Experten aus verschiedenen Ländern lenkten den Blick auf das facettenreiche Zusammenspiel von Anspruch, Wirklichkeit und den sich daraus ergebenden Herausforderungen beim Thema Religionsfreiheit.
Politische Kontroversen und normative Grundlagen
In einer Welt, die von kultureller Vielfalt und unterschiedlichen Wertvorstellungen geprägt ist, stellt die Religionsfreiheit nach Angaben der Veranstalter einen zentralen, aber oft kontrovers diskutierten Aspekt dar. „Es gibt viel zu tun“, resümierte Dr. Heiner Bielefeldt, Seniorprofessor für Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die gegenwärtige Situation. Sein Auftaktreferat der Tagung konzentrierte sich auf politische Kontroversen und die normativen Grundlagen der Religionsfreiheit als Menschenrecht.
Bielefeldt stellte dar, dass die Gegner von Religionsfreiheit vor allem autokratische Staaten seien, aber auch in liberalen Kreisen stoße das Konzept auf Skepsis. Dies hänge mit Klischeevorstellungen über Religion, mit einem eindimensionalen Freiheitsbegriff sowie mit einer falschen Reaktion auf die kulturkämpferische Instrumentalisierung der Religionsfreiheit zusammen. Auch die normativen Grundlagen wurden von Bielefeldt beleuchtet. Religionsfreiheit sei ein zentrales Menschenrecht, das Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Weltanschauungsfreiheit beinhalte. Sie sei für ein ganzheitliches Verständnis der Menschenrechte unverzichtbar und übe eine Art Wächterfunktion aus, die vor einer Überdehnung der Menschenrechte in Richtung einer globalen Humanitätsreligion schützen könne.
Plurale Wirklichkeit und vielfältige Herausforderungen
Gemäß Volker Kauder, Honorarprofessor für Politische Ethik und Religionsfreiheit an der FTH, sollte das Symposium Religionsfreiheit ein Startschuss sein, das Thema wissenschaftlich und nicht nur politisch in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dr. Christoph Raedel, Professor für Systematische Theologie an der FTH, stellte in seinem Referat die These auf, dass Identitätspolitik dem Gemeinwohl und dem Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft schade, weil sie die Gesellschaft ideologisch in zwei Gruppen von Unterdrückern und Unterdrückten spalte. Raedel rief dazu auf, Vertrauen durch Demut und Bekennermut zu stärken.
In weiteren Vorträgen und Werkstattberichten kamen unterschiedliche Experten aus verschiedenen Ländern zu Wort. Dabei ging es unter anderem um Impulse aus dem Neuen Testament zum Thema verfolgte Christen, um eine theologische Bearbeitung von Verfolgung und Risiko, sowie um persönliche Zeugnisse. Dr. Dennis Petri, Direktor des International Institute for Religious Freedom, führte in die Herausforderungen ein, auch verdeckte Verletzungen der Religionsfreiheit zu beobachten. Die bisherigen Datenbanken unterschiedlicher Akteure auf dem Gebiet der Religionsfreiheit könnten nicht alles erfassen, es blieben „blinde Flecken“. Petri sprach sich für einen ganzheitlichen Ansatz aus, der verschiedene Werkzeuge ergänzend verwendet.
Lehrstuhl Religionsfreiheit an der FTH
Die Freie Theologische Hochschule wurde 1974 in Seeheim an der Bergstraße als private theologische Akademie gegründet. Heute ist die FTH in Gießen ansässig und nach eigenen Angaben mit rund 220 Studierenden eine der größten theologischen Hochschulen in Deutschland. Ein spezieller Lehrstuhl beschäftigt sich mit Religionsfreiheit und Erforschung der Christenverfolgung. Weitere Informationen: www.fth.de
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