Sicher Campen: Tipps für die richtige Zeltauswahl

Camping erfreut sich großer Beliebtheit. Ob für einen Wandertrip, einen längeren Urlaub auf dem Campingplatz oder zur Festivalsaison – die Auswahl des passenden Zeltes spielt eine entscheidende Rolle für den Komfort und die Sicherheit von Camper:innen. Je nach Einsatzzweck sind Zelttyp, Größe, Gewicht, Material, Wassersäule, Beschichtung und notwendiges Zubehör für Standsicherheit und Verankerung des Zeltes zu berücksichtigen. „Ein qualitativ hochwertiges Zelt schützt die Nutzer vor Witterungseinflüssen und bietet, einmal aufgebaut, Stauraum für das Reisegepäck“, sagt André Siegl, Sicherheitsexperte beim TÜV-Verband. Um sicherzustellen, dass ein Personenzelt gemäß den geltenden Normen wie der DIN EN ISO 5912 hergestellt wurde, sollten Camper:innen beim Kauf auf eine entsprechende CE-Kennzeichnung achten. Genauere Orientierung bieten das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit und das Siegel einer unabhängigen Prüforganisation wie den TÜV. Zelte mit diesen Zeichen wurden auf Sicherheit, Funktion, Gebrauchstauglichkeit und Eigenschaften wie Bruchfestigkeit und Widerstand gegen Durchdringen von Wasser sowie Schadstoffe geprüft. Der TÜV-Verband gibt Tipps zur Zeltauswahl und erklärt, welche Sicherheitsaspekte beim Kauf und bei der Nutzung von Personenzelten zu beachten sind.

Campingzelt oder Trekkingzelt?

Es gibt eine Vielzahl von Zelttypen, die je nach Einsatzbereich und persönlichen Vorlieben gewählt werden können. Benutzer:innen sollten sich vor der Verwendung mit dem möglichen Aufstellort vertraut machen und überlegen, ob das Zelt von einer Person aufgebaut werden kann oder ob mehrere Hände notwendig sind.

  • Geodätzelte bieten durch ihre gekreuzten Stangen eine hohe Stabilität und sind ideal für extreme Wetterbedingungen.
  • Kuppelzelte sind weit verbreitet, bieten eine gute Raumhöhe und sind stabil.
  • Tunnelzelte bieten viel Platz und Komfort und sind einfach aufzubauen.
  • Firstzelte haben die typische Zeltform, ein geringes Packmaß und sind sehr einfach aufzubauen, aber weniger stabil und finden nur noch selten Anwendung.
  • Pyramidenzelte werden durch eine zentrale Stange stabilisiert und bieten viel Platz für Gruppen.
  • Wurfzelte sind ideal für kurze Aufenthalte, da sie sehr einfach aufzubauen und leicht sind. Allerdings sind sie weniger stabil und bieten weniger Platz.

„Allgemein kann zwischen Campingzelten und Trekkingzelten unterschieden werden“, sagt Siegl. „Bei Campingzelten stehen Komfort und Ausstattung im Vordergrund. Sie sind für einen längeren Aufenthalt an einem Ort gedacht, da sie wenig mobil sind. Bei Trekkingzelten sind geringes Gewicht, Stabilität und kleines Packmaß entscheidend.“ Hierbei sind zum Beispiel Kuppel- oder Tunnelzelte empfehlenswert.

Wassersäule gibt an, wie gut ein Zelt vor Regen schützt

Auch die Wahl des Zeltmaterials hängt vom Einsatzzweck ab: Baumwolle ist atmungsaktiv, reißfest und UV-beständig, aber schwerer und benötigt länger zum Trocknen. Polyester ist leicht, wasserabweisend, schnelltrocknend und pflegeleicht, jedoch UV-empfindlich und weniger atmungsaktiv. Nylon ist sehr leicht, reiß- und scheuerfest, dehnt sich aber bei Nässe. Camper:innen sollten außerdem auf die Beschichtung des Stoffes achten. Siegl: „Polyurethan bietet eine hohe Wassersäule, ist jedoch weniger UV-beständig. Silikon stabilisiert das Gewebe zusätzlich, aber die Wassersäule ist bei dieser Beschichtung nicht so hoch.“

Die so genannte Wassersäule gibt an, wie wasserdicht ein Zelt ist. „Nach der DIN-Norm ISO 10966 gilt ein Zeltgewebe ab einer Wassersäule von 1.500 Millimetern als kurzzeitig wasserdicht“, sagt Siegl. Eine höhere Wassersäule ab 3.000 Millimeter biete einen besseren Schutz vor Regen. Optimalen Schutz vor Nässe bietet ein doppelwandiges Modell mit Innen- und Außenzelt. Weitere Tipps, um Feuchtigkeit fernzuhalten, sind ein mindestens 15 Zentimeter in die Zeltwand hochgezogener Zeltboden sowie doppelt genähte und versiegelte Nähte. Damit Zelte auch einem Unwetter standhalten, sollten Innen- sowie Außenzelt an mindestens vier Punkten – besser mehr – mit Heringen im Boden verankert werden. Das Außenzelt sollte zudem mit Abspannleinen gespannt sein.

