Eine Liebeserklärung an den Pflegeberuf

Pflegeberufe haben mit einem Imageproblem zu kämpfen. In der medialen Berichterstattung ist der Tenor meist ein negativer. Gerhard Stolzenberg arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Pflege. Er ist ein überzeugter Fürsprecher seines Standes: „Bis heute habe ich keinen einzigen Tag bereut, diesen Beruf gewählt zu haben.“ Jener führte ihn zu den verschiedensten interessanten Stationen – und sogar ins Schloss Bellevue.

Gerhard Stolzenberg kam Anfang der 1990er Jahre „eher zufällig“, wie er sagt, zur Pflege. „Ich hatte damals bereits eine Handwerksausbildung, die mich aber nicht erfüllte. Ich wollte mehr mit Menschen zu tun haben. Zur Überbrückung der Zeit bis zum Beginn meines Wehrdienstes auf der Gorch Fock jobbte ich als Stationshelfer in einer Klinik. Nach sechs Monaten war ich von dem Beruf so überzeugt, dass ich alle meine Pläne über den Haufen warf.“ Statt zur Marine zu gehen, absolvierte er seinen Zivildienst in dem Krankenhaus und direkt danach die Ausbildung zum Examinierten Krankenpfleger. „Es gab schon damals einen Personalengpass, der mit Pflegekräften aus dem ehemaligen Jugoslawien kompensiert wurde. Für mich war das das Zeichen: hier wirst Du wirklich gebraucht. Ich ging mit großem Idealismus an die Sache heran. Geld war damals kein Thema. Ich wollte einfach anderen Menschen helfen.“

Zahllose Möglichkeiten und bereichernde Erfahrungen

Der 55-Jährige ist bis heute überzeugt vom Pflegeberuf: „Das Wunderbare daran ist, dass man Menschen in Ausnahmesituationen begleitet und mit ihnen in Austausch kommt. Dabei lernt man viele faszinierende Biografien kennen. Bei meinen ersten Nachtdiensten im Deutschen Herzzentrum in München habe ich mich beispielsweise um einen Herrn gekümmert, der Stalingrad-Veteran war oder um einen Dirigenten, mit dem ich auch danach noch Kontakt hielt. Dieser Teil meines Berufes bereichert mich persönlich sehr.“

Außerdem, ergänzt er, biete die Pflege ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten, wie es in keinem anderen Berufszweig gegeben sei. „Man kann sich immer weiterbilden und in sehr vielen verschiedenen, interessanten Bereichen tätig sein.“ Dieses Potenzial nutzte Gerhard Stolzenberg. „Ich habe immer die Herausforderung gesucht und alle paar Jahre etwas Neues ausprobiert.“ Nach 15 Jahren im intensivmedizinischen Bereich am Deutschen Herzzentrum sowie am Max-Planck-Institut München wechselte er ins Klinikum Großhadern in den Bereich der Knochenmarktransplantation. Die Arbeit dort weckte sein Interesse an der Palliativmedizin. „Darum machte ich eine Weiterbildung in der Pflege Sterbender und Schwerstkranker und wirkte danach am Aufbau des Johannes-Hospiz in München mit. Sein weiterer Weg umfasste mehrjährige Tätigkeiten beim Medizinischen Dienst in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim sowie in einer der größten deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrien. „Irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem ich gerne aus dem Dreischichtbetrieb rauswollte. Als junger Mann hatte mir der nichts ausgemacht. Damals fand ich es sogar gut, oft nachmittags und auch unter der Woche frei zu haben. Mit zunehmendem Alter empfand ich die unregelmäßigen Arbeitszeiten jedoch als immer anstrengender.“ Seit acht Jahren ist Gerhard Stolzenberg nun in der KIRINUS Tagesklinik Schwabing, einer Fachklinik für Psychosomatik, als Co-Therapeut tätig.

