In seinem Werk "Haben oder Sein" stellt Fromm eine fundamentale Frage: Definiert sich der Mensch über Besitz oder über sein eigenes Sein? Er beschreibt, wie unsere Gesellschaft zunehmend vom Haben-Modus dominiert wird – einem Leben, das sich um Konsum, Besitz und materielle Anhäufung dreht. Demgegenüber steht das Seins-Prinzip, das auf persönliche Entwicklung, Erlebnisse und zwischenmenschliche Beziehungen setzt.
„Wenn ich bin, was ich habe, und ich verliere, was ich habe, wer bin ich dann?“ –
Diese Frage formuliert Fromm als zentrale Herausforderung der modernen Welt. Wer seinen Selbstwert über Geld, Status oder Besitz definiert, lebt in ständiger Angst vor Verlust. Das Problem: Je mehr wir besitzen, desto mehr wollen wir – doch wahre Erfüllung stellt sich nie ein.
"Der moderne Mensch ist von Dingen besessen, die ihm nichts bedeuten, und er wird von einer Angst getrieben, die er nicht versteht."
Fromm argumentiert, dass Geld den Menschen nicht befreit, sondern ihn oft versklavt. Wer ständig mehr haben will – sei es ein größeres Auto, ein teureres Haus oder höhere Renditen – verliert sich in einem endlosen Kreislauf des „Mehr“. Doch der wahre Reichtum liegt nicht im Besitz, sondern in dem, was wir bereits haben: unsere Fähigkeiten, unsere Zeit, unsere Beziehungen.
Doch genau hier liegt das Problem unserer Zeit. Die Wirtschaft, Unternehmen, Aktienmärkte und selbst der Staat sind auf ständiges Wachstum angewiesen. Ohne steigenden Konsum geraten Märkte ins Wanken, Unternehmen verlieren an Wert und ganze Volkswirtschaften drohen zu stagnieren. Das System braucht immer mehr – und der Mensch wird darauf getrimmt, nie zufrieden zu sein.
Fromm beschreibt dies als eine Gesellschaft, die Menschen dazu bringt, nur dann „glücklich“ zu sein, wenn sie mehr kaufen, mehr verdienen und mehr besitzen. Werbung, Finanzmärkte und soziale Normen fördern den Druck, immer weiter zu konsumieren. Doch echtes Glück kann nicht durch das ständige Streben nach mehr entstehen – es liegt nicht im Haben, sondern im Sein.
Erich Fromms Gedanken zeigen uns eindrücklich, dass der Mensch in einem wirtschaftlichen System gefangen ist, das ihn in den Haben-Modus zwingt. Doch wie soll ein radikales Umdenken gelingen, wenn die Realität zeigt, dass genau dieses System den Alltag bestimmt?
Wir leben in einer Zeit voller Herausforderungen: Demografischer Wandel, künstliche Intelligenz, steigende Abgaben, eine unsichere Rentenzukunft und geopolitische Spannungen. Das alles macht es schwer, den Spagat zwischen der Notwendigkeit zu wirtschaften und dem Wunsch nach einer neuen Lebensweise zu schaffen. Niemand bräuchte Geld, wenn nicht ein anderer täglich welches verlangen würde.
Doch genau darin liegt das Dilemma: Unternehmen, Arbeitsplätze und ganze Volkswirtschaften hängen von unserem Konsum ab. Wir produzieren nicht mehr, was wir wirklich zum Leben brauchen, sondern was die Wirtschaft verlangt. Werbung und Finanzmärkte steuern unsere Entscheidungen, nicht unser eigentlicher Bedarf.
Geld ist in dieser Welt notwendig – aber es sollte nicht unser ausschließlicher Lebensinhalt sein. Wer in diesem System bestehen will, muss sich aktiv mit seinen Finanzen auseinandersetzen – daran führt kein Weg vorbei.
Doch genau hier liegt der große Widerspruch: Eigentlich bräuchten wir eine Veränderung. Eine Wirtschaft, die nicht unaufhörlich wachsen muss, ein System, das nicht auf immer mehr Konsum angewiesen ist. Denn wer Aktien kauft, unterstützt genau das Haben-Prinzip, das Fromm kritisiert. Unternehmen müssen weiter expandieren, mehr verkaufen, mehr Ressourcen verbrauchen – und genau das ermöglicht es Aktionären, Gewinne zu erzielen. Ist es also nicht fragwürdig, in Unternehmen zu investieren, wenn genau das System eigentlich unser Problem ist?
Auf der anderen Seite bleibt dem Einzelnen keine andere Wahl. Wer nur konsumiert, zahlt in das System ein, ohne selbst etwas davon zu haben. Während die Gewinne bei Unternehmen und Aktionären landen, verliert der Konsument Kaufkraft – denn steigende Preise und Inflation sorgen dafür, dass sein Geld immer weniger wert wird.
Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter bei NVIDIA.
- Arbeitet er nur dort, bekommt er sein monatliches Gehalt – doch das Unternehmen wächst durch den Verkauf seiner Chips und seine Aktionäre profitieren von steigenden Kursen.
- Hat er zusätzlich NVIDIA-Aktien, ist er nicht nur Angestellter, sondern auch Miteigentümer und profitiert von den Unternehmensgewinnen. So sind heute 78 % der Mitarbeiter dieses Unternehmens durch den Besitz von Aktien zu Millionären geworden.
Das zeigt das Dilemma: Wer nicht mitmacht, verliert.
So bleibt die Frage: Gibt es einen Ausweg aus diesem System? Oder müssen wir uns einfach darin arrangieren, selbst Teil des Mechanismus zu werden, um nicht unterzugehen?
Das aktuelle Wirtschaftssystem lässt dem Einzelnen wenig Spielraum – aber wer sich informiert und kluge finanzielle Entscheidungen trifft, kann sich eine unabhängige Zukunft aufbauen. Auch wenn das bedeutet, genau das zu tun, was Fromm eigentlich infrage stellt
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