Pfalz schafft Amt der Weinkönigin ab

Es war eine Ankündigung, die hohe Wellen schlug. Die Pfalzwein-Werbung will ab diesem Jahr keine Weinköniginnen mehr küren. Stattdessen soll es «Pfalzweinbotschafter» geben, die sowohl weiblich als auch männlich sein können.

Die Krone kommt weg

Wie Pfalzwein e.V. mitteilt, werden die Pfalzweinbotschafter beiderlei Geschlechts, anders als Weinköniginnen, keine Krone mehr tragen, sondern eine Anstecknadel.

«Amt angemessen transformieren»

«Die Pfalz ist eine moderne, weltoffene und zukunftsgewandte Weinregion. Deshalb liegt es auch in unserer Verantwortung, das traditionelle Amt der Weinhoheiten angemessen zu transformieren und in eine nachhaltige Zukunft zu führen», erklärte dazu Joseph Greilinger, der Geschäftsführer von Pfalzwein e.V. gegenüber der Zeitschrift «Der deutsche Weinbau».

Politiker schalten sich ein

Kritik für die Entscheidung von Pfalzwein e.V. hagelte es aus der Politik und von einigen Pfälzer Bürgern. Der CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Herber etwa mahnte: «Ihr begeht einen großen Fehler. Geht von diesem falschen Trip ab.» Der SPD-Landtagsabgeordnete Claus Schick fragte, «ob gleich alles über den Haufen geworfen werden muss?» Die langjährige Ortsvorsteherin von Neustadt-Gimmeldingen, Claudia Albrecht (CDU), schrieb: «Ich bin fassungslos! Aber vielleicht bin ich einfach nur zu alt.»

Vinissima: «Wir brauchen die Moderne»

Auf positive Resonanz stösst die Ankündigung der Pfalz wiederum beim Netzwerk der Frauen in der Weinbranche Vinissima. «Es muss um Inhalte gehen», erklärte Vinissima-Vorsitzende Trixi Bannert in einer Stellungnahme. «Zu oft erleben wir, dass gut ausgebildete, eloquente Weinfachfrauen als schmückendes Beiwerk inszeniert werden.» Das Bild von Weinrepräsentantinnen und -repräsentanten müsse «zeitgemäss sein und nicht in alten Traditionen verhaftet bleiben. Wir brauchen die Moderne.»

Auch Julia Klöckner findet’s gut

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner, selbst ehemalige Weinkönigin, zeigte sich gelassen. Das Amt der Weinkönigin werde ja nicht abgeschafft, sondern weiterentwickelt, sagte sie dem SWR. Die Zeiten änderten sich eben, «und eine Krone auf dem Kopf zu haben, da hatte ich vor 30 Jahren mitunter schon ein Unbehagen.»

Ein Mann steht zur Wahl

Der Verein Pfalzwein e.V. hatte bereits im Frühjahr auch Männer dazu aufgerufen, sich für das Amt zu bewerben. Nun steht am 4. Oktober in Neustadt an der Weinstrasse neben Lara Karr und Denise Stripf auch Manuel Reuther zur Wahl.

Weinprinzen gibt es schon anderswo

Vor der Pfalz haben bereits einige andere deutsche Weinregionen auch Männer zur Wahl der Weinkönigin, beziehungsweise zum Weinkönig zugelassen: An der Nahe ergänzt das Dreigestirn der Weinprinz Tim Heck, am Mittelrhein regieren mit Gero Schüler und Felix Kahl gleich zwei Weinprinzen mit Weinkönigin Julia Lambrich. In Rheinhessen hat sich für die diesjährige Wahl mit Levin McKenzie ebenfalls ein Mann aufstellen lassen. Am majestätischen Titel halten diese Regionen jedoch bisher fest.

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