Nachdem das Europaparlament und die Mitgliedstaaten sich Ende vergangenen Jahres mit separaten Abstimmungen zum PPWR-Entwurf positioniert hatten, finden aktuell die sogenannten Trilog-Verhandlungen von Parlament, Rat und EU-Kommission statt. „Bei Gegenüberstellung der Positionen der drei Seiten wird deutlich: Es drohen nicht nur weitere Belastungen von Unternehmen durch eine Fülle neuer, unnötiger Dokumentationspflichten. Vielmehr wird durch praxisferne Vorgaben zum Recycling der Fortbestand der Holzverpackungsbranche gefährdet. Davon betroffen wären neben der deutschen Wirtschaft insgesamt auch weitere Teilbranchen der Holzindustrie wie die Holzwerkstoffindustrie.
Positionspapier
Die Verbände der Holzindustrie haben ihre Besorgnis in einem an Parlamentarier versandten Positionspapier zum Ausdruck gebracht (s. Anhang). Darin werden Kernforderungen und konkrete Änderungsvorschläge zur PPWR formuliert.
Offener Kreislauf schafft Mehrwert: Aus Paletten werden Platten
Immer noch halten einzelne Verhandler in Brüssel am Konzept des „Closed Loop“-Recyclings fest, eines geschlossenen Kreislaufs, wie er bei bestimmten Kunststoffen denkbar ist, nicht aber beim nachwachsenden Rohstoff Holz. Eine Palette oder Exportkiste aus Holz kann durch Recycling kaum wieder zum gleichen Produkt werden, sehr wohl aber zu anderen, sehr wertvollen, langlebigen Holz-Erzeugnissen. Am bekanntesten sind Spanplatten für den Bau- oder Möbelsektor, deren Produzenten auf Holzverpackungen zurückgreifen. Die Produktionsprozesse entsprechen dem Recyclingkonzept eines offenen Kreislaufs, der auch konform ist mit der bisherigen EU-Abfallrahmenrichtlinie. Bisherige PPWR-Entwürfe vernachlässigen hingegen zum Teil die Eigenschaften und besonderen Stärken von Holz. Daher sollten Holzverpackungen von bestimmten Teilen der PPWR ausgenommen werden, verlangt die Holzindustrie.
Wertvolle Industrieprodukte in Holzverpackungen nicht gefährden
Eine solche Ausnahme fordert die Holzindustrie auch für die Vorgaben zum sogenannten Leeranteil in Verpackungen. Hier sind bislang Prozentanteile für den maximalen Leerraum vorgesehen, den die Verpackung umgibt. Hier hat der Brüsseler Gesetzgeber ganz offensichtlich die Regulierung von Verbraucherverpackungen wie Chipstüten oder Süßigkeiten im Blick, nicht aber Industrieverpackungen für Maschinen, wie sie die Holzverpackungsbranche bereitstellt.
Produkte mit einem Gewicht von mehr als 100 kg sollten von der PPWR-Verordnung ausgenommen sein, um unsinnige, kontraproduktive Vorschriften für Industrieverpackungen zu vermeiden. Solche maximalen Leeranteile würden wertvolle Industrieprodukte gefährden.
Die Holzindustrie fordert außerdem, auf die Vorgabe zu verzichten, die Nutzung von recyceltem Material in der Produktion vorzuschreiben. Denn bei bestimmten Industrieverpackungen ist die Nutzung von recycelten Materialien aus technischen Gründen nicht möglich. Für den nachwachsenden Rohstoff Nummer eins wird daher an dieser Stelle eine Ausnahme benötigt.
„Die PPWR-Verhandelnden in Brüssel müssen in den Trilog-Verhandlungen dringend zu entscheidenden Verbesserungen für die klimafreundliche Holzverpackungsbranche kommen. Sonst droht ein Desaster nicht nur in der Holzindustrie, sondern für den europäischen Warenhandel insgesamt“, warnt HDH-Hauptgeschäftsführer Ohnesorge.
Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) vertritt die wirtschaftlichen, politischen und technischen Interessen der Holzindustrie mit rund 200.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von ca. 53 Mrd. Euro. Dabei erstreckt sich das Spektrum über die gesamte Wertschöpfungskette entlang des Werkstoffes Holz: von der Sägeindustrie, der industriellen Holzbe- und -verarbeitung über die Möbelindustrie bis hin zum Bauen mit Holz sowie der Holzpackmittelindustrie. Alle vertretenen Interessen vereint der Einsatz für den natürlichen und vielfältigen Werkstoff Holz.
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