„Die Rolle der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der Verfolgung und massenhaften Ermordung von Sinti und Roma in der NS-Zeit ist in der Tat noch nicht hinreichend aufgearbeitet. Daher wollen wir uns verstärkt für eine weitere wissenschaftliche Erforschung einsetzen“, sagte Bischof Bätzing. Zwar gebe es schon jetzt eine ganze Reihe von einzelnen Studien. Diese beschränkten sich aber jeweils auf bestimmte Regionen oder auf die Rolle einzelner Persönlichkeiten. „Mir ist es wichtig, dass wir genau hinschauen und dass wir offen reden über dieses Kapitel der Geschichte. Das sind wir den Menschen schuldig, die damals Unrecht und Verfolgung erlitten haben, die deportiert und ermordet worden sind. Und das sind wir auch unseren Schwestern und Brüdern schuldig, die heute als Minderheit der Sinti und Roma noch immer um ihre Anerkennung ringen“, so Bischof Bätzing.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hatte zuletzt anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma im April 2022 in einem Grußwort ausdrücklich eingeräumt, dass die katholische Kirche zu dem Völkermord an Roma und Sinti weitgehend geschwiegen und schwere Schuld auf sich geladen habe.
„Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma begrüßt die Bereitschaft der Deutschen Bischofskonferenz, die Rolle der katholischen Kirche in der NS-Zeit bei der Verfolgung unserer Minderheit aufzuarbeiten, denn Holocaust heißt auch die Vernichtung einer halben Million Sinti und Roma im NS-besetzten Europa“, so der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose. „Wie wir heute wissen, hatten katholische Bischöfe schon sehr früh genaue Kenntnis von der Dimension der NS-Verbrechen an Sinti und Roma, wie verschiedene Quellen in Kirchenarchiven belegen. Viele Angehörige der Minderheit hatten sich hilfesuchend an ihre kirchlichen Gemeinden gewandt, von denen sie abgewiesen und im Stich gelassen wurden“, so Romani Rose. Für den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ist es bedeutsam, dass auch der Antiziganismus nach 1945 seitens der katholischen Kirche in die historische Aufarbeitung einbezogen wird.
Beide Seiten bekräftigten ihren Willen für eine unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte sei eine wichtige Voraussetzung für einen Neuanfang im Verhältnis zwischen der Minderheit und der Kirche. Nicht zuletzt sei sie notwendig, um in der Gegenwart wirksam Antiziganismus entgegenwirken zu können.
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