Laufrichtung: Um beste Verdrängungseffekte zu erreichen, hat sich bei Winter- und Allwetterreifen ein pfeilförmiges und damit laufrichtungsgebundenes Profildesign durchgesetzt. Bei diesen Reifen transportieren die tiefen Profilrillen von der Mitte aus Wasser oder Schneematsch nach außen. Dadurch wird der Reifen optimal an den Asphalt gepresst. Wird der Reifen gegen die Laufrichtung montiert, werden Wasser und Schnee zur Reifenmitte transportiert, der Bodenkontakt nimmt ab. Im Test schiebt das Auto haltlos über die Vorderräder aus der Kurve. Grund: Die Profilstege stemmen sich beim Einlenken nicht wie gewünscht griffig-quer gegen die auftretenden Querkräfte, sondern schlittern haltlos längs. Auch bei Nässe fehlt in Kurven die notwendige Verzahnung, der Wagen untersteuert deutlich, die Aquaplaninggefahr steigt massiv. Fazit: Ein Blick auf die Richtungspfeile ist unverzichtbar. Das früher übliche Überkreuzwechseln, um einer Sägezahnbildung des Profils zu begegnen, ist also gefährlich, weil damit die Reifen in der falschen Laufrichtung montiert werden müssen. Sinnvoll ist der Wechsel achsweise von vorne nach hinten.
Profiltiefe: Mitunter werden Winterreifen montiert, die nur noch die empfohlene Restprofiltiefe von vier Millimetern aufweisen. Im Test zeigen solche Reifen auf Schnee und bei Nässe erhebliche Probleme. Auf Schnee bremsen Reifen mit vier Millimeter Profiltiefe rund fünf Meter schlechter, beim Aquaplaning rutschen sie um gut 10 km/h früher aus der Kurve.
Ungleiche Profiltiefe: Sind zwei Winterreifen abgefahren, die anderen beiden verfügen aber noch über genug Profil, kaufen manche nur zwei neue Reifen. Doch wie soll man die Reifenpaare montieren? Werden die neuen hinten montiert, ist die Fahrstabilität besser. Dann aber sind das Bremsen, die Seitenführung und bei Fronttrieblern auch die Traktion auf Schnee und bei Nässe schlechter. Auch die Aquaplaningsicherheit leidet. Mit vorne montierten neuen Reifen kommt der Test-Golf auf Schnee beim Anfahren und Bremsen fast an das Niveau eines kompletten Neureifensatzes heran. Das Fahrverhalten ist aber deutlich schlechter, in Kurven müssen ESP oder der Fahrer ständig eingreifen, um das Heck in der Spur zu halten. Das gilt auch bei Aquaplaning in Kurven. Fazit: Beide Regeln sind nicht optimal. Am besten ist es, wenn man bei jedem saisonalen Radwechsel die Vorderachse nach hinten montiert und so für gleichmäßigen Abrieb und ein ausgewogenes, kalkulierbares Fahrverhalten sorgt. Das gilt ganz besonders für Fahrer von Allwetterreifen.
Ketten auf Sommerreifen: Wer im Flachland wohnt und auf Winterreifen verzichtet, ist auf Schnee verloren. Helfen dann Schneeketten auf den angetriebenen Reifen weiter? Der ams-Test zeigt: Eindeutig nein! Die Kette kann sich am winterharten Sommergummi gar nicht festhalten. Der Reifen dreht in der Kette sowohl beim Bremsen als auch beim Anfahren haltlos durch und macht sie so wirkungslos. Zudem haben die Reifen ohne Ketten überhaupt keinen Grip, das Auto ist kaum lenk- und schon gar nicht sicher beherrschbar.
Redakteur: Thiemo Fleck
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