Steigende Krankentage als Alarmsignal

Ist Deutschland ein Land der Blaumacher? Viele Topmanager deutscher Unternehmen beklagen öffentlich die Arbeitsmoral ihrer Angestellten. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt, dass Millionen Menschen arbeiten, obwohl sie eigentlich nicht fit sind. Vor allem im Niedriglohnsektor und in Branchen mit Personalmangel schleppen sich die Menschen krank zur Arbeit.

„Wir neigen als Gesellschaft oft dazu, einfache Antworten zu wollen, aber das Problem ist die Gesamtkomplexität des Krankenstandes“, sagt Dr. Simon Senner, Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Im Workshop „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ am TUM Campus Heilbronn gibt der Experte Antworten auf Fragen, die sich zum richtigen Umgang mit Mitarbeitern in unsicheren Zeiten stellen.

Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen – und das trotz eines bereits hohen Niveaus im Vorjahr. Dr. Senner warnt: „Es ist und bleibt also – leider – ein Zukunftsthema.“ Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsende Bedeutung mentaler Gesundheit am Arbeitsplatz. Im Workshop am TUM Campus Heilbronn erklärt Dr. Senner, wie psychische Erkrankungen entstehen, welche Auswirkungen sie haben und wie man ihnen aktiv begegnen kann.

Schwierigkeiten bei der Erkennung

Ein zentrales Problem sei häufig bereits das Erkennen von psychischen Erkrankungen. „Ein gebrochener Arm ist leicht zu sehen, aber bei psychischen Problemen ist es oft nur ein vages Gefühl“, so Senner. Gerade Führungskräfte fühlen sich oft unsicher im Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden. Aus Unwissenheit bleibt manch einer untätig – „die denkbar schlechteste Entscheidung“, betont Senner.

Die Dringlichkeit des Themas unterstreichen alarmierende Statistiken: Mehr als jeder dritte Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine psychische Erkrankung, doch nur rund 25 Prozent nehmen professionelle Hilfe in Anspruch. In den letzten zehn Jahren sind die Fehlzeiten wegen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Burnout um 90% gestiegen.

Auch psychosomatische Beschwerden spielen eine große Rolle. „Laut Studien haben Rückenschmerzen bei nur etwa 15-30 Prozent der Betroffenen eine körperliche Ursache“, erklärt Senner. „Bei den meisten Patientinnen und Patienten ist der Rücken also gar nicht die Ursache der Probleme – und trotzdem stehen sie vor einem und zeigen genau auf die Stelle, wo es weh tut.“ Dies verdeutlicht, wie eng Körper und Psyche miteinander verbunden sind, was auch in der Behandlung Berücksichtigung finden muss.

Kostenfaktor und Handlungsbedarf

Psychische Erkrankungen belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern verursachen auch erhebliche Kosten für Unternehmen und Gesellschaft. Während im physischen Arbeitsschutz bereits Fortschritte erzielt wurden, sieht Dr. Senner beim Schutz der psychischen Gesundheit Nachholbedarf: „Viele Unternehmen investieren erhebliche Mittel, um kleine Margensteigerungen zu erzielen, etwa im Einkauf, dabei haben sie hier oft schon das maximal Mögliche herausgeholt. Aber bei der Prävention psychischer Belastungen gibt es ein enormes, oft ungenutztes Potenzial.“

Trotz der Herausforderungen gibt es positive Entwicklungen: „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz hat sich von ‘nice to have’ zu einem zentralen unternehmerischen Thema entwickelt“, betont Senner. Die moderne Arbeitswelt mit ihrer zunehmenden Digitalisierung stellt sowohl Mitarbeitende als auch Führungskräfte vor neue Herausforderungen. „Es geht darum, dieses schwer greifbare Thema zugänglicher zu machen. Auch viele gestandene Führungskräfte wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Insofern besteht hier noch ein großer Bedarf“, so Senner weiter. Präventive Maßnahmen wie die Entwicklung von Strategien und der Austausch bewährter Praktiken können hier entscheidend sein.

Werkzeuge für die Praxis

Um Führungskräfte gezielt zu unterstützen, bietet der TUM Campus Heilbronn spezielle Schulungen an. „Am TUM Campus Heilbronn lernen sie die richtigen Techniken, um psychische Erkrankungen zu erkennen und betroffenen Mitarbeitenden zu helfen“, erklärt Senner. Im Workshop „Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz“ erhalten die Teilnehmenden konkrete Handlungsempfehlungen und lernen, wie sie empathisch und effektiv auf psychische Probleme reagieren können. „Nur durch Austausch und Gespräche kann man wachsen“, betont Senner und hebt die führende Rolle der TUM in der Ausbildung der Führungskräfte von morgen hervor.

Die nächste Möglichkeit, den Werkzeugkoffer aufzufüllen, haben Interessierte am 12. und 13. Mai 2025. Alle Informationen dazu gibt es hier: Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz

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