Im Anschluss wurde lebhaft darüber diskutiert, ob Patente die Innovationskraft der Züchter stärken oder schwächen. Dr. Jens Rademacher, Corteva Agroscience, sieht Patente als unerlässlich an, da nur sie die erheblichen Investitionen in das notwendige Know-how und die Technik von Neuen Züchtungsmethoden wieder einspielen können. Er stellte klar, dass das Nachbauprivileg wie auch beim Sortenschutz als bewährtes weiteres Schutzrecht dabei unangetastet bleibe. Der Geschäftsführer der Nordsaat Saatzucht GmbH, Wolf von Rhade, bezog dazu eine entschiedene Gegenposition. Die zu erwartenden zusätzlichen Kosten für Lizenzgebühren bei Nutzung fremder Patente, die Erlangung eigener Patente und die Abwehr von Patentverletzungsklagen wären für kleine und mittelständische Unternehmen schlicht nicht zu stemmen. Die europäische Züchtung habe in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass die Züchter auch ohne Patente hohe Anreize für kostenintensive Züchtungsprozesse haben. Der uneingeschränkte Zugang zum Genpool (open source) sei dafür aber die grundlegende Voraussetzung gewesen.
Dieser Einschätzung schlossen sich auch die beiden Vertreter des Berufsstandes an. Landwirt Erich Gussen sieht darüber hinaus auch langfristig das Landwirteprivileg in Gefahr und zieht daher bei den Patenten eine rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe. DBV-Vizepräsident Detlef Kurreck bekräftigte abschließend, dass die Neuen Züchtungsmethoden ein wichtiges Werkzeug für die Bewältigung der kommenden Herausforderungen in der Landwirtschaft seien. Käme jedoch die Patentierung, hätte dies eine deutliche Ausdünnung der Züchterlandschaft zur Folge. Die sich daraus ergebende Marktmacht für verbleibende Unternehmen führe unweigerlich zu höheren Preisen. „Die Erfahrung lehrt“, so Kurreck wörtlich, „dass am Ende die Urproduktion die Zeche zahlt. Das muss verhindert werden.“
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