren Ehemann weit überflügelt. Damit ist sie ein Vorbild für viele Frauen, dass eine schlechte Ausgangsposition trotzdem zum Erfolg führen kann«, so Dr. Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover.

»‘Keiner kennt sie, keiner schätzt sie – das wird anders werden.‘ Otto Modersohn, der diese prophetischen Zeilen schon 1902 in sein Tagebuch notierte, hat Recht behalten! Mittlerweile gehört Paula Modersohn-Becker zu den bedeutendsten Künstler*innen aller Zeiten«, so Dr. Thomas Andratschke, Kurator der Ausstellung.

Informationen zur Ausstellung
Werke in der Ausstellung

Gemälde: 40
Plastik: 1

Der Begleitband zur Ausstellung kann im Museumsshop für 25 € erworben werden.

Zur Ausstellung ist ein MediaGuide in Form eines digitalen Rundgangs verfügbar, für den am Museumsshop kostenlos Geräte ausgeliehen werden können oder der mittels des eigenen mobilen Endgerätes genutzt werden kann.

Eintritt Sonderausstellung »Ich werde noch etwas« 10 € | ermäßigt 8 € | Familien 20 € inklusive Sammlungen

Begleitprogramm (Auszug)

Ich werde noch etwas.
Die Kunst Paula Modersohn-Beckers
Vortrag
8.11.2023 | 18:00
Die Klassische Moderne beginnt in Deutschland in den Jahren 1900 bis 1907 mit einer Künstlerin: Paula Modersohn-Becker. Bereits früh wurde die erste deutsche Expressionistin in Hannover entdeckt und intensiv gesammelt. Der Kunsthistoriker Dr. Thomas Andratschke
erläutert das Konzept der von ihm kuratierten monographischen Ausstellung.
Dr. Thomas Andratschke, Kurator Neue Meister Eine Veranstaltung der Freunde der Landesgalerie Hannover
Kostenlos | Um Spenden wird gebeten

Paula Modersohn-Becker
Öffentliche Führungen
Immer sonntags | 11:00-12:00
Die öffentliche Führung ermöglicht die Begegnung mit der faszinierenden Malerin und Pionierin der Moderne über die 39 Werke der Hannoverschen Sammlung. Treffen im Museumsfoyer
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Gemalter Alltag. Die Stillleben
von Paula Modersohn-Becker
Workshop
12.11.2023 | 13:00-17:00
Die Stillleben der Künstlerin zeigen die unmittelbare Umgebung ihres Lebens. Davon angeregt arrangieren wir selbst Gegenstande und komponieren damit eigene Werke. Es können gerne Alltagsgegenstande mitgebracht werden.
Brigitte von Wintzingerode
Sonderausstellungseintritt + 2,50 €

Paula Modersohn-Becker
Führungen in Deutscher Gebärdensprache
16.11.2023 | 15:00-16:30
Führung mit Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache.
Treffen im Museumsfoyer
Sonderausstellungseintritt
Anmeldung: info@landesmuseum-hannover.de
Eine Veranstaltung im Rahmen des Aktionstages »Ohr on, Ohr off« der Hörregion Hannover

Wer bin ich? Selbstporträts
und Identitätssuche bei
Paula Modersohn-Becker
Vortrag
13.12.2023 | 18:00
Als die Wegbereiterin des Expressionismus mit nur 31 Jahren starb, ahnte noch niemand, wie bedeutend ihr Werk einmal werden wird.
Dr. Ingrid Pfeiffer wirft einen Blick auf Paula Modersohn-Beckers richtungsweisende Selbstbildnisse, die charakteristisch für die nach Unabhängigkeit strebende Künstlerin werden.
Dr. Ingrid Pfeiffer, Schirn Kunsthalle Frankfurt Eine Veranstaltung der Freunde der Landesgalerie Hannover
Kostenlos | Um Spenden wird gebeten

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30169 Hannover
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