Auf Ausstattung und Zubehör achten

Je nach Einsatzzweck sollten Verbraucher:innen auf folgende Ausstattung achten:

Apsiden: Die Apsis eines Zeltes ist eine Nische oder Ausbuchtung, in der Gepäck aufbewahrt werden kann. Sie befindet sich in der Regel zwischen Eingang und Innenzelt. Je nach Zeltmodell kann die Apsis verschiedene Formen haben: dreieckig, trapezförmig oder tunnelartig.

Belüftung: Eine gute Belüftung ist entscheidend für ein angenehmes Klima im Zelt. Campingzelte sollten so konstruiert sein, dass eine ständige Luftzirkulation gewährleistet ist. Dazu gehören mindestens zwei Belüftungsöffnungen mit einer Mindestgröße von 100 Quadratzentimetern pro Person sowie ein ausreichender Abstand zwischen Innen- und Außenzelt.

Schlafkabinen: Schlafkabinen bieten besonderen Komfort und ermöglichen eine bessere Organisation im Zelt.

Auf die richtige Pflege kommt es an

„Eine regelmäßige Reinigung des Zeltes ist unerlässlich, um seine Funktionalität und Sicherheit langfristig zu gewährleisten", erklärt Siegl. Um die Wasserdichtigkeit des Zeltes zu erhalten, sollte auch die Imprägnierung regelmäßig erneuert werden. Dabei sollten auch die Nähte imprägniert werden, damit sie wasserdicht bleiben. Eine schonende Reinigung und die vollständige Trocknung vor der Lagerung sind wichtig, um die Lebensdauer des Zeltes zu verlängern. Kleine Risse und Löcher sollten außerdem sofort ausgebessert werden, um größere Schäden zu vermeiden.

Sicherheitstipps für Camper:innen

„Die Sicherheitsaspekte beim Zeltkauf dürfen nie unterschätzt werden, vor allem, wenn Kinder mitreisen“, sagt Siegl. Öffnungen im Innenzelt sollten im geschlossenen Zustand durch Moskitonetze geschützt sein. Ein- und Ausgänge benötigen zweiläufige Reißverschlüsse, die von innen und außen in beide Richtungen betätigt werden können. Bei Zeltausgängen, die höher als 100 Zentimeter sind, muss eine einfache Öffnung vom Boden aus gewährleistet sein, um Kindern im Notfall einen Fluchtweg zu ermöglichen.

Gaskocher oder andere Verbrennungsgeräte dürfen auf keinen Fall im geschlossenen Zelt betrieben werden, da akute Erstickungsgefahr besteht. Camper:innen sollten sicherstellen, dass die Lüftungsöffnungen des Zeltes immer geöffnet sind. Ein gut lesbarer Warnhinweis mit Ratschlägen zu Brandschutz und Belüftung muss an einer sichtbaren Stelle im Zelt angebracht sein. „Ausreichende Belüftung ist entscheidend, um das Risiko einer Kohlenmonoxidvergiftung zu vermeiden“, sagt Siegl.

Auch Kerzen sollten niemals im Zelt angezündet werden. Ein Ofen oder Grill außerhalb des Zeltes sollte stabil und nicht zu nahe an der Zeltplane aufgestellt werden. Spraydosen mit Treibgas wie Deodorant oder Haarspray sollten nicht im geschlossenen Zelt aufbewahrt werden, da sich die Temperatur im Zelt bei Sonneneinstrahlung stark erhöhen kann und bei Temperaturen über 50 Grad Celsius Explosionsgefahr besteht. Beim Kochen in der Nähe des Zeltes sollte ein Spritzschutz zwischen Zeltplane und Herd platziert werden. Grundsätzlich wird vom Kochen im Innenzelt abgeraten. Wenn doch im Zelt gekocht wird, möglichst nur in Zelten mit feuerhemmenden Materialen oder Beschichtungen und immer unter ständiger Aufsicht.

Gas-, Benzin- und Petroleumlampen sollten nicht zu nahe an der Zeltplane aufgehängt werden. Empfohlen werden moderne LED-Lampen mit Batteriebetrieb, die sehr sparsam mit hoher Helligkeit betrieben werden können. Ein mobiler Rauchmelder sollte installiert und der Fluchtweg mit der ganzen Familie erkundet werden. Empfehlenswert ist in Outdoor-Geschäften erhältlicher kleinerer Feuerlöscher. Im Falle eines Gewitters sollten Camper:innen das Auto oder ein Gebäude, zum Beispiel Waschraum oder Küche auf einem Campingplatz, aufsuchen.

Wertsachen sollten Camper:innen immer mit sich führen oder zum Beispiel im verschlossenen Auto aufbewahren . Wer dennoch sein oder ihr Hab und Gut im Zelt sichern möchte, kann beispielsweise ein Zeltschloss und einen Bewegungsmelder mit Licht verwenden.

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