Keine Versöhnung ohne Gerechtigkeit
Pfarrer Dr. Tommy Solomons, Moderator der RCSA, ging in seiner Rede auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium ein, und rief den Gästen aus Europa ein „Willkommen zurück!“ und „Wir sind froh, wieder zusammen zu sein!“ zu. Der leitende südafrikanische Theologe forderte die Gäste auf, die durch die Liebe und Gnade Gottes ermöglichte familiäre Zusammenführung wie in der biblischen Erzählung zu feiern.
Während der Versöhnungsfeier sprach sich Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, die Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Aufsichtsrats der VEM ist, für enge Beziehungen zwischen den beiden rheinischen Kirchen auf zwei Kontinenten aus. Sie könnten der Kirche in Deutschland helfen, ihren Weg glaubwürdig zu gehen und Vorurteile durch rassistisches und koloniales Denken zu überwinden. „Ich habe mich gefragt, ob unsere Versöhnung ein Festival sein kann, denn damit gehen auch viele schwierige Gefühle einher. Menschen wurden verletzt, allein gelassen, empfinden Angst und Wut. Kann man das feiern? Aber ich erlebe hier, dass dies durch Christus möglich ist. Wir sind alle durch Christus vereint. Das ist der Ausgangspunkt unserer Versöhnung. Und es gibt allen Grund der Welt, dies auf diese Weise zu tun“, so die leitende Theologin.
Der Generalsekretär der VEM, Pfarrer Dr. Andar Parlindungan, entschuldigte sich als Vertreter der Rechtsnachfolgerin der Rheinischen Missionsgesellschaft bei der Kirche in Südafrika für das rassistische und diskriminierende Verhalten deutscher Missionar*innen gegenüber den einheimischen Vorfahren in Südafrika. „Erstens gibt es keine Versöhnung ohne Gerechtigkeit. Wir glauben, dass Versöhnung das Eingeständnis von Schuld und eine Entschuldigung erfordert. Zweitens müssen wir ehrlicherweise feststellen, dass es ohne die Mission Gottes die rheinische Kirche nicht gäbe. Viele der Kirchen, die im 20. Jahrhundert und bis heute entstanden sind, waren das Ergebnis der Missionsarbeit mutiger und aufrichtiger Missionar*innen der Rheinischen Missionsgesellschaft“, so der indonesische Theologe. Nun gehe es um Versöhnung und den gemeinsamen Blick nach vorn, damit die Kirchen die künftigen Herausforderungen miteinander angehen können.
Gleichberechtigte Form kirchlicher Partnerschaft
Während der Versöhnungsfeier wurde auch der Partnerschaftsvertrag zwischen dem deutschen Kirchenkreis und der RCSA unterzeichnet. Die Partnerschaft sei auf Augenhöhe angelegt, was bedeute, dass es nicht vorrangig um die Hilfe für die Kirche im Süden geht. Die Partner, so heißt es in der Vereinbarung, wollen voneinander lernen, einander verstehen und füreinander da sein.
Es sollen Arbeitsgruppen für die Arbeitsbereiche beider Partner gebildet werden. Dazu gehören die Aufgabengebiete Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, Senioren und Diakonie. Der Kirchenkreis bringt außerdem die Notfallseelsorge ein. Perspektivisch sollen Trainings für die Traumabewältigung, Bibelarbeit sowie der Jugendaustausch hinzukommen. So wollen die südafrikanischen und deutschen Partner eine neue Gemeinschaft und eine neue Form von Partnerschaft aufbauen.
Die Rheinische Kirche Südafrika
Die Rheinische Kirche Südafrika entstand im 19. Jahrhundert durch das Wirken der Missionar*innen der Rheinischen Missionsgesellschaft. Zwischen den beiden Weltkriegen zog sich die Missionsgesellschaft aus Südafrika zurück und der Kontakt zur Missionskirche ging verloren. Erst 2008 wurde die Verbindung nach Kapstadt neu geknüpft. Zwischenzeitlich ist die südafrikanische Kirche von zwei auf elf Gemeinden angewachsen und widmet sich vor allem missionarischen und diakonischen Aufgaben. Seit 2018 gehört die rund 2000 Mitglieder umfassende südafrikanische Kirche zur VEM. Hier ist sie an vielen ganzheitlichen Programmen gemeinsam mit den Geschwisterkirchen in Afrika, Asien und Deutschland beteiligt.
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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