Pflege jenseits des Akutkrankenhauses

„Die Arbeit hier ist eine ganz andere als im Akutkrankenhaus. Bei der Betreuung von Menschen mit Burnout, Depressionen, Essstörungen oder einer Borderline-Persönlichkeitsstörung geht es um Bezugspflege, um Ganzheitlichkeit und um soziale Kompetenz. Hier kann ich meine Lebenserfahrung gut einbringen.“ Das Pflegeteam unterstützt die Patientinnen und Patienten teils über viele Wochen in ihrem Prozess und leitet auch Achtsamkeitsgruppen an. „Wir arbeiten sehr eng mit Psychotherapeuten, Ärzten sowie Kunst-, Sport- und anderen Therapeuten zusammen, es herrscht ein sehr enger, wertschätzender Austausch.“ Einen solchen hält er für essenziell wichtig für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Wider das Negativimage der Pflege

Das weit verbreitete Negativimage, das Pflegeberufen anhaftet, bedauert Gerhard Stolzenberg. „Es ist sehr schade, dass der Fokus in der öffentlichen Wahrnehmung überwiegend auf den Defiziten liegt und die zahlreichen positiven Aspekte ausgeblendet werden.“ Neben dem bereits Genannten gehöre zu Letzteren auch die unmittelbar erlebbare Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns sowie die große Wertschätzung, die er persönlich stets erfahren habe, sowohl seitens der Patienten und ihren Angehörigen als auch der Vorgesetzten. „In der Klinik hier ist das unglaublich – der Chef unserer Firmengruppe kennt den Namen jedes einzelnen Mitarbeitenden und hat sich, nachdem ich einmal einen Unfall hatte, persönlich bei mir erkundigt, wie es mir geht. Ein anderer Vorgesetzter hat mir damals Genesungswünsche und einen Blumenstrauß ans Krankenbett gebracht – da war ich wirklich sprachlos.“ Mit einer menschlichen Art des Umgangs könne man sich als Arbeitgeber positiv von Mitbewerbern absetzen, die ihre Pflegekräfte lediglich als Ressource zur Maximierung des ökonomischen Nutzens ihres Unternehmens betrachten, ist er überzeugt. Apropos Ökonomie: Was das oft kritisierte Gehalt in der Pflege angeht, so findet auch Gerhard Stolzenberg, „dass man für das, was man leistet, nicht ausreichend entlohnt wird. Da gibt es noch deutlichen Nachbesserungsbedarf. Aber hier tut sich ja zum Glück bereits etwas.“

Eines der Gesichter der bundesweiten Impfkampagne

In der Zeit der Corona-Pandemie wirkte Gerhard Stolzenberg bei der bundesweiten Kampagne „Ich krempel die #ärmelhoch“ des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege mit, die Pflegekräfte dazu ermuntern sollte, sich impfen zu lassen. Sein Gesicht war in Spots und einem Flyer zu sehen. Infolgedessen tauschte er sich später per Videoschalte mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dem ärztlichen Leiter des Impfzentrums Fürth, der medizinischen Direktorin am Klinikum Weiden und einer Altenpflegerin aus Forchheim über die Stimmungslage und die Auswirkungen der Corona-Pandemie aus und wurde später zu einem festlichen Empfang ins Schloss Bellevue eingeladen, bei dem das Staatsoberhaupt seinen Dank und seine Hochachtung vor der Leistung der Menschen während der Pandemie zum Ausdruck brachte. Im September 2022 wurde er von Bayerns damaligem Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, im Rahmen eines Empfangs mit der Florence Nightingale Medaille ausgezeichnet. Im März 2023 war er mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bereich Gesundheit und Pflege zum festlichen Abendessen mit Ministerpräsident Markus Söder und Klaus Holetschek im Antiquarium der Residenz München eingeladen. „Der Abend gestaltete sich für mich als sehr wertschätzend und der Pflege gegenüber sehr aufgeschlossen. Mich freut es sehr, dass die Politik die medizinischen Berufe in den Fokus rückt. Für mich war es ein unvergessliches Erlebnis."

Über den Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V.

Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e. V. (VPKA) setzt sich als dynamischer und praxisnaher Verband seit mehr als 70 Jahren bayernweit für die inhaltlichen Belange der privaten Akut- und Rehakliniken ein. Er vertritt als größter Landesverband rund 170 Einrichtungen mit knapp 30.000 Betten. Sein Ziel ist eine qualitativ hochwertige, innovative und wirtschaftliche Patientenversorgung in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken. Neben der Beratung seiner Mitglieder vertritt er die Belange der Privatkrankenanstalten in gesellschaftlichen, sozialpolitischen und tariflichen Angelegenheiten.

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